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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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retten.«
    »Stecken Sie Ihren Schlauch wieder rein!« schrie McConnell. »Anna, bring das Mädchen in den Mercedes, und warte am Fluß auf uns. Der Wind weht vom Wasser herüber, also ist es dort am sichersten. Jonas und ich erledigen noch unsere Aufgabe hier. Wir treffen dich am Fluß, und dann versuchen wir, mit dem Mercedes zu fliehen.« Er drehte sich zu Stern um. »Einverstanden?«
    Stern nickte.
    »Irgendwas von Schörner zu sehen?« erkundigte sich McConnell.
    »Nein«, meinte Anna.
    Stern schüttelte den Kopf.
    »Such dir einen dunklen Fleck zum Warten«, riet McConnell ihr.
    »Da unten gibt es eine Fähre«, erklärte Anna. »Sie kann nur einen Lastwagen transportieren und wird manchmal dazu benutzt, um Vorräte aus dem Süden herzubringen. Wenn wir die nehmen, brauchen wir das Risiko nicht einzugehen, Schörner auf der Hauptstraße zu begegnen.«
    Stern nickte übertrieben, damit sie es wahrnahm, bückte sich und legte sich Hannah Jansen an die rechte Schulter.
    Anna ging durch das Hauptportal voraus, den Revolver schußbereit. McConnell schlug plötzlich auf ihren Tank. Er zwängte sich an ihr vorbei und starrte in Richtung Appellplatz. Zwei blendend rote Lichter glühten im Schnee wie Römisches Feuer. Dann sah er zwei weitere, die in gerader Linie vom Haupttor brannten, vermutlich in der Nähe des Ufers. Als er die roten Flammen am Hintereingang gesehen hatte, hatte er geglaubt, ein sterbender SS-Mann habe eine Leuchtkugel abgefeuert.
    Doch das hier war etwas anderes.
    Die Leuchtfeuer schienen fast ein Muster zu ergeben, als wären es Kometen, die von einem ärgerlichen, aber sehr methodischen Gott abgeworfen worden waren. McConnell hätte weitergestarrt, wenn Stern ihn nicht vorwärtsgeschoben hätte und die Treppen hinuntergestürzt wäre wie ein Mann, dem der Teufel auf den Fersen war. Anna zog McConnell mit sich und schnappte sich einen Lederbeutel vom Rücksitz von Gretas Wagen. Zusammen folgten sie Stern auf die Rückseite des Krankenhauses zu seinem Mercedes.
    Er kam ihnen schon wieder entgegen. McConnell wollte wissen, was los war, doch Stern war schon an ihm vorbeigelaufen und rannte über den Appellplatz zur Kommandantur.
    Hannah lag auf dem Beifahrersitz des leise brummelnden Mercedes. Die Sauerstoffflasche in ihrer Vinylhülle blies diese allmählich auf wie einen Luftballon. McConnell half Anna auf den Fahrersitz. Der Sauerstofftank drückte ihre Brust gegen das Steuerrad, aber sie schaffte es, einen Gang einzulegen.
    »Wir sehen uns am Fluß!« rief er und schlug die Tür zu.
    Der Mercedes schlitterte über das Eis.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, riß McConnell die hintere Tür auf, sprang auf den Sitz und schrie: »Setz mich an der Vorderseite des Lagers ab!«
    Sturmbannführer Schörner brauchte fünf Minuten, um dieselbe Entfernung zurückzulegen, die McConnell in 80 Sekunden hinter sich gebracht hatte. Allerdings hatte McConnell auch die Luftlinie genommen, während Schörner den Truppentransporter über die gewundenen Straßen und am Wrack des Kübelwagens vorbei dirigieren mußte, allein um ihn auf eine Viertelmeile an das Lager heranzubringen. Wenn er dann noch die Zeit dazu rechnete, die es ihn gekostet hatte, seine Leute an der Transformatorstation um sich zu scharen, war er wirklich spät dran. Mit jedem roten Leuchtfeuer, an dem er vorüberfuhr, beschlich ihn ein zunehmend ungutes Gefühl. Er wußte, was diese Feuer bedeuteten. In Rußland hatte er sie oft genug gesehen. Als der Truppentransporter auf das Lagertor zuraste, beugte er sich aus dem Fenster, um die Wachen anzurufen.
    Aber er sah keine.
    »Langsam!« schnauzte er den Fahrer an. »Langsamer, du Dummkopf!«
    Er öffnete die Tür und blieb auf dem Trittbrett des Lasters stehen. Als der Fahrer weiterrollte, überkam Schörner plötzlich ein übermächtiges Gefühl von Angst. Er kannte die Quelle dieser Intuition nicht, aber in Rußland hatte er gelernt, sie nicht in Frage zu stellen.
    »Halt den Lastwagen an!« befahl er. »Stop!«
    Der Lastwagen kam rutschend zum Stehen.
    Schörner sprang in den Schnee und ging ein paar Schritte auf das Lager zu. Er spähte in die Finsternis und sah die drei dunklen Gestalten, knapp fünf Meter innerhalb des gebogenen Tors. Dann blickte er auf den nächstgelegenen Wachturm. Die obere Körperpartie eines Maschinengewehrschützen hing über der Brüstung.
    Schörner zwinkerte ungläubig. Er ging rückwärts zu dem Lastwagen zurück, drehte sich um und kletterte eilig ins

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