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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Metallschrott, der aus einem Müllwagen gefallen war. Soweit er wußte, konnten sie auch durchaus harmlos sein.
    Vielleicht aber auch nicht.
    Er sah nach rechts, auf das Lagergelände. Schwarze Gestalten von unterschiedlicher Größe lagen im Schnee, manche in den verrücktesten Körperhaltungen. Besonders viele konzentrierten sich auf das Gelände mit den Gefangenenbaracken.
    »Gott im Himmel«, sagte er laut. Seine Stimme klang durch die Vinylmaske verfremdet. »Es wirkt.«
    Er bemühte sich, den Ekel zu unterdrücken, der ihm den Magen umdrehte. Wenn er sich in die Maske erbrach, könnte das tödlich enden, weil er nicht das Risiko eingehen durfte, sie abzunehmen. Hatten überhaupt Frauen und Kinder den E-Block erreicht? Hatte er das Gas zu früh losgelassen? Wo war Anna? Stern? Stern hatte keinen Gasanzug. McConnell sah auf seine Taille. Himmel, er hatte den Sicherheitsgurt am obersten Mast gelassen.
    Das verdammte Ding war sowieso nutzlos.
    Er holte zweimal tief Luft, rammte seine Klettereisen in den Mast und stieg hinab.

47

    »Haben Sie die Sauerstoffflasche?« schrie Stern und lief auf das Licht der Taschenlampe zu, das am anderen Ende des Korridors aufleuchtete.
    Der Strahl senkte sich und beleuchtete eine grüne Flasche, die auf einem dunklen, reflektierenden Tuch lag. Stern legte Hannah, das strampelnde Bündel, auf das Tuch.
    »Ich habe sie jemandem mit einer Lungenentzündung weggenommen«, erwiderte Weitz gedämpft. »Sie sollten lieber den Anzug anziehen.«
    Stern verlor keine Zeit. Aber als er versuchte, den Reißverschluß zu schließen, fiel ihm auf, daß etwas nicht stimmte. Weitz konnte nicht gleichzeitig die Taschenlampe halten und das Kleinkind in das Vinyltuch einwickeln, aber das schien er, den Geräuschen nach zu urteilen, die Stern hörte, zu tun.
    »Wer ist noch hier?« rief Stern und sprang aus dem Lichtstrahl der Lampe.
    »Es ist schon in Ordnung!« sagte Weitz und beleuchtete mit dem Strahl eine andere Gestalt in einem schwarzen Anzug, die ebenfalls eine Sauerstoffflasche auf dem Rücken trug. Sie blickte von ihrer Arbeit hoch. Im Licht der Taschenlampe sah Stern erst nur eine Spiegelung, doch dann erkannte er durch die klare Vinylmaske hindurch das blonde Haar und die dunklen Augen von Anna Kaas. Sie starrte ihn einen Augenblick lang an, offenbar geschockt von den Verletzungen und Wunden auf seinem Gesicht, deutete dann auf den Anzug und machte weiter.
    Stern schloß hastig den Reißverschluß des RaubhammerAnzugs. Plötzlich flackerten die Lichter des Krankenhauses, erloschen und flammten dann wieder auf.
    Das helle Licht lähmte Stern.
    »Der Notfallgenerator«, sagte Weitz. »Jemand muß sich im Keller aufhalten!« Er stupste Stern gegen die Schulter. »Was haben Sie mit meiner Waffe gemacht?«
    »Ich habe sie jemandem gegeben.«
    Weitz fluchte und lief um die Ecke zu Brandts Büro. Anna hielt ihren Revolver hoch und rief etwas, doch das Summen, das ihr Diaphragma produzierte, reichte nur wenige Meter weit. Sie legte die Waffe beiseite und versiegelte mit Sterns Hilfe die Vinyldecke so gut wie möglich mit dem Klebeband, das Weitz besorgt hatte. Stern nahm das Bündel hoch, das merklich schwerer geworden war, nun da sich das Gewicht der Sauerstoffflasche zu dem des Kindes gesellte, und drehte sich zur Krankenhaustür um.
    Hauptscharführer Günther Sturm stand neben der Treppe. Er schwankte zwar ein wenig, hielt jedoch einen Karabiner in den Händen. Die linke Seite seiner Uniformjacke war blutdurchtränkt.
    Er feuerte im selben Augenblick, da Stern sich bückte, um das Kind abzulegen.
    Die Kugel verfehlte ihr Ziel.
    Der SS-Mann riß das Schloß zurück, um erneut zu schießen.
    Obwohl Jahre mühsamer Konditionierung seiner Reflexe Stern befahlen, den Mann anzugreifen, erfüllte ihn jetzt ein stärkerer Drang. Er warf sich über Hannah Jansens Körper, um sie vor den Kugeln zu schützen, obwohl seine innere Stimme ihm sagte, daß er dafür sterben würde.
    Er hörte Schüsse, aber sie folgten zu schnell aufeinander, als daß sie aus Sturms Karabiner hätten stammen können. Als er hochblickte, sah er Ariel Weitz, der aus dem Seitenflur getreten war und mit Klaus Brandts Luger auf Sturm feuerte.
    Hauptscharführer Sturm erwiderte das Feuer aus nächster Nähe.
    Der Gewehrknall war noch nicht verhallt, als Weitz auch schon auf dem gefliesten Boden landete. Der Hauptscharführer trat über den gefallenen Mann hinweg und lud die Waffe durch. Weitz wand sich auf dem Boden, konnte sich

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