Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Englisch.
Er stieg aus dem Loch und wischte sich die Hände an der Jeans ab. Der dünne Mann in den Fünfzigern mit dem langen grauen Haar schwitzte und verströmte einen schwachen, schalen Alkoholdunst.
»Wie kann ich dir helfen?«
»Ich würde gerne ein Kruzifix kaufen.«
»Bist du katholisch?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ist das ein Problem?«
Er lachte. »Du lieber Gott, nein.« Er ging zu einer Wasserflasche hinüber, die neben zwei staubigen Plastikstühlen im Schatten stand. Er nahm einen Schluck, setzte sich und deutete auf den anderen Stuhl. »Bitte, nimm Platz. Wie heißt du?«
Sie setzte sich. Die Stuhllehnen klebten an ihrer Haut. »Skye. Skye Martindale.«
»Bist du Eugenes Schwester?«
Als sie den Taufnamen ihres Bruders hörte, zögerte sie einen Augenblick. »Ja. Kennen Sie Gene?«
Pater Pedro lachte erneut. Er hatte blendend weiße Zähne. Vor vielen Jahren musste er ein attraktiver Mann gewesen sein.
»Klar. Jeder kennt Eugene.« Er trank und wischte sich den Mund ab. »Damals, als ich noch eine richtige Gemeinde hatte, kam ab und zu eines meiner Schäfchen vom Pfad der Tugend ab, und ich musste es wieder auf den rechten Weg bringen. Nun, dein Bruder und ich haben schnell gemerkt, dass wir in ein paar grundlegenden Dingen unterschiedlicher Meinung sind, aber er ist ein Mann mit Prinzipien. Und fair.«
Er lehnte sich zurück und sah sie lange mit seinen dunklen Augen unter den schweren Lidern an. »Also, weshalb hat eine aufrechte Protestantin wie du so großes Interesse an einem Kruzifix?«
»Glauben Sie an den Teufel?«
Wieder lachte er. »Na ja, bevor man an den Teufel glaubt, muss man zunächst mal an Gott glauben, oder? Schließlich sind die beiden zwei Seiten derselben Münze.«
»Dann glauben Sie also?«, fragte sie. »An Gott, meine ich?«
»Nun, mein Glaube ist über die Jahre wohl etwas, wie soll ich sagen, angestaubt.«
»Wie können Sie dann noch Ihrer Arbeit nachgehen?«
»Es gibt auch Barkeeper, die nicht trinken und trotzdem wissen, wie man einen Cocktail mixt. Ich biete eine Dienstleistung an.«
So ein Quatsch, dachte sie und stand auf. Sein Blick verdüsterte sich, und er bedeutete ihr, sich wieder zu setzen.
»Bitte, bleib. Und entschuldige die Blasphemie.« Er starrte sie mit seinen dunklen Augen an. »Was hast du auf dem Herzen?«
»Wollen Sie, dass ich jetzt beichte oder so?«
Er lächelte müde. »Aber nein. Da du nicht katholisch bist, kann ich dir auch nicht die Beichte abnehmen. Wenn du allerdings etwas auf dem Herzen hast – ich bin ein guter Zuhörer. Und meine Lippen sind selbstverständlich bombenfest versiegelt.« Er fuhr sich über den Mund, als würde er einen Reißverschluss zuziehen.
»Ich habe Albträume. Keine Ahnung, vielleicht hab ich zu viele Filme gesehen oder so. Ich dachte, dass ein Kruzifix über meinem Bett vielleicht dagegen helfen könnte.«
»Um das Böse abzuwehren?«
»So was in der Art, ja.«
»Du bist keine besonders gute Lügnerin.« Als er ihren Gesichtsausdruck sah, wedelte er mit der Hand. »Keine Angst, ich hab es jeden Tag mit Lügnern zu tun. Lass mich raten: Irgendetwas hat dich schwer beunruhigt. Du bist verzweifelt, und jetzt suchst du Hilfe bei etwas, das dir vor Kurzem noch wie dummer Aberglaube vorgekommen ist. Hab ich recht?«
»Fast.«
Die nackten, schmutzigen Zehen, die aus seiner Sandale ragten, wirbelten kleine Sandwölkchen auf. »Du fragst, ob ich an den Teufel glaube?« Sie nickte. »Um die Wahrheit zu sagen: Ich spiele inzwischen mit dem Gedanken, dass Gott tot und der Teufel quicklebendig ist.« Sie suchte vergeblich nach einem Anflug von Humor in seiner Miene. »In mir ist er jedenfalls sehr lebendig.«
Bevor er sich von ihr abwenden und den Blick über den Grenzzaun auf die gedrungenen Hügel dahinter richten konnte, sah sie etwas in seinen Augen. Der Andere war noch immer stark genug, dass sie eine Ahnung von brünstigem, jungem Fleisch, gebrochenen Gelöbnissen und den giftigen Nachwirkungen von Scham und Schuld erhaschen konnte. Ein gefallener Mann, verbannt in dieses Grenzland.
»Was ist mit den Kruzifixen? Helfen sie wirklich?«
Er sah sie wieder an. »Nun, die zeitgenössische Interpretation wäre wohl, dass sie eine Art Selbsthypnose hervorrufen können. Wenn man von der Annahme ausgeht, dass der Teufel nicht mehr ist als eine Manifestation menschlicher Angst oder Schuld, kann er damit also durchaus vertrieben werden. Sofern dein Glaube stark genug ist.«
»Und wie lautet Ihre
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