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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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aber weder erheben noch kriechen. Sturms Geschoß hatte seine Wirbelsäule durchtrennt.
    Stern wollte sich gerade auf den SS-Mann stürzen, als ein großkalibriger Revolver neben ihm knallte. Er versuchte, mit den Händen sein Trommelfell zu schützen, und beobachtete erstaunt, wie Anna Kaas noch drei weitere Kugeln auf Sturm abfeuerte. Der Hauptscharführer wurde von der Wucht der Treffer gegen die Wand geschleudert. Dort blieb er einen Augenblick lang reglos stehen und rutschte dann wie ein Sack an der Wand herunter, wobei er rote Streifen hinterließ.
    Anna kniete bereits neben Weitz. Der kleine Mann rang nach Atem. Sanft entfernte die Krankenschwester Maske und Sauerstoffschlauch.
    Weitz war wie immer unrasiert. Er lächelte schwach. »Erinnern Sie sich noch an Ihre Worte?« fragte er.
    Die Lichter im Flur wurden zwar schwächer, erloschen aber nicht völlig.
    Anna drückte ihm die Hand. »Was meinen Sie, Herr Weitz?«
    »Sie sagten ... Gott sieht ... wie es wirklich ist.« Vergeblich versuchte er, zu schlucken. »Ich hoffe, das stimmt.« Er keuchte noch einmal und starb.
    Anna senkte den Kopf.
    Stern legte ihr die Hand auf die Schulter. »Haben Sie einen Wagen, Fräulein Kaas?«
    Als Anna sich umdrehte, um zu antworten, gingen die Lichter wieder aus. Diesmal blieb es dunkel. Stern zog Anna im Finsteren hoch.
    »Mit Gretas Wagen kommen wir nicht weit«, sagte sie. »Sie haben die Reifen zerschossen. Was ist mit Sabines Mercedes?«
    »Nein.« Stern hörte das gedämpfte Schreien des Kindes in dem versiegelten Tuch. »Warten Sie!«
    Er ließ sich auf die Knie sinken und tastete Günther Sturms blutige Uniform nach Taschen ab. Als er die Schlüssel fühlte, hätte er beinahe laut aufgeschrien. »Wir haben sie!« rief er und tastete mit den Handflächen über die Fliesen, um den Karabiner des SS-Mannes zu suchen. »Wir holen McConnell am Mast ab.«
    Er fand das Gewehr, stand auf und warf es sich über die Schulter. Zunächst glaubte er, daß das merkwürdige Summen ein Insekt neben seinem Ohr war. Dann schlug Anna ihn auf den Arm, und er bemerkte, daß die Krankenschwester in ihrer Gasmaske wie verrückt schrie. Mit den Augen folgte er ihrer ausgestreckten Hand.
    An der Hintertür des Krankenhauses stand vor dem gleißenden Hintergrund einer weiteren Fallschirmleuchtkugel eine große Gestalt in einem schwarzen Anzug. Als er den Arm in ihre Richtung hob, schrie Sterns Gehirn so laut Waffe, daß er in kaum einer Sekunde Sturms Gewehr von der Schulter hatte und zielte.
    Anna feuerte ihre Pistole ab, verfehlte den Mann jedoch. 20 Meter waren für sie entschieden zu weit für einen sicheren Schuß.
    Stern betätigte den Abzug des Gewehrs.
    Nichts passierte. Hauptscharführer Sturm war nicht mehr dazu gekommen, eine weitere Patrone in den Lauf zu laden. Als Stern den Karabiner durchlud, erhellte ein hellrotes Licht das Fenster hinter der Silhouette.
    Das Aufblitzen des bunten Tuchs an dem schwarzen Anzug ließ Stern den Schuß verreißen. Seine Kugel zerschmetterte das Fenster in der Tür hinter der Gestalt. Dann schlug er Annas Arm beiseite, bevor sie ein weiteres Mal feuern konnte, und winkte heftig mit beiden Armen. Er hatte keine Ahnung, wie McConnell so schnell den Hügel heruntergekommen war, aber er wußte, daß kein Deutscher in der Hitze des Gefechts ein Stück schottischen Tartan tragen würde.
    Als McConnell sie erreichte, beugte er sich vor. »Wir müssen hier raus!« sagte er. »Das Gas wirkt! Die ganze Gasse ist voller Leichen!«
    Sterns Gasmaske besaß kein Sprechdiaphragma, aber er riskierte es, kurz den Sauerstoff schlauch abzunehmen. »Wie sind Sie hierhergekommen?« fragte er und verschloß das Loch sofort mit der Handfläche.
    »Luftpost!« rief McConnell, dessen Stimme in dem summenden Diaphragma wie die einer Zeichentrickfigur klang.
    »Was?«
    »Vergessen Sie's!«
    »Was ist mit der Fabrik?« fragte Stern. »Fliehen wir? Oder bringen wir den Job zu Ende?«
    »Haben wir einen Wagen?«
    »Den Mercedes.«
    »Was ist mit der Kamera und den Probebehältern?«
    »Die sind in Gretas Wagen«, sagte Anna.
    McConnell sah, wie sich etwas auf dem Boden bewegte. »Was zum Teufel ist das?«
    »Ein kleines Mädchen«, sagte Stern. »Sie hat eine Sauerstoffflasche da drin, aber wir müssen sie von hier wegbringen.«
    »Was ist mit den anderen Kindern?« wollte Anna wissen.
    »Der E-Block ist voll«, erwiderte Stern. »Und der Rest ...« Er schüttelte den Kopf. »Aber die hier können wir immer noch

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