Schwarzer Tod
gebrauchen.«
Weitz schlug die Hand vor den Mund. »Sie ... Sie sind ein Jude?« »Allerdings. Und ich möchte, daß Sie etwas für mich tun, falls Sie das schaffen.«
»Was immer Sie wollen.«
»Wenn der Bombenangriff erfolgt, werden einige SS-Leute vermutlich in den Luftschutzbunker laufen. Und möglicherweise schützt dieser Bunker sie auch gut. Es sei denn, natürlich, daß eine findige Seele einen Weg findet, ihn vorher zu verminen.«
Weitz grinste. »Es wäre mir ein Vergnügen, Sturmbannführer.«
»Guter Mann. Und jetzt gehen Sie und machen Sie sich an die Arbeit. Und denken Sie sich einen guten Grund aus, warum Sie hier angehalten haben, falls Sie jemand gesehen haben sollte.«
Weitz verbeugte sich und verließ eilig das Haus.
Stern ging in die Küche zurück. McConnell hielt Sabine im Schwitzkasten.
Bevor Stern etwas sagen konnte, meinte Anna: »Brandt hat Ihren Vater vergast.«
Stern wurde kreideweiß. »Was sagen Sie da?« flüsterte er. »Mein Vater ist tot?«
Anna hob den Zeigefinger. »Geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie meine Schwester nicht umbringen, oder ich sage Ihnen gar nichts.«
»Sie lügen.«
»Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er in den E-Block gegangen ist«, wiederholte Anna.
McConnell hörte an ihrer Stimme, daß sie die Wahrheit sagte.
»Na gut«, lenkte Stern ein. »Sie können sie in den Keller bringen und sie fesseln. Und jetzt sagen Sie mir, was Sie wissen!«
»Ihr Vater hat überlebt. Es war ein Test für einen Schutzanzug. Ihr Vater hat einen getragen. Ich habe gesehen, wie er lebendig herausgekommen ist.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, packte Anna Sabine am Arm und zog sie zur Kellertür. Sabine wehrte sich nicht mehr. Es war selbst ihr jetzt völlig klar, daß Stern sie bei der kleinsten Provokation erschießen würde - Versprechen hin oder her.
»Knebeln Sie sie!« rief Stern Anna hinterher. »Wenn ich mir noch mehr Klatschgeschichten über die Nazi-Höflinge anhören muß, erschieße ich sie einfach nur, damit sie die Klappe hält.«
McConnell ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen. »Sie haben den Mann gehört. Sie haben das Lager abgesperrt.
Schörner erwartet etwas. Sie werden niemals heute nacht hineingelangen. Und Sie haben keine Chance, die Gefangenen im E-Block in Sicherheit zu bringen.«
»Ich komme hinein«, widersprach Stern selbstbewußt.
»Und wie?«
Stern schlug die Hacken zusammen, daß es wie ein Pistolenschuß knallte, und seine Stimme wurde scharf. »Scheint so, als würde Sturmbannführer Stern aus Berlin eine Sicherheitsinspektion vornehmen.«
40
Um 18:00 Uhr Greenwich-Zeit starteten zwölf Mosquitobomber aus Skitten Field, einem Teil des Stützpunkts Wick in Schottland. Sie flogen über die Nordsee auf das besetzte Europa zu. Ihr Kodename war GENERAL SHERMAN. Die Mosquitos starteten direkt hinter einem RAF-Pathfinder- Verband, der eine Welle von Lancaster-Bombern zu den Ölfabriken in Magdeburg führte. Jeder der speziell angepaßten Mosquitos trug eine Bombenlast von 4 000 Pfund unter Rumpf und Flügeln.
GENERAL SHERMAN würde mit den Pathfindern über die Niederlande fliegen, aber wenn die Pathfinder in der Nähe von Cuxhaven nach Süden abbogen, würden die Mosquitos weiter nach Osten fliegen, an Rostock vorbei, bis an die Mündung der Recknitz. Sie würden dem Fluß nach Süden folgen und den Dörfern dabei ausweichen. Wenn sie Bad Sülz erreichten, würden sie dem Flußlauf mit ihrem EJ>S-Radar folgen, bis sie Dornow sahen. Dort würde das Führungsflugzeug Markierungskugeln, sogenannte >Christbäume<, abwerfen und die ganze Gegend in gleißendes Licht tauchen. Das zweite Flugzeug würde das Ziel mit helleuchtenden roten Zielanzeigern markieren.
Die Mosquitos waren dann zwar an der Grenze ihrer Reichweite angelangt, aber da sie mit keinerlei Luftabwehr rechnen mußten, konnten sie sich einen langsamen, genauen Zielanflug leisten. Das erste Ziel war ein Gefangenenlager zwischen den Hügeln und dem Fluß, das ihnen nur als Tara bekannt war. In einer Tandem-Formation würden sie die südliche Seite dieser Hügel mit Spreng- und Brandbomben angreifen, bis nichts mehr davon übrigblieb, außer einem Feuer, das so heiß war, daß es die nahe gelegene Recknitz zum Kochen bringen würde.
Jonas Stern trat in Annas Schlafzimmer und überprüfte im Spiegel seine SD-Uniform. Er hatte vergessen, den Teerfleck zu entfernen, den er sich am Mast geholt hatte; aber das war jetzt nicht weiter wichtig. Er glättete den Kragen,
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