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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Führerhaus. »Zurück!« schrie er und kurbelte das Fenster so schnell hoch, wie er konnte. »Bring uns hier raus!«
    Der Fahrer starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden.
    Schörner zog die Pistole und setzte sie dem Soldaten an den Kopf. »Es ist Gas ausgetreten! Ich will, daß dieser Lastwagen 200 Meter weiter oben auf der Straße hält!«
    Panisch legte der Fahrer den Rückwärtsgang ein und ließ die Reifen zehn Sekunden lang durchdrehen, bis sie endlich auf dem vereisten Schotter griffen.
    »Die Zielanzeiger sind unten, Sir«, sagte der Navigator. »Zielpunkt bestätigt.«
    »Hier spricht die Angriffsleitung«, sagte Staffelführer Sumner in sein Mikrofon. »Wenn es dort unten Flak gibt, dann hauen sie uns jetzt ganz schön in die Pfanne. Bombt auf die roten Anzeiger, wie ihr wollt.«
    Sumners Mosquito setzte seinen Kreisflug in 1500 Fuß Höhe fort, während der erste Bomber mit dem Zielanflug begann. Die modifizierte Maschine flog von Süden nach Norden und zielte auf die roten Markierungszeichen der Transformatorstation. Sie entlud ihre Ladung eine halbe Sekunde zu spät, woraufhin die einzelne 4000-Pfund-Sprengbombe über die Hügelspitze segelte.
    Nur wenige Augenblicke später war das Dorf Dornow von der Landkarte verschwunden.
    McConnell war schon halb aus dem Mercedes, als ein mächtiger Schlag die Erde unter seinen Füßen erbeben ließ. Er blickte zum Krankenhaus zurück und sah einen pilzförmigen Feuerball hinter den Hügeln in den Nachthimmel steigen. Während er noch darauf starrte, verschwand der Gipfel des höchsten Hügels in einer Kette aus weißen Explosionen. Der Blitz zuckte über Totenhausen und erhellte schlagartig ein Feld voller Leichen.
    Jetzt verstand McConnell die roten Lichter.
    Und jetzt wußte er auch, was Stern in dem Moment begriffen hatte, als er die roten Zielindikatoren wie ein Gitter über das Lager verteilt hatte liegen sehen. Aber was wollte Stern dagegen unternehmen? Er konnte ja wohl schlecht im RAF-Hauptquartier anrufen und sie bitten, einen laufenden Bombenangriff abzubrechen.
    Das Röhren des fliehenden Mercedes brachte ihn wieder zur Besinnung. Mit einem Tritt öffnete er die Tür des Gebäudes, in dem Stern verschwunden war, und blieb wie angewurzelt stehen. Gelbes Licht ergoß sich in einen leeren Korridor von einer Tür weiter oben. Woher kam die Elektrizität? McConnell starrte verwundert in den verlassenen Flur. Warum waren hier keine Deutschen? War das Gas nicht in dieses Gebäude eingedrungen? Er schloß die Tür hinter sich und konzentrierte sich auf Geräusche.
    Es war schwierig, durch die Vinylmaske überhaupt etwas zu hören, aber der Klang eines Dieselgenerators war unverkennbar. McConnell ging rasch durch den Flur zu der Lichtquelle, die sich, wie sich herausstellte, im Funkraum befand. Stern saß bereits vor dem Sender und suchte nach einer Funkfrequenz.
    Weitere Explosionen ließen die Bodenbretter beben.
    Stern schlug wütend auf den Tisch. McConnell begriff sein Problem. Stern wollte das Funkgerät benutzen, aber er konnte es nicht riskieren, zum Sprechen das Mundstück abzunehmen. Er hatte keine Ahnung, mit wem Stern sprechen wollte, aber der Wissenschaftler in ihm wußte sofort, daß es nur eine Lösung gab. Er schnappte sich einen Stift und kritzelte Worte auf einen Kodeblock neben Sterns Hand.
    KOHLENBERGWERK - KANARIENVOGEL!
    Stern blickte durch das gewölbte Okular seiner Maske, schnappte sich den Karabiner, den er von Hauptscharführer Sturm erbeutet hatte, und stürmte aus dem Zimmer.
    McConnell hörte erneut Explosionen, diesmal allerdings viel näher. Die Schockwellen stießen die Sprechfunkgeräte vom Regal. Scheiße! Wieviel Pech konnten sie denn noch haben? Sie waren dem Erfolg so nah, und nun sollte das alles wegen mieser Organisation einfach so zum Teufel gehen? Duff Smith hätte wissen müssen, daß das Bomberkommando oder die 8th Air Force früher oder später auf die Idee kommen würden, eine Kraftwerkstation wie die auf dem Hügel über Dornow im wahrsten Sinn des Wortes auszuradieren. Er hätte entsprechende Schritte unternehmen müssen.
    McConnell zuckte unwillkürlich zusammen, als Stern einen jungen SS-Mann in den Raum schob und die Tür zuschlug. Der Soldat trug keine Gasmaske, aber er lebte. Stern reichte McConnell das Gewehr und drückte den Soldaten auf den Boden, bis sein Mund und seine Nase am Spalt zwischen Tür und Boden waren.
    »Das ist unser Kanarienvogel!« sagte Stern, nachdem er den Schlauch wieder gelöst

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