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Schwarzer, Wolf, Skin

Schwarzer, Wolf, Skin

Titel: Schwarzer, Wolf, Skin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hagemann
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nicht, Jungs. Wir müssen hier Ordnung hineinbringen.«
    »Bö, Ordnung«, sagte Jon und kratzte sich am Kopf. »Das haben unsere Eltern versucht, dann unsere Lehrer und jetzt…«
    »Aber jetzt«, sagte der Alte, »jetzt versuchen wir es zusammen.« Er klopfte auf den Tisch. Alles wurde still. »Heil Hitler!« sagte er und hob den Arm. »Und ihr antwortet dabei auch mit ›Heil Hitler!‹ und redet mich mit ›Herr Motte‹ an.«
    »Seh ich nicht ein«, sagte Jon. Er wollte aufstehen, wollte zum Bahnhof gehen. »Da ist wenigstens was los, wissen Sie, Herr Motte, wenn Sie das schon so hören wollen. Solche Versuche haben wir schon jede Menge hinter uns, das wollen wir nicht.« Und er grinste und ging.
    »Ihr wollt doch die alte Ordnung«, sagte der Alte. »Aber ihr selbst wollt euch an keine Ordnung halten.«
    Komischerweise saßen die andern jetzt seltsam gespannt da. Sie saßen um den Tisch, aufrecht, und sie waren einfach gespannt.
    Der alte Motte ließ sich nicht so schnell beirren. »Fangen wir noch einmal an«, sagte er. »Heil Hitler!«, und er streckte seinen Arm aus.
    »Heil Hitler!« riefen wir alle im Chor, standen auf und streckten den Arm aus. Das machte wieder Jux. Mal einfach so.
    »Jungs«, sagte er, »wir haben zwar heute keinen richtigen Kameradschaftsabend, aber vielleicht ist es wichtig, daß wir uns Gedanken machen, warum wir hier eigentlich zusammen sind und was wir wollen.«
    »Saufen«, sagte einer, aber der Alte ließ sich nicht beirren. »Wenn wir hier nämlich zusammen sind, gehört dazu eine gewisse Ordnung. Diese Ordnung gibt uns Zusammenhalt. Das müssen wir als erstes kapieren. Und nur dann, wenn wir in dieser Ordnung leben und diesen Zusammenhalt haben, können wir etwas tun für Deutschland, für unser Land.«
    Jetzt hörten wirklich alle zu. Es war gespannte Stille.
    »Wenn wir in dieser Ordnung leben«, fuhr der Alte fort, »dann müssen Befehle gegeben werden und Befehle ohne Widerrede befolgt werden. Das ist das Grundprinzip eines jeden Zusammenlebens. Auch eines ganzen Volkes. Und Befehle müssen befolgt werden, ohne daß alle erst einmal wenn und aber und warum schreien. Ein Befehl ist ein Befehl, und Ordnung ist Ordnung.«
    In dem Augenblick schaute ich Andy an. Der Satz hatte mich daran erinnert, wie Andy gesagt hatte: »Mensch ist Mensch.« Und ich hatte gesagt: »Nein, ein Deutscher ist ein Deutscher, und ein Türke ist ein Türke.«
    Der Alte hörte jetzt auf. Er war schlau. »Immer nur schluckweise«, hatte er mal gesagt. »Dann packen wir die.«
    Er sagte, er freue sich, daß wir zusammen wären, und jetzt sollten wir zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Zum Abschluß sagte er: »Heil Hitler!«, und alle hoben die Hand und sagten: »Heil Hitler!« Komisch war das schon, aber es zog.
    »Übrigens«, fragte er dann, ob wir etwas dagegen hätten, daß er zu unseren Kameradschaftsabenden noch zwei Jungs mitbrächte, aus einer Gruppe, die er schon lange leite. »Nette Kerle«, sagte er, »die gefallen euch bestimmt.«
    Was sollten wir dagegen haben?
    Sie waren dann häufiger bei uns. Sie hatten wirklich Ahnung, von Rassenkunde, Drittem Reich, Hitlerreden. Sogar »Mein Kampf« hatten die drauf.
    Der eine hieß Bernd. Der ging noch zur Schule. Zehnte Klasse. War 16 oder 17. Der hatte immer ein kleines Heft bei sich und schrieb sich alles, was wichtig war, auf. Auch kleine Leitsätze. Steter Tropfen höhlt den Stein, sagte er. Kleine Zitate erhellen und erklären den Alltag.
    Ich schielte nur mal so in sein Heft: Ordnung ist die Grundlage eines jeden Zusammenlebens. Oder: Es gibt verschiedene Rassen, und das ist das eherne Gesetz der Welt. Darunter eingerahmt: Das Germanische stellt die Herrenrasse dar.
    Wir haben auch sehr viele Lieder gehört. Die, die mich am meisten beeindruckt haben, sind:
     
    Hängt dem Adolf Hitler, hängt dem Adolf Hitler,
    hängt dem Adolf Hitler den Nobelpreis um!
    Hißt die rote Fahne, hißt die rote Fahne,
    hißt die rote Fahne mit dem Hakenkreuz!
     
    Schon als kleiner Junge, da war es mir klar,
    daß dieses Symbol leitend für mich war.
    Und heut, da stehe ich noch voll dazu,
    es gibt nur eines, und das bist du.
    Für mich gilt es auch noch heut:
    Rasse, Stolz und Hakenkreuz!
     
    Hängt dem Adolf Hitler, hängt dem Adolf Hitler,
    hängt dem Adolf Hitler den Nobelpreis um!
    Hißt die rote Fahne, hißt die rote Fahne,
    hißt die rote Fahne mit dem Hakenkreuz!
    Rache für Heß, Rache für Heß, Rache für Heß!
     
    Und:
     
    Muselmann, o

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