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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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gesehen, da brannten von unten bis oben in allen Räumen die teuersten Kerzen, und das ganze Haus war leer – kein Mensch weit und breit. Ich hatte wegen der Morde völlig vergessen zu fragen, wer dort wohnt.«
    Regine schüttelte den Kopf: »Es ist, als wolle jedermann sein Geld fast mit Gewalt loswerden – bei dieser Hochzeit in Staufen wurden Säcke von Geld verschwendet!«
    »Die Angst vor der Pest?«
    »Man kann jetzt mit dem größten Schwindel Geld machen, wenn man nur sagt, es sei gegen die Pest. Ich habe vor ein paar Tagen einen Kerl gesehen, der hat mit gefälschter Mandragora gehandelt. Ein Betrüger – sie haben ihm ihr ganzes Geld dafür gegeben.«
    Philo blieb stehen: »Mandragora? Was ist denn das?«
    »Kennst du die Alraune nicht?«
    »Alraune habe ich schon gehört.«
    »Mandragora – Alraune, das ist dasselbe.« Regine plapperte munter, manchmal blieb sie stehen und schaute Philo an, dann drückte sie wieder seinen Arm. »Die Wurzel gilt als Wundermittel gegen alle Krankheiten und wird deshalb fast mit Gold aufgewogen. Aber die Wurzeln, die dieser Wundermann für ein Vermögen auf dem Markt in Offenburg verkauft hat, die waren nicht echt! Ein gelehrter Arzt des Grafen von der Ortenau hat die Leute gewarnt, aber sie haben dennoch gekauft und gekauft. Wo gehen wir eigentlich hin?«
    »Ins Judenviertel. Christoph freut sich, wenn er dich sieht, und den Juden haben wir schon so viel von euch erzählt.«
    »Du hast unsere Nachrichten nicht bekommen? Wir haben immer wieder versucht euch nach Staufen zu locken.«
    »Nein, keine einzige, und so viel Geld wie ihr habe ich nicht verdient. Es gab keine großen Feste in Straßburg und ich war auch nicht Gaukler, sondern fast immer Bettler.«
    Regine fragte: »Hilft die Alraune gegen die Pest? Ich meine, die echte.«
    »Ich kenne die Wurzel gut. Ich glaube, sie wird sehr überschätzt. Es gibt so viele Geschichten über sie, dass man fast alles glaubt, was über ihre Wirkungen gesagt wir?«, schmunzelte Löb.
    »Geschichten?« Esther rückte neugierig näher.
    »Nun, schon ihre Gewinnung ist sehr seltsam: Man gewinnt sie unter dem Galgen, weil sie nur dort wächst, wo ein Mensch aufgehängt worden ist. Es ist aber sehr gefährlich, sie herauszuziehen.«
    »Warum?«, fragte Christoph. »Es kann doch nicht gefährlich sein, eine Wurzel aus dem Boden zu reißen.«
    »Sie schreit!«
    »Wer schreit?« Esther brachte den Mund nicht zu.
    »Die Wurzel schreit, sie schreit lauter als ein Tier, wenn man an ihr zieht.«
    »Eine Wurzel, die schreit, wenn man sie herauszieht? Wirklich schreit?« Esther, Christoph, Nachum und Philo redeten durcheinander.
    »Sie schreit vor Weh, kein Mensch hält das aus.«
    »Und wie kann man sie dennoch herausziehen?«
    »Man muss sich die Ohren mit Wachs verstopfen wie einst Odysseus bei den Sirenen.«
    Christoph kannte diesen Odysseus nicht.
    »Wenn man die Wurzel hat, kann man sie teuer verkaufen.«
    »Was kann man mit der Wurzel machen, zaubern?«, fragte Christoph und beugte sich vor.
    »Manche glauben, sie sei die Springwurz, die alle Schlösser aufmachen können soll, was ich nicht glaube.«
    »Das wäre doch nicht schlecht«, meinte Philo.
    »Untersteh dich!«, warnte Regine.
    »Ob sie gegen die Pest hilft, konnte man bis jetzt sicher noch nicht ausprobieren. Man kennt die Pest ja erst ein oder zwei Jahre. Sie soll aber gegen jede Krankheit helfen.«
    »Dann wäre sie ja auch gut gegen die Pest!«
    »Und warum haben wir dann diese Wurzel Mandragora noch nicht?« Nachum war aufgeregt, Esther hatte leuchtende Augen.
    Christoph fragte: »Sie wächst doch unter dem Galgen. Warum holen wir sie dann nicht heute Nacht?«
    »Ich gehe mit«, sagte Esther mutig und hatte den Blick auf Christoph gerichtet.
    »Du kannst sie nicht immer holen. Der Mond muss eine bestimmte Phase haben, die Sonne muss in einem bestimmten Haus stehen. Das alles dürfte heute Nacht nicht zutreffen«, schmunzelte Löb.
    »Wann dann«, fragte Nachum und hatte den Blick auf Esther gerichtet, »und hilft sie auch gegen Christen?«
    »Nachum!«, wies Löb ihn mit scharfer Stimme zurecht.
    »Aber irgendwann kann man sie holen. Das machen wir«, sagte Christoph.
    Löb war aufgestanden und hatte ein dickes Buch von einem verzierten Bord genommen. Die Seiten waren von hebräischen Schriftzeichen bedeckt.
    Christoph staunte: Wie viele Bücher hatte Löb!
    Löb las vor: »Dieselbige Wurzel ist feuerfarb und schwer auszugraben. Wenn sie jemand anrührt, so ist er gleich des

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