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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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gegen Junior. Während der Pfleger sein Gesicht abtrocknete, bemerkte Junior den Elektroschocker, dessen schlumpfblauer Griff locker in einem Holster an Alfonsos Werkzeuggürtel steckte. Da wusste er: Der entscheidende Moment war gekommen.
    Das Klettband, das den Taser sicherte, hatte sich gelöst. Junior brauchte weder viel Kraft noch große Geschicklichkeit – er musste nur den Arm ausstrecken, die Waffe in die Hand nehmen, sie gegen den schweißbedeckten Hals des Pflegers halten und abdrücken.
    Eine pfeilförmige Elektrode, die durch spiralförmige Drähte mit dem Taser verbunden war, bohrte sich unterhalb des Kieferknochens in Alfonsos Haut. Einen Augenblick lang führte er einen wilden Tanz auf, dann brach er zusammen und lag schließlich rücklings auf dem Gehweg. Die Hacken seiner Nikes trommelten auf das Pflaster.
    Junior ließ das Skalpell aus dem Ärmel in seine wartenden Finger gleiten und fiel über den Pfleger her. Er zog die Klinge über die Kehle des Mannes. Haut und Fleisch teilten sich. Blutfontänen spritzten auf, die mit Alfonsos sterbendem Herzschlag immer schwächer wurden.
    Junior tastete den Hals des Mannes nach einem Puls ab. Nichts.
    Keuchend und mit vom Blut glitschigen Händen löste er sich von der Leiche und setzte sich wieder in den Rollstuhl. Da hörte er das stakkatoartige Klappern von Stöckelschuhen. Eine Krankenschwester bog um die Ecke.
    Sie starrte den auf dem Boden liegenden Pfleger an und keuchte, legte eine Hand auf die geschminkten Lippen und kniete sich hin.
    »Alfonso? Alfonso?«
    Ihr Kopf war auf derselben Höhe wie Juniors Hand. Mühelos ließ er sie vorschnellen, bis die blutige Klinge an ihrer Kehle lag und die Spitze in ihre Haut stach.
    »Nimm einen Kabelbinder aus seinem Gürtel«, flüsterte Junior.
    »Bitte«, sagte sie. »Tun Sie mir nichts.«
    Er verstärkte den Druck auf die Klinge. Ein roter Blutstropfen erschien auf ihrer Haut. »Mach schon.«
    Sie zog einen Kabelbinder heraus. Junior hielt ihr den linken Arm hin. »Binde uns zusammen«, sagte er.
    Sie starrte ihn wortlos an. Er stach erneut zu. Der Blutstropfen lief ihren Hals hinab und fiel auf den weißen Uniformkragen.
    »Los«, sagte er.
    Sie legte ihren linken Arm gegen den seinen. Nur mit Mühe gelang es ihr, den Kabelbinder über beide Handgelenke zu streifen. Junior roch Angst unter dem süßen Parfüm.
    Junior schob die Lasche durch die Öffnung, beugte sich vor, klemmte sich den Kabelbinder zwischen die Zähne und zog die Ratsche fest. Mit einem leisen ratternden Geräusch schnitt das Plastik in sein Fleisch. Die Krankenschwester wimmerte.
    »Hast du ein Auto?«, fragte er und legte die Klinge wieder an ihre Kehle. Als sie zögerte, stach er zu. »Lüg mich nicht an.«
    »Ja, ich habe ein Auto.«
    »Da wirst du mich jetzt hinbringen, und dann hauen wir von hier ab. Verstanden?«
    »Ja«, sagte sie. Juniors Arm ruckte wie der einer Marionette hin und her, als sie die Griffe des Rollstuhls packte und ihn zum Parkplatz hinüberschob, wo das in den Windschutzscheiben gespiegelte Sonnenlicht funkelnd auf die durstigen Pappeln fiel.

30
    Der Mann im Anzug holte eine Holzsäge unter dem Schreibtisch hervor. Da wusste Gene, dass sie tief in der Scheiße steckten.
    Der Mann starrte aus dem Fenster auf den weit entfernten, violetten Gebirgszug und spannte das Sägeblatt wie einen Bogen. Als er es wieder losließ, zitterte das Metall und gab einen klagenden hohen Ton vor sich. Er beendete die Vibration mit der Fingerspitze und legte das Werkzeug auf die Tischplatte neben die Waffen, die sie Gene und Drum abgenommen hatten.
    Der Mann war so anonym wie das Reihenhaus, in dem sie sich befanden. Es stand in einer der neu errichteten Vorstädte, die sich von der Stadt aus in die Wüste ausbreiteten. Er war etwa Anfang fünfzig, weder gut noch schlecht gekleidet und musste mal wieder zum Friseur. Bis auf den leichten fremdländischen Akzent mit den stumpfen Vokalen – Osteuropäisch? Russisch? – war absolut nichts Bemerkenswertes an ihm.
    Er wandte sich Gene und Drum zu, die nebeneinander vor dem Schreibtisch saßen. »Einer der Männer, den Sie getötet haben, war der Sohn meines Vetters. Die ungewöhnliche Natur seines Ablebens hat gewisse Erwartungen geweckt, wenn Sie verstehen?«
    Gene verstand ihn gut genug, um nichts darauf zu erwidern. Drum dagegen hob eine riesige Pranke. »Moment mal, Freundchen. Wir haben niemanden getötet. Wir haben ein Angebot für Sie.«
    Der Mann beachtete Drum nicht weiter. Er

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