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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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weit er es wagen konnte, im Schutz des Lastwagens vor.
    »Ja, Reichsführer?« erwiderte Brandt.
    »Sie haben sich selbst übertroffen. Sind Sie sicher, daß diese Männer ausschließlich von dem Gas in dieser Phiole getötet wurden, die Sie mir gezeigt haben? Nicht von irgend etwas anderem?«
    »Vollkommen sicher, Reichsführer. Soman IV. Die Aerosolversion wirkt besonders schnell.«
    »Bemerkenswert. Ich habe in diesem Raum nur sterbende Männer gesehen.«
    »Das hatten Sie befohlen, Reichsführer.«
    »Brandt, Sie sind ein Genie. Sie werden für 1000 Jahre vergöttert werden. Sie und von Braun.«
    Klaus Brandt riß den Arm hoch. »Heil Hitler!«
    »Wird das Gas im Freien genauso effizient töten?«
    »Es wirkt genauso, wie Sie es heute nacht gesehen haben.«
    »Erstaunlich. Brauchen wir weitere Tests?«
    »Nicht, was das Gas angeht. Aber abgesehen von den Aerosolen arbeiten wir auch an tragbaren Gas-Handgranaten und verschiedenen anderen Trägersystemen. Unser Problem ist die Schutzausrüstung, Reichsführer. Schon vor Wochen hat man mir neue, leichte undurchlässige Schutzanzüge vom RaubhammerVersuchsfeld versprochen, aber sie sind immer noch nicht eingetroffen. Bevor wir Soman auf dem Schlachtfeld einsetzen können, müssen wir sichergehen, daß unsere eigenen Truppen geschützt sind.«
    »Sie bekommen Ihre Anzüge, Herr Doktor. Nach dem, was ich heute hier gesehen habe, werde ich eine umfassende Demonstration vor dem Führer ansetzen. Sagen wir ... in 14 Tagen.« Himmler lächelte Brandt eisig zu. »Der Test wird in Raubhammer stattfinden. Wenn diese Schweine ihre Anzüge bis dahin nicht fertig haben, werde ich sie nackt auf das Gelände stellen, das mit Soman gesättigt werden soll!«
    Brandt lachte beflissen. »Reichsführer, wenn Sie mich mit einem steten Fluß von Testobjekten versorgen können, könnte ich die Perfektionierung der zusätzlichen Trägersysteme schneller vorantreiben. Ich hatte in letzter Zeit Schwierigkeiten, meinen Vorrat aufzufüllen. Jetzt brauche ich gesunde Männer, und Speer beansprucht sie alle für die Munitionsfabriken.«
    »Sie bekommen Ihre Gefangenen, Herr Doktor. Leider haben wir selbst im Jahre 1944 noch einen Überschuß an Juden.«
    Himmler hob die Hand und betrachtete Hauptscharführer Sturms angetretene SS-Männer. »Kameraden!« rief er. Sein Atem kondensierte in der kalten Luft zu kleinen Wolken. »Ich weiß, daß eure Arbeit hier schwierig ist. Jawohl! Es braucht eine starke Konstitution, um das mitansehen zu können, dessen ich soeben Zeuge geworden bin, und dennoch ein anständiger Mensch zu bleiben. Ihr seid unsere schönste Blüte, die Saat, aus der die Zukunft des Reiches erwächst. Ihr allein bringt die Kraft auf, das zu tun, was getan werden muß. Aus diesem Grunde werden wir diesen Krieg auch gewinnen. Der Engländer, und ja, auch der Amerikaner, tun in all ihren Kämpfen nur ihr Bestes. Der Deutsche jedoch tut, was notwendig ist! Kameraden, Sieg heil! Heil Hitler!«
    Während zur Antwort die >Sieg heils< aufbrandeten, lag der Schuhmacher in dem schmalen Spalt zwischen dem Lastwagen und der Krankenhauswand auf dem Bauch, und der Schnee durchnäßte seine sackleinene Kleidung. Er sah, wie Brandt den Reichsführer zu den wartenden Fahrzeugen zurückbegleitete und sich zu ihm in den Wagen setzte. Als sie wegfuhren, gefolgt von einem Wagen des Konvois nach dem anderen, gab Sturmbannführer Schörner den beiden SS-Männern hinter dem E-Block ein Zeichen. Nach einigen Sekunden drang unter hohem Druck ein glühendes Gemisch aus Dampf und desinfizierenden Chemikalien in die Probekammer und wusch die Leichen, die Wände und den Boden von dem Nervengas sauber. Die übriggebliebene Mischung aus Luft und giftiger Flüssigkeit wurde von starken Vakuumpumpen abgesaugt. Schließlich wurden zwei kleine Stahlventile im Dach geöffnet, und glühendheiße trockene Luft mit Dekontaminationsmitteln tilgte selbst die letzte Spur von Soman in der Kammer.
    Erwartungsvoll sah sich Sturmbannführer Schörner um. Ariel Weitz huschte herbei wie ein gehorsamer Terrier.
    »Das Übliche, Weitz.«
    »Jawohl, Sturmbannführer.«
    Schörner schien von dem Anblick des kleinen Juden fasziniert zu sein, der soeben die Treppen hinunterstürmte, die kein anderer Mann betreten würde, ohne daß sein Puls sich beschleunigt hätte. Als Weitz verschwand, eilte der Sturmbannführer wieder zum vorderen Teil des Lagers zurück.
    Die Gasse lag verlassen da.
    Der Schuhmacher lauschte auf das schwächer

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