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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Interpretation?«
    »Da halte ich es mit John Lennon.« Sie sah ihn verständnislos an. » Whatever gets you through the night. Wen kümmert’s, solange es hilft?« Er lachte, wurde wieder ernst und beugte sich vor, sodass seine staubigen Hände zwischen seinen Knien baumelten. »Hör mal, Skye. Vielleicht solltest du dir professionelle Hilfe suchen. Einen Psychologen vielleicht?«
    »Nein.«
    »Dann lass mich dir das hier geben.« Er griff in die Brusttasche und zog ein Kruzifix heraus, das an einem Rosenkranz hing. »Es ist gebraucht. Ich hoffe, das macht dir nichts aus.«
    Skye betrachtete die kleine Christusfigur, die sich daran drehte und die Sonne reflektierte. Sie musste gegen eine Kraft in ihrem Inneren ankämpfen, die verhindern wollte, dass sie die Hand hob.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das gehört Ihnen. Das kann ich nicht annehmen.«
    »Sei nicht albern. Ich habe noch mehr davon. Das gehört schließlich zu meinem Job.« Er hielt es ihr hin. »Nimm es, bitte. Du würdest mir damit einen Gefallen tun.«
    »Wie das?«
    »Dann hätte ich das Gefühl, heute eine gute Tat getan zu haben. Was bedauerlicherweise inzwischen meinen ganzen Ehrgeiz darstellt.«
    »Das ist doch ein guter Vorsatz.« Sie nahm den Rosenkranz entgegen, der noch warm von der Hand des Priesters war. Mit einem Mal spürte sie etwas anderes, ein ängstliches Aufbäumen ihrer Zellen, ein stummes Kreischen aus ihrem Innersten. Ihre Hand zitterte so sehr, dass sie die Holzperlen beinahe fallen gelassen hätte.
    »Skye?« Der Priester starrte sie an. »Vielleicht solltest du mir erzählen, was wirklich los ist.«
    Sie schüttelte den Kopf und stand so schnell auf, dass sie beinahe den Plastikstuhl umgeworfen hätte.
    »Danke«, sagte sie und rannte davon. Der Rosenkranz mit dem Kruzifix in ihrer Jeanstasche schien ein Loch in ihren Hüftknochen zu brennen.

29
    Junior wurde in den Garten geschoben. Das Sonnenlicht brannte in seinen von der Finsternis der Klinikflure noch geweiteten Pupillen. Er musste dem Impuls widerstehen, die Augen zu schließen. Um dem gleißenden Schein zu entgehen, erlaubte er sich immerhin, den Kopf zur Seite hängen zu lassen. Alfonso fuhr natürlich direkt auf den flüssigen Lichtball zu, der am wolkenlosen Himmel hing. Junior stiegen die Tränen in die Augen und strömten seine Wangen hinunter.
    Der Pfleger merkte nichts davon. Ungerührt setzte er seinen Monolog fort, während sie über den gepflasterten Gehweg rollten, der die braune Rasenfläche mit den verdörrten Bäumen darauf durchschnitt.
    »Oh, das wird klasse , Mann. Super. Alfonso wird die Kleine vernaschen, Mann. O ja. Hmmmm- mmmmmm .«
    Seit sie das Gebäude verlassen hatten – das Handgemenge im Speisesaal war lange beendet –, war sein Geplapper ihr ständiger Begleiter. Sie waren an einer Reihe stieräugiger Wachposten vorbeigefahren, die auf rote Knöpfe drückten und damit die elektrischen Schlösser der Sicherheitstüren öffneten, sonst aber Junior und seinen Pfleger nicht weiter beachteten. Schließlich wurden sie mit einem letzten Summen in den Sonnenschein und die frische Luft entlassen.
    Sie hielten vor einer Steinmauer an. Dünner Efeu wucherte darauf wie verästelte Arterien. Die Klinik selbst war inzwischen außer Sichtweite. Alfonso stellte die Bremse des Rollstuhls fest und zog eine Zigarettenschachtel aus der Tasche seiner weißen Uniform. Sein gewaltiger Schatten verdeckte die Sonne, als er eine anzündete, einen tiefen Zug nahm und mit einem zufriedenen Grunzen ausatmete.
    Junior beobachtete die Umgebung so genau wie möglich. Aus den Augenwinkeln konnte er einen hohen Maschendrahtzaun und eine von der Sonne beschienene Windschutzscheibe erkennen. Der Parkplatz, von dem aus die Straße in die Freiheit führte.
    Der Pfleger sah auf eine protzige Armbanduhr, die an seinem fetten Handgelenk hing – ein Ring aus falschen Diamanten umgab ein schlammfarbenes Zifferblatt.
    »Oh oh, sie sollte Alfonso lieber nicht warten lassen. Nein, nein.«
    Der dicke Mann trat einen Schritt vom Rollstuhl zurück und spähte um die Mauer. Wieder fiel der Sonnenschein wie ein Laserstrahl auf Juniors Gesicht und trieb ihm die Tränen in die Augen.
    Alfonso blinzelte ihn durch den Rauch an. »Verflucht, Junge, du heulst ja. Kommt gar nicht infrage. Nicht wenn Alfonso auf dich aufpasst.«
    Er klemmte sich die Zigarette zwischen die Zähne und beugte sich mit einem Taschentuch von der Größe einer Tischdecke in der Hand vor. Sein Bauch drückte wie ein Airbag

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