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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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hinauf.
    »Sieht aus, als hätte jemand die Transformatorstation schon angegriffen, Sir«, sagte der Navigator. »Sie brennt.«
    Staffelführer Harry Sumner ließ den Bomber allmählich auf 1500 Fuß steigen. Von hier aus würde er als Feuerleitung agieren und sein Funkgerät dazu benutzen, die Bombenangriffe der anderen Flugzeuge zu führen und eventuell Korrekturen vorzunehmen.
    »Wir müssen sie trotzdem angreifen, Jacobs. Wir folgen den Befehlen bis aufs I-Tüpfelchen. Anscheinend wollen sie den ganzen Hügel einebnen, sonst hätten sie uns nicht die beiden Bonbons mitgegeben.«
    Jacobs nickte. Der Major spielte auf die beiden 4 000 PfundSprengbomben an, die in den Schächten zweier ganz speziell umfunktionierter Mosquitos ruhten. Sie waren ursprünglich umgebaut worden, um diese gewaltigen Bunkerknacker nach Berlin zu tragen. Wenn man diese Bomben auf die winzige Transformatorstation und das Lager da unten abwarf, war das so, als würde man Ameisen mit einem Streitkolben bekämpfen. Nichts würde von Totenhausen übrigbleiben, nur zwei große Löcher im Boden.
    Aber nur für den Fall, daß doch etwas überlebte, sorgten die 14 000 Pfund Brandbomben in den restlichen Mosquitos dafür, daß alles Leben auf dem Boden verbrannte.
    »Ich würde sagen, sie übertreiben es ein bißchen, finden Sie nicht, Sir?« bemerkte der Navigator.
    »Man kann nie wissen«, antwortete Sumner. »Gott allein weiß, was da unten ist. Könnte des Teufels eigener Backofen sein, da vergraben, wo wir ihn nicht sehen.«
    »Könnte sein, Sir.«
    »Bestätigen Sie die Plazierung der Zielindikatoren. Ich möchte das nur einmal machen. Und beten Sie, daß die Jerries nicht irgendwelche kleinen Überraschungen da unten versteckt haben.«
    »Fertig, Sir.«
    Der Staffelführer begann, dem ersten der zehn Bomber, die unter ihm kreisten, genaue Anweisungen zu erteilen.
    McConnell sah stumm vor Entsetzen zu, wie der Kanister vor ihm vom zehnten Mast segelte wie ein Skispringer vom Schanzentisch, gegen die hintere Wand eines großen, scheunenartigen Gebäudes prallte und dann zu Boden fiel. Als er hinuntersah, erkannte er, daß die Stromkabel beinahe senkrecht vom zehnten Mast zu einem Verteilerschuppen am Fuß der Scheune führten. Es würde keinen sanften Abstieg geben.
    Er mußte sofort anhalten.
    McConnell packte das Schlaufenende seines Seils mit der Linken und konzentrierte sich auf das Rollrad vor ihm. Wenn er mit dem Seil dieses Rad blockierte, würde er vermutlich sterben. Es gab nur einen Weg, wie sein Plan klappen konnte. Er schob die rechte Hand durch die Schlaufe des Seils und packte mit derselben Hand den Holzgriff am anderen Ende ... als Wurfgewicht.
    Dann lehnte er sich so weit zurück, wie er konnte.
    Das Rollrad über ihm surrte wie die Rolle einer Angelschnur, wenn ein Hai am Haken hängt. McConnell bog den rechten Arm zurück, zielte direkt auf die Stelle hinter dem Rollmechanismus und warf den Handgriff über das Kabel. Mit der Linken versuchte er, den fallenden Griff zu fangen.
    Es gelang!
    Als er nach vorn blickte, sah er den Querbalken des zehnten Mastes auf sich zurasen. 30 Meter, 25 Meter ... Hatte das britische Sarin auch nur einen einzigen SS-Mann getötet? ... 20 Meter ...
    Er drehte jeweils ein Ende des Seils um seine Handgelenke und hob sich von dem Kanister herunter. Der schwere Tank schoß unter ihm weg wie ein Wildpferd, dem es endlich gelungen war, seinen Reiter abzuwerfen.
    Das Seil aus Roßhaar sang, als es über das Kabel rieb und McConnells Fahrt verlangsamte. Genügte die Reibungsenergie? Mit aller Kraft hielt er das Seil in seinen vibrierenden Händen.
    Als das Seil gegen den Querbalken schlug, war McConnell noch so schnell, daß sein ganzer Körper nach vorn geschleudert wurde, parallel zu den Kabeln. Die Beschleunigungskräfte rissen an seinem Sauerstofftank, am Harnisch auf seinem Rücken, an seinen Schultern und Handgelenken, doch alles hielt: Seil, Tank, Harnisch, Knochen und Gelenke. Zwei Sekunden nach dem Aufprall hing er am Mast wie ein Fallschirmspringer, der sich in einem Baum verfangen hatte.
    Seine Arme fühlten sich an, als wären sie aus den Gelenkpfannen gerissen worden; also schwang er die Beine über den Querbalken und arbeitete sich kopfüber - eine Haltung, die jedem zwölfjährigen Baumkletterer vertraut war - zum nächsten Stützbein vor.
    Dann blickte er hinunter.
    20 Meter unter ihm lagen sechs Gaskanister im Schnee neben der Fabrikmauer. Sie wirkten harmlos und ausrangiert wie

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