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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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und marschierte zur Bürotür. »Bringen Sie ihn nicht um. Ist das deutlich genug?«
    Sturm salutierte. »Zu Befehl, Sturmbannführer! Gute Jagd.«
    Schörner ging hinaus.
    Sturm griff zum Telefon. »Karl? Stell Glaub und Becker zum Schutz des Herrn Doktor ab, bis sie andere Befehle von mir erhalten.«
    Er legte auf und winkte die beiden SS-Männer heran, die am hinteren Ende des Büros standen. »Haltet ihn auf dem Stuhl fest«, sagte er.
    Stern spannte sich an, als vier Hände ihn an den Oberarmen packten und so fest zudrückten, daß sie ihm das Blut abschnürten.
    Hauptscharführer Sturm durchsuchte schnell die SD-Uniform, lachte, als er die Zyankalikapsel fand, und steckte Sabines Mercedes-Schlüssel ein. Dann lächelte er und zog seinen SS-Dolch aus der Scheide am Gürtel. Er war identisch mit dem, den Stern benutzt hatte, um dem Wachtposten die Kehle durchzuschneiden, und den er dann nichtsahnend Rachel Jansen gegeben hatte. Hauptscharführer Sturm schnitt damit beiläufig die Knöpfe der SD-Uniformjacke ab und schlitzte dann Sterns Unterhemd in der Mitte auf.
    »Ach!« rief er und starrte auf Sterns nackten Oberkörper. »Seht euch das an!«
    Die beiden SS-Männer beugten sich vor und glotzten auf die flammenden Narben auf Sterns Brust und Bauch. Sturm war der erste, dem auffiel, daß die Narben bis in die Hose reichten.
    »Stellt ihn hin«, befahl er.
    Als Stern stand, schnitt Sturm ihm den Gürtel durch und riß ihm die Uniformhose bis zum Knie herunter.
    »Ihm fehlt der letzte Zentimeter!« krähte Sturm. »Ich will verflucht sein! Das ist ein Jude! Ein stinkender Jude in einer SD-Uniform!«
    Stern hielt den Atem an, als Sturm seinen Hodensack mit der kalten Dolchschneide anhob.
    »Seht ihn euch an«, sagte Sturm und lachte. »Geschrumpelt wie ein vertrocknetes Radieschen! Wie lange wird es wohl dauern, bis ich den hier zum Singen bringe, Felix?«
    Einer der beiden Soldaten blickte abschätzend auf Sterns vernarbten Oberkörper. »20 Mark, daß er zwei Stunden durchhält.«
    »Das ist eine gute Wette«, sagte Jonas leise. Er blickte Günther Sturm in die Augen. »Ich hoffe, Sie sind ein geduldiger Mann.«
    Wenn die beiden Soldaten Stern nicht festgehalten hätten, hätte Sturms Faust ihn zu Boden geschickt. So jedoch nahm ihm der Schlag fast zehn Sekunden den Atem.
    »Setzt ihn wieder auf den Stuhl«, sagte Sturm. »In einer Stunde fleht er uns an, ihn umzubringen.«

43

    Ariel Weitz stand bewegungslos in Klaus Brandts Bürotür. Brandt saß mit dem Rücken zur Tür und las irgendwelche medizinischen Tabellen, aber Weitz wußte, daß er eigentlich auf einen Anruf wartete. Vor einer Stunde hatte der Kommandant ein Ferngespräch mit Reichsführer Himmler nach Berlin angemeldet. Selbst die Mächtigen warteten geduldig wie die Diener auf die Launen des ehemaligen Hühnerzüchters, der die SS regierte.
    Weitz' Hand zuckte, als er auf Brandts weißen Rücken starrte. Ob jeden grauen Haars, das aus dem dicken, preußischen Nacken wuchs, hätte er am liebsten vor Haß und Abscheu laut aufgeschrien. Brandts glänzender, fast kahler Schädel kam ihm vor wie der perfekte Ort, um ein Dutzend Dachnägel hineinzutreiben. Hundertemal hatte er sich vorgestellt, diese berühmten Hände in der Stahltür der Isolationsstation zu zerquetschen. Und tausendmal hatte er sich ausgemalt, wie es wäre, den Meningitiserreger in sein Rückenmark zu injizieren, wie Brandt es so oft bei >seinen Kindern< praktiziert hatte. Und heute abend ...
    Heute würde er für alles zahlen.
    Als Stiefelgetrappel im Flur ertönte, trat Weitz rasch von der Tür weg. Zwei SS-Männer liefen an ihm vorbei und bezogen rechts und links von Brandts Tür Posten.
    Eine Komplikation.
    Weitz ging den Flur entlang zu einem kleinen Untersuchungszimmer neben dem Hauptkorridor. Hier hatte er den Rest seiner Waffen verstaut und auch seine Beute. In dem schmalen Schrank hing einer der Raubhammer-Testanzüge, die am Nachmittag getestet worden waren. Jetzt war er vollkommen dekontaminiert. Er wog die Hälfte von dem, was die vorigen Modelle an Gewicht auf die Waage gebracht hatten, und verwendete einen Filterkanister und einen Atembeutel, der einen kleinen Zylinder mit reinem Sauerstoff enthielt. Einer der beiden anderen Raubhammer-Anzüge hing in Brandts Büro, aber das kümmerte Weitz nicht. Er brauchte nur den einen.
    Was die beiden SS-Wachen wohl denken würden, wenn sie Brandts Lieblingsjuden mit einer Maschinenpistole um die Ecke kommen sahen? Egal. Es würde

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