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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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anderer Meinung.«
    »Wenn Tincup sich seiner Sache so sicher ist, warum ist er nicht mitgefahren?«
    »Das ist nicht so sein Ding.«
    »Dann ist er wohl schlauer, als ich dachte.«
    Sie fuhren eine Anhöhe hinauf. Dahinter ragten die Wolkenkratzer der großen Stadt wie Sägezähne aus der Wüste. Drum ließ das Jackett von seinen Schultern gleiten. Trotz der arktischen Temperatur, auf die die Klimaanlage eingestellt war, spürte er, wie sich ein Schweißtropfen aus den Achselhaaren löste und seine Flanke hinunterglitt.
    »Immer schön ruhig bleiben, Deputy. Tu einfach, was ich dir sage.«
    »Keine Angst, Sheriff, ich bleibe immer hinter dir. Schließlich bist du ein viel größeres Ziel als ich.«

28
    Skye spazierte ziellos die Hauptstraße hinunter. Sie war von Selbsthass erfüllt. Das Fleisch der gestrigen Fressorgie lag ihr noch immer schwer im Magen. Sie starrte in das Schaufenster eines Brautmodengeschäfts, betrachtete jedoch nicht die vergilbten Hochzeitskleider, sondern nur ihr eigenes Spiegelbild, als könnte es ihr ein Geheimnis verraten.
    Dann hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Sie drehte sich um. Richie hielt mit seinem alten Lieferwagen neben ihr an.
    »Willst du zum Diner?«, fragte er.
    Skye schüttelte den Kopf und wollte gerade weitergehen, als ein Sonnenstrahl auf das Kruzifix fiel, das am Rückspiegel hing. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, hatte sie sich schon in das geöffnete Beifahrerfenster gebeugt.
    »Woher hast du das?« Sie deutete auf das kleine Holzkreuz, an das ein silberner Christus genagelt war.
    »Wozu brauchst du denn ein Kruzifix?« Er starrte sie fragend an, dann senkte er schüchtern den Kopf und betrachtete seine auf dem Lenkrad trommelnden Finger.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Die sind irgendwie cool.«
    »Ich würd’s dir ja gerne geben«, sagte er, »aber es hat meiner Oma gehört.«
    »Kein Stress, Richie. Ich kauf mir eins.«
    »Die gibt’s nur in der Kirche. Steig ein, ich fahr dich hin.«
    »Schon okay«, sagte sie. »Ich gehe lieber zu Fuß.«
    »Jetzt hab dich nicht so. Ich hab noch ein paar Minuten Zeit, bevor meine Schicht anfängt.«
    Sie stieg auf den Beifahrersitz. Er legte den Gang ein.
    »Ruf dir nachher ein Taxi. Ist wahrscheinlich nicht so schlau, so nahe an der Grenze herumzuspazieren. Nicht nach dem, was heute Nacht passiert ist.«
    »Was ist denn passiert?«, fragte sie und bemühte sich, so unbeteiligt wie möglich zu wirken.
    »Hast du das nicht gehört?« Sie schüttelte den Kopf. »Wieder so ein Ungeheuerangriff, diesmal auf der anderen Seite der Grenze. Irgendein Typ wurde in Stücke gerissen und gefressen. Die Leute da unten sind ganz aus dem Häuschen.«
    Skye sagte nichts. Sie lehnte den Kopf gegen die Scheibe und ließ die Straßen an sich vorbeiziehen.
    Richie verließ die Hauptstraße und rumpelte an einer Reihe schäbiger Häuser vorbei, die sich vor dem Grenzzaun zusammendrängten. Der Großteil der Einwanderer, die früher hier gewohnt hatten, war inzwischen weitergezogen. Er hielt vor einer kleinen Kirche.
    Skye stieg aus. Im Sand vor der Kirche stand ein großes grobes Holzkreuz. Der Andere war immer noch so weit anwesend, dass sie ein Gefühl des Abscheus spürte und stehen blieb. Sie musste den Drang unterdrücken, sich umzudrehen und wegzulaufen.
    »Frag nach Pater Pedro«, sagte Richie und legte den Rückwärtsgang ein.
    Skye sah ihm nach, wie er zurück in die Stadt holperte. Jetzt bereute sie, dass sie sich von ihm hierherfahren hatte lassen.
    Die Kirche war ziemlich heruntergekommen. Weiße Farbe blätterte von den Wänden, sodass die grauen Ytongsteine darunter zum Vorschein kamen. Das rostige Blechdach klapperte im Wind, der Skye die Haare in die Augen wehte.
    Während sie auf die Kirche zuging, wurde ihr bewusst, dass sie einen großen Bogen um den Schatten des Holzkreuzes machen wollte, und ging absichtlich hindurch. War es nur Einbildung, oder spürte sie tatsächlich ein Gewicht auf ihren Schultern, als sie in den Schatten trat?
    Sie hörte das Geräusch einer Schaufel, die sich in die Erde bohrte. Ein braunhäutiger Mann in einem abgewetzten Hemd und ausgebeulten Jeans grub ein Loch in den harten Boden neben der Kirchenpforte. Daneben lag ein in Plastikfolie eingewickelter Busch und wartete darauf, eingepflanzt zu werden.
    »Hallo, Sir. Wissen Sie, wo Pater Pedro ist?«, fragte sie in gebrochenem Spanisch.
    Der Mann richtete sich auf. »Das bin ich«, antwortete er in fast akzentfreiem

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