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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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befand sich ein Blatt Papier, und die maschinenengetippten Worte darauf erinnerten an ein Telegramm.
    Bedaure, Sie darüber informieren zu müssen, daß Captain McConnell am 19. Januar 1944 im Einsatz gefallen ist stop Captain McConnells Handeln hat der US Air Force und den Vereinigten Staaten von Amerika immer zur größten Ehre gereicht stop Ich spreche Ihnen mein persönliches Beileid aus stop Colonel William T. Harrigill 401st Bomb Group, 94th Combat Wing 8th US Air Force, Deenethorpe, England »Doktor?« sagte General Smith leise. »Mac?«
    McConnell hob die Hand. »Bitte sagen Sie jetzt nichts, General.« Diesen Augenblick hatte er schon oft in Gedanken durchlebt. Bomberstaffeln, die am Tage Angriffe flogen, erlitten entsetzliche Verluste. Trotzdem kam ihm irgend etwas daran nicht richtig vor ... Es war der Zeitpunkt: Zwei Minuten, nachdem er General Smiths besten Verkaufsargumenten widerstanden hatte, tauchte ein Bote mit der Nachricht auf, daß sein Bruder von den Deutschen abgeschossen worden war? McConnell hob den Blick vom Zettel und sah dem Schotten direkt in die blauen Augen.
    »General?« Er sprach so leise, daß er kaum zu verstehen war. »Ist das Ihr Werk?«
    Erstaunt erwiderte Smith McConnells Blick. »Wie bitte, Doktor?«
    McConnell trat einen Schritt auf ihn zu. »Es ist Ihr Werk, richtig? Das ist ein verdammter Trick des SOE. Sie versuchen, mich mit aller Gewalt zu diesem Auftrag zu bewegen! In Ihrer Branche heiligt der Zweck die Mittel, stimmt's? Wenn der Pazifist nicht freiwillig gehen will, dann zwingen wir ihn dazu.« McConnells Gesicht war kreideweiß. »Habe ich nicht recht, General?«
    Der Schotte richtete sich zu seiner vollen Größe auf und reckte trotzig das Kinn vor. Es war die britische Entsprechung einer Kobra, die ihren Hals aufbläht. »Doktor, auch wenn ich mir Ihre Andeutung entschieden verbitten muß, werde ich sie dennoch nicht weiter beachten. Mir ist klar, daß in solchen Momenten der Verstand nach jedem Strohhalm greift, ganz gleich, wie dünn er auch sein mag. Aber Sie irren sich.«
    McConnell spürte, wie er errötete. Der Captain starrte ihn an, als wäre er ein gefährlicher Irrer. Noch einmal blickte er auf das Telegramm. Im Einsatz gefallen. Das war so verflucht vage. Er räusperte sich.
    »Können Sie mir noch mehr darüber sagen, Captain?«
    Der junge Offizier zupfte an den Ecken seiner Uniformjacke. »Der Colonel hat gesagt, Sie hätten eine Top Secret Unbedenklichkeitsbescheinigung, und daß ich Ihnen alles sagen soll, was wir wissen. Davids Maschine hat auf dem Rückflug von einem Luftangriff auf Regensburg mehrere schwere Treffer erhalten. Sie wurde von der Flak getroffen, und wahrscheinlich auch von Flugzeugkanonen. Niemand hat gesehen, wie der Bomber auf dem Boden aufgeschlagen ist, aber es wurden auch keine Fallschirme gesichtet.«
    McConnells Augen und Hals begannen zu brennen. »Haben Sie ... Kannten Sie meinen Bruder, Captain?«
    »Ja, Sir. Er war ein verdammt guter Pilot, und er hatte immer einen Scherz fürs Bodenpersonal übrig. Er hat sogar dem Colonel ein oder zweimal ein Lächeln entlockt. Der Colonel wäre auch gern selbst gekommen, aber wir hatten ... Nun, er hatte zu tun.«
    Mark unterdrückte eine Träne. »Weiß unsere Mutter es schon?«
    »Nein, Sir. Das ist der Entwurf für das Telegramm an sie.«
    »Um Himmels willen. Bitten Sie den Colonel, das auf keinen Fall zu schicken. Ich möchte es ihr selbst sagen.«
    »Kein Problem, Sir. Es wird zwar irgendwann abgeschickt werden müssen, aber ich glaube, der Colonel kann es ein paar Tage zurückhalten.«
    McConnells Blick wanderte vom rauhen Gesicht des Generals zu den dunklen Zügen von Jonas Stern und dann weiter zu dem Air Force-Captain. Der Bote trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Es tut mir leid, Doktor«, sagte er. Er salutierte vor General Smith und verließ das Labor.
    Mark legte die Hand auf den Mund und versuchte zu schlucken. Er sah nur David, doch nicht so, wie er vor wenigen Tagen gewesen war, sondern als kleinen Jungen in einem schlammigen Tümpel in Georgia, wo er versuchte, unter Wasser die Luft anzuhalten.
    »Es tut mir leid, General«, sagte er leise. »Ich habe mich wohl vergessen.«
    Der Schotte hob die Hand. »Nicht nötig, Doktor McConnell. Ich weiß, wie schwer das ist. Ich habe selbst einen Bruder verloren. Auf den Lofoten, 1941. Aber bei Gott, Doktor, wenn das kein Grund ist, bei uns mitzumachen, dann gibt es keinen. Diese Mistkerle haben Ihren Bruder

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