Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
Er wird es niemals tun. Genausogut könnten Sie Albert Schweitzer auffordern, eine Bazooka in die Hand zu nehmen und abzudrücken.«
    »Ich glaube, daß er noch nachgeben wird«, widersprach ihm Smith. »Ich bin sogar der Meinung, daß er heute fast eingewilligt hätte. Dieses verdammte Telegramm hätte ihn beinahe umgestimmt.«
    Stern lachte. »Sie sind wirklich verrückt.«
    »Merken Sie sich meine Worte«, entgegnete General Smith, ohne die finstere Straße aus den Augen zu lassen. »Er wird es sich anders überlegen. Tragödien haben es an sich, daß sie die Meinung der Leute ändern.«
    Stern drehte sich plötzlich zu dem Schotten um und starrte ihn an. »General, Sie haben diese kleine Szene doch nicht etwa inszeniert, oder doch? Ich meine, ist sein Bruder wirklich ums Leben gekommen?«
    Smith warf Stern einen Blick zu, der aufrichtiges Entsetzen verriet. »Himmel, für wie teuflisch halten Sie mich? Ich sollte wohl mehr Juden anwerben, solange es noch welche gibt. Sie sind die geborenen Verschwörer.«
    Stern suchte im Gesicht des Generals nach einem Anzeichen von Betrug, fand jedoch nichts. Weiter in ihn zu dringen schien Stern sinnlos. Gleichzeitig nagte jedoch die Frage an ihm, wie weit Smith gehen würde, um das zu erreichen, was er wollte. Nach dem Krieg würde die Antwort auf diese Frage nämlich von ungeheurer Bedeutung sein. In Palästina.
    Natürlich nur, falls er dann noch lebte.
    McConnell trat noch immer gegen den eisernen Fensterrahmen, als ihm die ersten Zweifel kamen. Warum hatte er General Smith einfach so geglaubt? Wenn der Chef des SOE Davids Tod nur vorgetäuscht hatte, würde er das wohl kaum zugeben, wenn man ihn zur Rede stellte.
    »Und dieser Mistkerl wäre eiskalt genug dafür«, knurrte er laut.
    Mark wußte, wie unwahrscheinlich diese Vorstellung war, aber der Funke der Hoffnung überwand alle rationalen Schranken, die sein Verstand errichten konnte. Mit zitternden Händen wählte er die Nummer der Universitätsvermittlung und bat darum, mit der 8th Air Force in Deenthorpe verbunden zu werden. Er klopfte mit dem Fuß auf den Boden, während die Vermittlung ihm immer wieder höflich versicherte: »Wir versuchen, Sie zu verbinden.« Schließlich klappte es.
    »Ich möchte gern mit dem für Verluste zuständigen Offizier sprechen.«
    »Einen Moment bitte, Sir«, erwiderte eine junge, männliche Stimme.
    McConnell hörte es mehrmals klicken; und dann ertönte eine männliche Stimme mit Südstaatenakzent im Hörer. »Colonel Harrigill.«
    Harrigill. McConnell erinnerte sich an den Namen aus dem Telegramm. Es bedeutet nichts, dachte er. Brigadegeneral Smith hätte sich leicht die richtigen Namen besorgen können. »Colonel.« Das Zittern in seiner Stimme überraschte ihn. »Hier spricht Dr. Mark McConnell. Ich rufe aus Oxford an. Hat es gestern einen Luftangriff auf Regensburg gegeben?«
    »Leider kann ich solche Informationen nicht über das Telefon weitergeben, Doktor.«
    Anhand von Harrigills Akzent entschied McConnell, daß der Mann irgendwo aus dem Mississippi-Delta stammen mußte. Außerdem verriet der Unterton in Colonel Harrigills Stimme mehr als nur die offizielle Höflichkeit. Er klang beinahe mitfühlend.
    »Welche Informationen können Sie mir dann geben, Colonel?«
    »Nun ... Sie haben heute ein Telegramm erhalten, Doktor?«
    McConnell schloß die Augen. »Ja.«
    »Ich kann bestätigen, daß die Maschine Ihres Bruders während eines Einsatzes über Frankreich verlorengegangen ist. Aufgrund von Augenzeugenberichten anderer Besatzungen sind wir zu dem Schluß gekommen, daß die gesamte Besatzung gefallen ist.«
    Mark versagte die Stimme.
    »Kann ich etwas für Sie tun, mein Junge? Ich wollte gerade Ihrer Familie ein Telegramm in die Staaten schicken.«
    »Nicht! Ich meine, noch nicht, bitte. Wir haben nur noch unsere Mutter, und sie hat schon genug ertragen müssen ... Ich ... Ich sage es ihr selber, Colonel.«
    »Das ist der Air Force recht, Doktor. Ich werde versuchen, die Western Union ein bißchen aufzuhalten. Und ich möchte Ihnen noch einmal mein Bedauern aussprechen. Captain McConnell war ein ausgezeichneter Offizier. Eine Ehre für sein Geschwader, sein Land und für den Süden.«
    Mark lief ein Schauer über den Rücken ob dieser altmodischen Respektsbezeugung eines Südstaatlers. Und sie berührte ihn. Irgendwie paßte es zu David. »Danke, Colonel.«
    »Gute Nacht, Doktor. Gott schütze Sie.«
    McConnell legte den Hörer auf. Colonel Harrigill hatte ihm auch die letzte

Weitere Kostenlose Bücher