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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Das Heft des Dolches hielt den Kopf in einer halb aufrechten Position. Avram wischte sich die blutigen Hände am Mantel des Postens ab und ging wieder zum Gefangenenblock.
    Seine Uhr zeigte 19:48.
    Er hätte fast mit seiner Schmeisser aus Panik gefeuert, als eine Gruppe schweigender Schatten in der Finsternis an ihm vorbeilief. Dann wußte er, was los war.
    Rachel Jansen trieb die Frauen und Kinder in den E-Block.

44

    Der Cameron-Tartan flatterte wie eine Flagge vom Riemen an McConnells Sauerstofftank, als er diesen durch die Haustür schleppte. Anna war direkt hinter ihm.
    »Warte!« sagte er. »Da ist Stern!«
    Eine halbe Meile entfernt kamen Scheinwerfer auf der flachen Strecke die Straße entlang, die von den Hügeln nach Dornow führte. Dann tauchte ein zweites Paar aus der Dunkelheit am Fuß der Hügel auf und folgte dem ersten.
    »Jagen sie ihn?« fragte McConnell beunruhigt.
    »Das ist nicht Stern«, sagte Anna tonlos. »Es ist jetzt zehn vor acht. Wenn er frei wäre, wäre er jetzt schon am Mast. Sieh dir den Unterschied der Scheinwerfer an. Der erste ist ein Kübelwagen, dem ein Truppenlastwagen folgt. Meine Güte. Sie kommen! Schörner muß Stern gefangen und ihn zum Reden gebracht haben.«
    Sie riß den Sauerstoffkanister von McConnells Schulter und zog ihn zu Gretas Wagen. Dort ließ sie den Kanister auf den Rücksitz fallen und nahm vier Handgranaten aus Sterns Ledertasche.
    »Steig in den Wagen!« rief sie. »Leg dich auf den Boden! Schnell!«
    »Was hast du vor?« wollte McConnell wissen.
    »Es gibt nur eine Straße zu dem Transformatorhaus, und auf der fahren sie. Wir kommen nicht an ihnen vorbei. Ich muß in der Haustür stehen, damit sie direkt auf mich zukommen, wenn sie da sind. Wenn sie das machen, mußt du ...«
    Er packte ihre Arme und schüttelte sie. »Ich lasse dich nicht hier zurück, damit sie dich töten!«
    »Dann sterben wir beide umsonst!«
    Er konnte das Rumpeln der herannahenden Fahrzeuge schon förmlich spüren. »Es muß noch einen anderen Weg geben!«
    Anna blickte auf die Scheinwerfer. »Einverstanden«, sagte sie und ließ die Handgranaten auf den Vordersitz fallen. »Komm mit!«
    Sie lief ins Haus, machte alle Lampen an, öffnete die Kellertür und schrie: »Bleib ruhig, Sabine! Es wird eine Schießerei geben! Du könntest aus Versehen getroffen werden!«
    Während McConnell sie verwirrt ansah, schlug sie die Kellertür wieder zu und öffnete eine Küchenschublade. Sie holte einen Revolver heraus, den McConnell noch nie gesehen hatte.
    »Stan Wojik hat ihn mir gegeben«, erklärte Anna und zog McConnell ins Schlafzimmer.
    Eine kleine Tür führte auf das brachliegende Feld hinter dem Haus hinaus. Anna lief voraus, rannte an der Seite des Hauses entlang und ließ sich an der Ecke auf die Knie fallen. McConnell folgte langsamer, weil sein Anzug so schwer war und er die Mauser trug. Als er die Ecke erreichte, stürzte Anna zu dem Wagen. McConnell rannte hinterher und sah überrascht, daß Anna zur Fahrerseite lief.
    Bevor sie die Tür öffnen konnte, zog er sie zur Seite, zertrümmerte das Beifahrerfenster mit dem Gewehrkolben und zerstörte dabei das Innenraumlicht. Dann öffnete er die Tür und schob sie über den Vordersitz.
    »Runter!« zischte er. »Auf den Boden!«
    Anna gehorchte. McConnell legte sich flach auf den Sitz, den Kopf zur Beifahrertür, sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt. Seine Füße hatte er unter dem Lenkrad angewinkelt. Das Gewehr hielt er an den Körper gepreßt, Finger am Abzug.
    »Warum hast du das Licht angemacht?« fragte er.
    »Sie werden annehmen, daß jeder, der die Verdunkelungsgesetze so drastisch verletzt, im Haus sein muß.
    Aber wenn sie doch die Wagen zuerst kontrollieren ...« Sie hob den Revolver.
    Das Quietschen von Bremsen mischte sich mit dem lauten Heulen des Lastwagens, als der Fahrer mit Zwischengas runterschaltete. McConnell spannte die Muskeln an und versuchte, die Geräusche zu ordnen. Der Lastwagen blieb zwischen Wagen und Haus stehen, und der Fahrer ließ den Motor laufen. Vier Türen öffneten und schlössen sich, und schwere Stiefel knirschten im Schnee. McConnell hob den Kopf, um hinauszusehen, aber sein und Annas Atem hatten das Glas der Windschutzscheibe bereits beschlagen. Er hörte ein lautes Klopfen an der Haustür.
    »Fräulein Kaas!« rief eine männliche Stimme. »Fräulein Kaas, öffnen Sie die Tür!«
    »Schörner«, flüsterte Anna.
    Das Rattern einer Maschinenpistole durchzuckte McConnell wie ein

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