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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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vorbeifuhren, winkte Timmy. Gene drehte sich nicht nach ihr um.

26
    Das Essen auf dem Löffel, der unaufhörlich in seinen Mund geschoben wurde, hatte die Konsistenz und den Geschmack von Fäkalien. Junior zwang sich dazu, den Kiefer aufzusperren und die Augen ins Nichts zu richten.
    » Weiiiiiiit aufmachen. Braver Junge«, schnurrte Alfonso, während er die eklige Pampe in Juniors Mund stopfte. Dieser hatte alle Mühe, den Würgereiz zu unterdrücken.
    Das Essen glitt lauwarm und schleimig über seine Zunge. Es tropfte von seinen Lippen und klebte an seinem Kinn. Alfonso wischte Juniors Gesicht mit einer Papierserviette ab, dann schaufelte er die nächste unsägliche Ladung auf den Löffel.
    Junior tauchte tief in sein Innerstes, in das Mosaik aus Erinnerungen, das sich langsam wieder zusammensetzte. Der Pfleger und seine verrückten Schützlinge verblassten, und er sah seine Mutter, wie sie sich im Rückspiegel eines Autos betrachtete. Ein gelbes Weizenfeld erstreckte sich bis zum Horizont, wo es auf einen Technicolor-Himmel traf. Mama trug einen zurückhaltenden rosa Lippenstift auf und schnitt eine Grimasse, um nachzuprüfen, dass nichts davon an ihren perfekten weißen Zähnen klebte.
    Als sie sah, dass er sie beobachtete, verwandelte sich die Grimasse in ein Lächeln. »Wie sehe ich aus?«
    »Wunderschön«, sagte er, und das war die Wahrheit.
    »Hmmmm. Aber sehe ich auch gut aus?«
    »O ja, Mama. Sehr gut.«
    »Sehe ich aus wie eine gottesfürchtige, hilfsbedürftige Lady?«
    »Ja, Mama.«
    »Na, dann komm mit«, sagte sie, ließ den Lippenstift in die Handtasche gleiten und schloss sie mit einem lauten Klicken. Ihre manikürten Fingernägel waren mit beinahe farblosem Lack überzogen. Sie stieg aus dem Wagen in den heißen Wind und legte eine Hand auf das Kopftuch, das ihr goldenes Haar zusammenhielt.
    Der etwa zehnjährige Junior war schon fast so groß wie sie. Hier gab es nur ihn und seine Mama – der lauernde Schatten seines Vaters war nirgendwo zu entdecken. Sie gingen einen sandigen Pfad zu einem Holzhaus hinauf, das mitten im Weizenfeld stand. Das grelle Sonnenlicht spiegelte sich in den Fenstern. Langsam drehte sich daneben eine Windmühle. Junior hörte das Knarren ihrer Flügel.
    Als sie vor der Tür standen, hörten sie ein Radio, das Kirchenmusik spielte. Mama verzog das Gesicht. Er musste sich ein Kichern verkneifen, während sie die Hand hob und mit dem glänzenden Messingtürklopfer, der wie eine geschäftige viktorianische Dame geformt war, eine kleine Melodie trommelte.
    Die Tür öffnete sich. Ein Mann in einem gestärkten weißen Hemd, das bis zum obersten Knopf geschlossen war, erschien. Hosenträger spannten sich über seinem dicken Bauch. »Ja, Ma’am?«
    »Tut mir schrecklich leid, ihr Sonntagsmahl zu stören, aber offenbar hat unser Wagen den Geist aufgegeben. Ob ich wohl kurz Ihr Telefon benutzen dürfte, wenn es keine Umstände macht?« Mama schenkte dem Mann ein bezauberndes Lächeln. Rote, münzgroße Flecken erschienen auf seinen frisch rasierten Wangen.
    »Aber sicher, Ma’am. Selbstverständlich. Treten Sie doch ein. Ihr Junge natürlich auch.«
    Der Mann führte sie ins Esszimmer. Eine Frau mit einem grauen Haarschopf, der mit viel Haarlack gebändigt war, sah auf – genau wie die beiden Zwillinge zu ihren Seiten, ein Junge und ein Mädchen.
    »Wer ist das denn?«, fragte die Frau.
    Als Antwort zog Mama den silbernen Revolver aus der Handtasche und schoss dem Mann in den Hals. Er ging in einer Blutfontäne zu Boden. Dann verpasste sie der Frau eine Kugel ins Bein. Ihre Schreie verloren sich im wogenden Weizenmeer, das sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken schien.
    Danach verbrachten Mama und er einen gemütlichen Nachmittag mit den Zwillingen im Badezimmer, traktierten ihre nackten Körper mit Stacheldraht, Rasierklingen und schließlich Benzin. Ihre Augen – die Lider hatte Mamas sichere Hand geschickt entfernt – starrten sie von einem Ort jenseits des Schreckens aus an.
    Ein Schrei, so gellend wie eine Sirene, holte Junior in die Gegenwart zurück. Um ein Haar hätte er seinen Kopf in Richtung des Lärms gedreht, doch er behielt die Fassung, während um den Pfleger herum mit einem Mal das nackte Chaos ausbrach.
    Die Irren heulten, kauerten unter den Tischen, rannten gegen die Wände. Jemand stieß ihn zu Boden. Junior lag auf den Fliesen und betrachtete die Füße und Beine, die um ihn herum wirbelten. Auch er wusste nicht, was diesen Ausbruch von Wahnsinn

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