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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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hatte. »Stellen Sie sich auf seinen Rücken, und wenn er versucht wegzulaufen, erschießen Sie ihn!«
    Er sprang auf den Funkersessel und schrie ins Mikrofon: »Atlanta! Atlanta! Hier sind Butler und Wilkes, wiederhole, Butler und Wilkes. Wir rufen Atlanta!«
    McConnell pflanzte dem Deutschen seinen Stiefel zwischen die Schulterblätter und setzte die Mündung des Karabiners auf dessen Niere. »Was haben Sie vor, Stern?«
    »Butler, wiederhole, Butler, ich rufe Atlanta!« sagte Stern und winkte McConnell, die Klappe zu halten. »Mayday! Mayday!«
    McConnell erwartete jeden Augenblick die betäubenden Explosionen der ersten Bomben zu hören, die im Lager landeten. »Versuchen Sie, die Flugzeuge selbst zu erreichen«, schrie er. »Brigadegeneral Smith kann die verdammten Dinger nicht aufhalten!«
    Stern wirbelte herum. »Smith hat diese Flugzeuge geschickt, Sie Idiot! Er ist der einzige, der sie aufhalten kann!«
    McConnell wurde schwindlig. Er war tatsächlich ein Idiot. Brigadegeneral Smith hatte entsprechende Schritte unternommen. Und diese Schritte bewiesen ein Maß an rücksichtsloser Professionalität, das McConnell schwindeln ließ. Er konnte nur sprachlos zusehen, wie Stern sich über das Funkgerät beugte.
    »Hier ist Butler, wiederhole, hier spricht Butler, rufe Atlanta ...!«
    »Ach du lieber Gott, Sturmbannführer! Was war das?«
    Wolfgang Schörner beobachtete mit nüchterner Anerkennung, wie die ersten Brandbomben die Transformatorstation vernichteten. Dann schüttelte er verwundert den Kopf. »Ich glaube, das sind Phosphorbomben, Körber. Vielleicht sogar ein paar Thermitbomben. Seien Sie froh, daß Sie nicht mehr dort sind.«
    »Aber was machen die da?«
    Schörner rieb sich nachdenklich das Kinn. »Sie bereiten sich darauf vor, Totenhausen mitsamt ihren eigenen Agenten darin plattzumachen. Die Frage ist nur: Warum tun sie das?«
    Die Brandbomben waren genau das, worauf Anna Kaas gewartet hatte. Nicht speziell auf die Bomben, aber auf so etwas eben. Etwas, was die Aufmerksamkeit von Sturmbannführer Schörner und seinen Männern lange genug ablenken würde, daß sie mit dem schwarzen Mercedes aus dem Tor von Totenhausen fahren konnte, ohne daß man sie bemerkte. Sie hatte beobachtet, wie der Lastwagen zum Tor gefahren war, und hatte Schörner sogar gesehen, als dieser vom Trittbrett gesprungen war, sich umgedreht hatte und wieder in den Lastwagen gehüpft war. Sie dankte Gott, daß sie vernünftig genug gewesen war, die Scheinwerfer auszulassen, während sie durchs Lager fuhr.
    Der Lastwagen hatte sich 200 Meter die Zugangsstraße hinauf zurückgezogen, die um das Lager herum in die Hügel führte. Aber Schörner war kein Narr. Der LKW blockierte immer noch die Hauptfluchtroute und behielt das Haupttor im Blickfeld. Anna mußte 40 Meter über offenes Gelände fahren, vom Tor bis zum Fluß, wo in dem eisigen Wasser die Fähre wartete, die zu Totenhausens zweiter Versorgungsstraße führte. Ohne ein Ablenkungsmanöver würde sie das niemals unbemerkt schaffen.
    GENERAL SHERMAN sorgte für diese Ablenkung. Als Anna den orangefarbenen Blitz sah, der den gewaltigen Feuerball hinter den Hügeln widerspiegelte, nahm sie den Fuß von der Bremse und fuhr zwischen den zertrümmerten Torpfosten und toten SS-Männern hindurch. Das Gummibündel auf dem Rücksitz kämpfte und strampelte immer noch. Erstickte Schreie waren daraus zu hören. Anna wußte, daß das kleine Mädchen in dem Sack geradezu wahnsinnig vor Angst sein mußte, aber es würde trotzdem warten müssen. Die toten Wachtposten bedeuteten, daß das Giftgas zumindest bis zum Haupteingang nach Süden getrieben war.
    Anna gab ein wenig Gas, während sie die Scheinwerfer von Schörners Truppentransporter beobachtete und betete, daß sie alle zu den Hügeln sahen. Noch 20 Meter bis zum Fluß. Sie riß den Blick gerade lange genug von dem Lastwagen los, um den Mercedes über die kleine Rampe auf die Fähre zu lenken. Als die Nase des Mercedes sich senkte, durchfuhr sie plötzlich ein gewaltiger Schreck. Würden die Bremslichter Schörner ihre Position verraten? Ja, natürlich. Mit einem Gebet auf den Lippen schaltete sie die Zündung aus und ließ den Wagen die Rampe hinaufrollen. Als sie spürte, wie die Räder das hölzerne Deck berührten, bremste sie kurz und zog die Handbremse an.
    Der Mercedes glitt zischend über das vereiste Deck. Wenn die vordere Stoßstange nicht gegen einen eisernen Pfosten gestoßen wäre, der in der Nähe des Ruderhauses aus dem

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