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Schwarzer, Wolf, Skin

Schwarzer, Wolf, Skin

Titel: Schwarzer, Wolf, Skin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hagemann
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Muselmann, du Haufen Scheiße,
    schau dich mal an.
    Du bist nur ein Schwein, das nach Knoblauch stinkt.
    Wieviel Deutsche hast du schon abgelinkt?
     
    Die Lieder machten was mit mir. Das war stärker als alle Informationen. Ohrwürmer. Diese Musik ging einfach rein, ganz tief rein. Die Rhythmen, die Texte, die Worte, der Haß. Das ging rein wie Butter. Das turnte an! Und wenn man das alles in sich hatte, dann ging das mit einem um. Das gehörte hinein, in die Sicht der Welt.
    Es gibt auch Lieder, die ich nicht so mag. Eines, was Dolfi immer johlte:
     
    Kanaken-Fotzen mag ich nicht,
    ich scheiß den Kanaken ins Gesicht
    Kanaker raus aus diesem Land,
    wir nehmen das Recht in unsere Hand.

12
     
     
     
    Etwas veränderte sich in dieser Zeit. Unser Zusammensein war anders, unsere ganze Truppe war anders. Daß der alte Motte seine Jungs mitbrachte, wie er sie immer nannte, war nicht der einzige Grund. Es war mehr.
    Untereinander grüßten wir mit dem Hitlergruß. Draußen hoben wir nur den Arm. Aber es war noch mehr. Wir hatten plötzlich ein Ziel. Aber das war noch nicht alles. Wir hatten jetzt ein gemeinsames Ziel. Wir waren eine Einheit.
    Wir hatten allmählich wieder einen Glauben. Und wenn du den hast, den Glauben an etwas, dann steht alles andere drum herum. Und das, an das du glaubst, ist Mittelpunkt. Dafür lebst du. Und alles andere wird klein daneben. Das war es. Und: Wir glaubten an uns, weil jemand an uns glaubte.
     
     
    An einem Abend war der alte Motte da und hatte ein Wort an die Wand geschrieben: Stärke. Mitten an die Wand.
    »Stärke«, sagte er. »Stark sein wollen alle. Stärke will die kriminelle Ausländer-Mafia. Stärke wollen die Ausländer.
    Stärke wollen die Politiker. Stärke wollen auch wir. Denn wer stark ist, ist wichtig. Wer stark ist, wird gehört.
    Wie kommen wir zu Stärke? – Durch Ordnung. Das ist der erste Schritt.
    Ich verlange von euch, daß ihr mich grüßt mit ›Herr Motte‹, daß ihr mit mir redet ›Herr Motte‹ und ›Ja, Herr Motte‹. Ich will, daß ihr eine stramme Haltung einnehmt dabei. Das ist Ordnung. Das hat unser Führer auch so gewollt. Unser Gruß soll sein ›Heil Hitler‹. Und auf der Straße, wo wir diesen Gruß noch nicht offen zeigen dürfen: ein Heben der rechten Hand, ein fester Blick in die Augen.« Und er schrieb neben das Wort Stärke das Wort Ordnung.
    Wir machten dazu verschiedene Übungen. Haltungsübungen: Wir mußten aufstehen und grüßen. Grußübungen: Wir mußten alle gemeinsam den Gruß sprechen. Verabschiedungsübungen: Da sagte er: »Heil Hitler, der Herr segne unseren Kampf.«
    Wir machten mit. Es war eine Faszination da an diesem Abend. Begeisterung. So, als hätten wir alle darauf gewartet, daß uns endlich mal einer an die Hand nähme.
    Am nächsten Abend setzte der alte Motte das Wort Zusammenhalt unter Stärke und Ordnung.
    »Nur zusammen sind wir stark«, sagte er. »Das ist«, las er aus Hitlers »Mein Kampf« vor, »tiefstes soziales Verantwortungsgefühlgepaart mit brutaler Entschlossenheit in der Niederbrechung unverbesserlicher Auswüchslinge. Und die Auswüchslinge«, fügte er hinzu, »das sind die Ausländer, die Kanaken, der Jude; da ist Weichheit am falschen Platz.
    Hier liegt eine Mission unserer Bewegung. Sie muß unser Volk lehren, über Kleinigkeiten hinweg aufs Größte zu sehen, sich nicht in Nebensächlichkeiten zu zersplittern.« Und er las weiter: »Der Schutz der neuen Ideen muß, wenn notwendig auch durch brachiale Mittel gesichert werden. Also Waffen, Messer, Gewalt sind erlaubt, wenn die Idee dahintersteht. Was sollen wir mit der Lügenwirtschaft und unserem Sprachtohuwabohu, das uns unsere Kultur zerfrißt und zerfetzt? Was sollen wir dem Zerfall unserer Kultur zusehen, der dem Zerfall des Babylonischen Reiches ähnelt? Die Stunde des Deutschtums ist gekommen, und fremde Elemente müssen ausgemerzt werden! Wir wollen die alte Ordnung. Wir wollen eine neue Ordnung! Beides!« Was in uns vorging, ist kaum zu beschreiben: ein Aufatmen, ein Straffen, eine Konzentration, ein Ziel. Und mitten auf unserer Wand stand:
     
    Deutschtum
    Stärke – Ordnung
    Gewalt – Feind
    Zusammenhalt
     
    Das waren die Dinge, auf die wir uns jetzt konzentrierten. Klar, daß es auch Zoff gab. Im Hintergrund spielte das Lied »Blut und Ehre«:
     
    In der Schule lernt man nur noch,
    über Deutschland zu fluchen.
    Immer nur die Schuld bei uns
    und niemals bei den Schuldigen zu suchen.
    Doch nicht mit uns, denn bei uns zählen

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