Schwarzer Tod
Landebahn aufsetzte. Sie rollte direkt bis zu dem Junkersbomber und hielt dort an. Der Motor lief weiter. Die Seitentür öffnete sich, und ein einarmiger Mann kletterte auf die geteerte Piste. Er trug einen schlichten, schwarzen Anzug und winkte dem Piloten zu. Das Flugzeug rollte davon. Der Passagier lief zu der Stelle, an der Bottomley wartete.
»Wie war es in Stockholm, General?«
»Wie immer«, antwortete Smith. »Jede Menge Intrigen, und fast nichts davon wird jemals etwas fruchten. Schon Nachricht von Butler und Wilkes?«
»Nein, Sir. Aber Bletchley hat einen unbestätigten Bericht erhalten, wonach die Wojiks vermißt werden.«
»Vermißt?« Smith wirkte besorgt.
»Anscheinend hat jemand vom SHEPHERD-Netzwerk berichtet, daß Scarlett die Wojiks für ein Nottreffen gerufen hat. Die Wojiks sind zwar aufgebrochen, aber niemals zurückgekommen.«
Smith zupfte an einem Ende seines grauen Schnurrbartes. »Vielleicht ist Schörner über Weitz und diese Kaas gestolpert und hat sie benutzt, um die Wojiks zu kassieren. Er hat vielleicht sogar Butler und Wilkes erwischt.« Smith sah an seinem schwarzen Anzug herunter. »Sieht so aus, als wäre ich für diesen Anlaß passend gekleidet.«
»Pech, Sir.«
Smith schnüffelte und blickte nach Süden über die gefrorene Ostsee hinweg. Ein schwarzer Kanal war durch das Eis an der Küste gebrochen worden, aber er füllte sich schnell mit kleinen Eisschollen. »Wir wissen es nicht sicher«, sagte er. »Immer noch kein Ultrakurzwellenverkehr, der irgendwelche ungewöhnlichen Vorgänge in Totenhausen anzeigt? Keinen vereitelten Kommandoangriff oder etwas Ähnliches?«
»Nein, Sir.«
»Nun, das ist die vierte Nacht. Der Wind müßte eigentlich genug abgeflaut sein, um einen Angriff zu ermöglichen. Aber Butler und Wilkes haben nicht angegriffen. Das Gas ist mittlerweile fast 100 Stunden alt. Sieht so aus, als wären sie gescheitert, warum auch immer.« Er klopfte seine Tasche nach der Pfeife ab. »Nun, mit ein bißchen Glück bei der Navigation, wird GENERAL SHERMAN alle Spuren des Einsatzes auslöschen, so, als wären Butler und Wilkes niemals dort gewesen. Arme Kerle!«
Bottomley hob eine Augenbraue. »Vom Winde verweht, Sir«, sagte er mit schwarzem Humor.
»Etwas mehr Respekt, Bottomley.«
»Wollen Sie, daß ich auch heute nacht Butlers Notfallfrequenz abhöre? Sobald die Mosquitos den Hauptverband verlassen haben, müssen sie strikte Funkstille wahren. Wir könnten sie nicht mehr aufhalten, selbst wenn wir wollten. Wenn Sie glauben, daß Butler und Wilkes erledigt sind ... «
»Natürlich werden Sie die Frequenz überwachen, Mann! Bis zu der Minute, in der die Bomben fallen!« Duff Smiths Stimme klang verärgert. »Ganz gleich, wie trist es aussieht, in dem Geschäft kann man nie wissen. Außerdem erfahren wir vielleicht etwas über den Grund, aus dem die Mission gescheitert ist.«
»Jawohl, Sir.«
Smith malträtierte wieder seinen Schnurrbart. »Ich dachte, Stern hätte das Zeug, die Sache durchzuziehen«, murmelte; er. »Verflucht!«
»Wie bitte, Sir?«
»Nichts, Bottomley. Nehmen Sie das Funkgerät mit zur Hütte da unten. Man weiß ja nie, wer vielleicht aus der Brandung herausgekrochen kommt.«
»Ausgezeichnete Idee, Sir.«
Jonas Stern lenkte Sabine Hoffmanns Mercedes zum Haupttor von Totenhausen. Er sah die Suchscheinwerfer schon, als er noch eine Meile entfernt war. Sie stachen wie Finger in den Wald hinein, und spätestens jetzt wußte er, daß es unmöglich gewesen wäre, sich wieder hineinzuschleichen.
Ihm blieb nur ganz frech der Weg durch den Vordereingang.
Als einer der SS-Posten am Tor sich dem Mercedes näherte, konnte Stern nur beten, daß Anna Kaas ihm eine exakte Beschreibung der Befehlsstruktur im Lager gegeben hatte. Er kurbelte das Fenster herunter und wartete, bis der Posten an den Wagen trat.
Als der SS-Mann die Uniform des Sicherheitsdienstes und das Rangabzeichen erkannte, reagierte er genauso, wie Stern gehofft hatte. Er nahm Haltung an, wurde eine Schattierung blasser und riß die Augen auf.
»Treten Sie dichter ans Fenster, Mann!« befahl Stern beiläufig.
»Zu Befehl, Sturmbannführer!«
»Ich bin Sturmbannführer Stern aus Berlin. Ich werde hier eine Verhaftung vornehmen, möglicherweise auch mehrere Verhaftungen.«
Nunmehr wich alle Farbe aus dem Gesicht des SS-Mannes.
»Ich will, daß in der nächsten Stunde ausschließlich SD-Personal durch dieses Tor geht. Das schließt Sturmbannführer Wolfgang Schörner ein. Haben
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