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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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Hände.
    »Die Zinsen, meine Herren, ich dächte, Sie wären Kaufleute. Die Zinsen, meine Herren, lassen uns wenig Spielraum, viel weniger, als wir gedacht haben. Sie fressen uns auf.«
    Herr Kropfgans fuhr auf: »Soll das heißen, dass wir – ohne mich!«
    Herr Dopfschütz hatte Geduld: »Sie müssen dran, die Juden. Es gibt keinen Ausweg. Ihr wisst, ich bin der Letzte, der – «
    »Benfeld – «
    »Herr Kropfgans, hätten wir in Benfeld zugestimmt, dann hätten wir das Geld niemals zusammenbekommen, das wisst Ihr so gut wie ich.«
    »Aber ich meinte, dass die Juden – « Herr Kropfgans kratzte sich am Kopf.
    »Auch wir, Herr Kropfgans, auch wir, nicht wahr, Herr Eisenhut, auch wir wollen es nicht. Ihr habt gehört, wie wir in Benfeld alles niedergestimmt haben. Wir haben gedacht, es ginge. Aber wenn ich Euch die Zinssätze sage, Herr Kropfgans – es geht nicht!«
    »Dann – «
    »Dann wollen wir nichts überhasten, nicht wahr, Herr Kropfgans, die Stimmung im Rat kippt ohnehin, wir sind die Letzten, die für die Juden eintreten, man muss auch an die Angst der kleinen Leute denken. Herr Wangenbaum will – «
    »Herr Schwarber – «
    »Der Schwarber ist isoliert. Ich schätze ihn ohnehin ein wie den Herrn Schimmelfeldt, und auch da waren wir uns immer einig.«
    Herr Kropfgans verzog wehleidig das Gesicht.
    »Es geht um das Ziel, meine Herren, ich sage es noch einmal – es geht um den Frieden, den wir herstellen können, wenn wir die Macht haben. Wir wollen die Macht ja nicht für uns. Darüber waren wir uns einig – leider, Herr Kropfgans, nun auch die Juden!«
    »Wann?«, fragte Herr Eisenhut.
    »Die Juden gleich, die Macht im Sommer, der ewige Friede, ich würde sagen, in drei Jahren!«
     
     
    Am Dienstag vor Valentin des Jahres 1349 standen die Herren im Ratssaal der Stadt Straßburg.
    »Herr Schwarber, gebt auf. Ihr könnt nichts mehr machen. Wenn Ihr aus dem Fenster schaut – «
    Von oben sah es aus, als könne man über die Köpfe gehen, so dicht stand die Menge auf dem Markt.
    Wie am Vortag hatten sich die Metzger und die Gerber der Stadt zusammengerottet, die Luft dröhnte von ihrem Ruf: »Juden weg! Schwarber weg! Dopfschütz weg! Juden weg! Schwarber weg! Dopfschütz weg!«
    »Verstehe ich recht? Auch Ihr wollt, dass die Juden – « Herr Schwarber sagte es leise.
    »Wir können uns nicht immer gegen das Volk stellen, Herr Schwarber, wir sind da, das Wohl der Stadt zu befördern!«, sagte Herr Dopfschütz laut und wiegte bedauernd den Kopf.
    »Die Juden sind doch auch das Wohl der Stadt, Herr Dopfschütz. Sie sind doch auch Bürger unserer Stadt.«
    »Verbrecher sind das, Brunnenvergifter!«, mischte sich Herr Wangenbaum ein. »Das sind keine Bürger. Verurteilt gehören sie. Die Juden sind unser Unglück! Wie lange muss man das noch sagen.«
    Die Lippen von Herrn Eisenhut waren wie zwei Messer.
    »Ihr wisst so gut wie jeder andere, dass man das Volk aufgehetzt – «
    »Weiß man das, Herr Schwarber? Ihr wisst, ich bin ein Mann der Ordnung und der Gesetze! Ihr seht selbst: Wie wollt Ihr die Ordnung in der Stadt aufrechterhalten, wenn Ihr Euch weiter gegen unsere fleißigen Handwerker stellt!«
    Herr Wangenbaum hörte atemlos zu.
    »Aufgehetzt sind die Bürger vom Bischof und seinem Anhang.« Herr Schwarber schaute von Herrn Dopfschütz zu Herrn Wangenbaum. »Wir waren uns einig, Herr Dopfschütz, dass die Macht des Bischofs nicht – «
    »Ich bin ein frommer Mann, Herr Schwarber, das seid Ihr doch auch, ich gehe jeden Sonntag in die Kirche!«
    »Herrgott, darum geht es doch nicht, Herr Dopfschütz, ich bitte Euch. Den meisten geht es doch um das Geld, sie sind verschuldet bei den Juden, auch Ihr, das – «
    »Herr Schwarber, ich muss doch sehr bitten! Das ist eine beleidigende Unterstellung, die Ihr nicht beweisen könnt, die ich mir verbitte und die Ihr schnell zurücknehmen solltet!«
    »Ihr redet immer von den Statuten der Stadt, Herr Dopfschütz, die Statuten sagen – «
    Die Rufe von außen schwollen an.
    »Statuten sind kein vom Himmel gefallenes Evangelium, Herr Schwarber. Ihr wisst, ich denke immer rechtlich, aber das Recht muss man manchmal auch den Bedürfnissen anpassen. Und das ist jetzt, ich muss es sagen, Herr Schwarber, das ist jetzt leider der Fall.«
    Herr Kropfgans, der neben Herrn Dopfschütz stand, verzog das Gesicht wie ein Kind.
    Herr Schwarber war bleich: »Es gibt ein Recht, Herr – «
    Ein Bote meldete, auch der ganze Münsterplatz stehe jetzt voller Menschen. Das

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