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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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genug Bomben und Zielanzeiger an Bord, um ihren Auftrag auszuführen.
    »Glauben Sie, daß Sie den Platz finden, Jacobs? Er soll fast völlig unter Bäumen versteckt sein.«
    Der Navigator hielt eine Stifttaschenlampe zwischen den Zähnen und studierte die Landkarte. »Bleiben Sie einfach über dem Fluß«, antwortete er undeutlich. »Das H 2 S-Radar wird mir die Ufer zeigen. Wenn diese Karte stimmt, dann können wir das Dorf Dornow und den Fluß als so 'ne Art Klammern benutzen, und die Christbäume werden uns einen Blick auf das Kraftwerk und das Lager ermöglichen.«
    Sumner spähte durch die dunkle Scheibe. Das silbrige Band des Flusses führte ihn stetig nach Süden wie eine magische Straße. Das hier war ein merkwürdiger Einsatz, selbst nach den Maßstäben dieser Spezialeinheit. Sie flogen tief nach Deutschland hinein, und das nur, um ein winziges Lager für den SOE zu bombardieren? Die Luftmarschälle kämpften ständig mit Händen und Füßen gegen Duff Smith, um ihre kostbaren Flugzeuge vor seinen Klauen zu beschützen. Wie hatte er es bloß geschafft, eine ganze Staffel Mosquitos für diesen Einsatz abzuzwacken? Sumner hatte das seinem Vorgesetzten in Wick gegenüber verlauten lassen, aber der hatte nur finster dreingeschaut und geknurrt: »Wenn wir dagegen angehen wollten, müßten wir bis nach Downing Street laufen.«
    Sumner wußte nicht, was er damit anfangen sollte. Aber eins wußte er: Aus 300 Metern Höhe und ohne Flakbeschuß konnte seine Staffel ein offenes Todeslager so bombardieren, daß nichts weiter davon übrigblieb als ein Krater von einer Meile Durchmesser.
    »Noch acht Minuten«, verkündete der Navigator.
    »Sie verfolgen uns immer noch nicht!« rief McConnell und blickte in den Rückspiegel. Er fuhr so schnell, wie er es im Schnee wagen konnte.
    »Sie kommen schon noch!« Anna schob die Arme in die Ärmel des Gasanzugs und zog den vorderen Reißverschluß hoch.
    McConnell hielt ihre Hand fest. »Du mußt erst die Maske aufsetzen und dann den Anzug über den Teil legen, der deine Schultern bedeckt. Es ist die einzige Möglichkeit, ihn luftdicht zu verschließen.«
    Anna griff nach den beiden Masken auf dem Rücksitz.
    »Setz deine jetzt auf«, sagte er. »Ich kann dich sprechen hören, wenn du etwas sagen mußt.«
    Die Straße stieg plötzlich steil an. McConnell fuhr langsamer. Direkt vor sich sah er die erste Kurve der Serpentinenstraße, die sich um den Hügel wand. Als er die Kurve nahm, bemerkte er hinter sich Lichter in der Ferne.
    »Da sind sie«, zischte er. »Kennst du dich mit Sauerstoffflaschen aus?«
    »Ich habe hundertmal Sauerstoff verabreicht,« antwortete Anna.
    »Es ist dasselbe Prinzip. Du öffnest das Ventil, steckst den Gummischlauch in die Maske und atmest ganz normal.« Er drehte am Lenkrad, um nicht mit einer Böschung zu kollidieren, auf der Birken standen. »Himmel! Das ist ja fast so wie auf einem Knüppeldamm!«
    Anna hatte die Maske mittlerweile aufgesetzt. Sie verzerrte ihre Gesichtszüge und machte ihre Augen matt. Die junge Krankenschwester sah aus wie eine Nebenfigur in einem FlashGordon-Comic. »Die Stiefel sind zu groß«, sagte sie. Ihre Stimme summte durch das Diaphragma neben ihrem Mundstück.
    »Zieh sie trotzdem an. Und mach die Reißverschlüsse an den Beinen zu.« McConnell bremste, als die nächste Kurve in Sicht kam. »Wie weit ist es noch bis zur Umspannstation?«
    »Nicht mehr weit.«
    »Ich stelle den Wagen zwischen die Bäume. Schörner und seine Leute fahren dann vielleicht direkt an uns vorbei.«
    Anna nickte und deutete nach links. »Langsamer.«
    McConnell ließ den Wagen an der Umspannstation vorbeirollen. In dem dichten Dschungel aus Metallstreben sah er eine Wachhütte, in deren Fenster ein schwaches Licht brannte. 30 Meter hinter der Station bog er von der Straße ab und ließ den Wagen weiterrollen, bis die Baumstämme ihn zum Anhalten zwangen.
    Er setzte die Maske auf, zog den Reißverschluß seines Anzugs zu und kletterte hinaus. Die Stille nach dem verrückten Zusammenstoß am Bauernhof war gespenstisch. Anna half ihm, die Sauerstoffflasche anzulegen. Er fühlte sich wie ein Kutschpferd mit Scheuklappen. Bevor er seinen Luftschlauch einsteckte, beugte er sich vor. »Ich denke, daß wir die Waffen besser mitnehmen sollten.«
    Anna schüttelte den Kopf und reichte ihm den Karabiner.
    »Was hast du vor?«
    »Ich warte hier«, antwortete sie. »Schörner stoppt vielleicht an der Transformatorstation. Vielleicht fährt er sogar

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