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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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immer demselben Klimperlied. Und das mitten im Dezember, mitten in der Nacht. Als ich bei Mrs. Fender war, bekam ich mit, daß sie einen gewaltig großen Eisschrank im Haus stehen hat. Und dann, als ich die Tankwagen vor dem Lagerhaus abstellte, hatte ich aus den Augenwinkeln heraus wieder einen Eiswagen bemerkt. Von meinem jetzigen Standort aus kann ich nicht erkennen, ob der Wagen immer noch an seinem Platz steht. Aber bei den ganzen Sicherheitsvorkehrungen hier in der Gegend sollte er eigentlich noch da sein, und irgendwie bin ich überzeugt davon, daß er eine große Rolle spielt.
    Was hat es nur mit Eddies Eis am Stiel auf sich? Was für einen Fetischismus betreibt er mit seinen gefrorenen Leichen?
Haben die Fetische etwas miteinander zu tun?
Wenn Eddie wirklich die Überreste von Yaksha an sich gebracht hat und
    Yaksha noch lebt, ist Eddie gezwungen, Yaksha in einem permanenten Schwächezustand zu halten, um ihn unter Kontrolle zu haben. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten, jedenfalls zwei, die mir bekannt sind. Einmal die, Yaksha mit spitzen Gegenständen aufzupfählen, damit die Haut drum herum nicht verheilen kann. Die andere ist subtiler und hat mit der Natur der Vampire selbst zu tun. Yaksha war die Inkarnation des Yakshini, eines dämonischen Schlangenwesens. Schlangen sind Kaltblüter und mögen keine Kälte. Genauso hassen auch Vampire die Kälte, obwohl wir ihr standhalten können. Eis aber blockiert uns, wie auch die Sonne es tut, verlangsamt unseren Denkprozeß und zerstört unsere Fähigkeit, uns von schweren Wunden zu erholen. Wenn ich Eddies offensichtliche Stärke betrachte und mir vor Augen halte, daß er sogar meine Identität kennt, dann muß ich davon ausgehen, daß er Yaksha wirklich in seiner Gewalt hat, lebend, und daß er ihn einem extremen Schwächezustand hält und ständig sein Blut trinkt. Wahrscheinlich hält Eddie ihn aufgespießt und halbgefroren.
    Aber wo nur?
Zu Hause bei Mama?
Wohl kaum. Mama hat nicht alle Tassen im Schrank, und Yaksha ist ein zu
    wertvoller Besitz, als daß man ihn einfach so herumliegen lassen darf. Eddie bewahrt seine Blutversorgung bestimmt bei sich in der Nähe auf. Wahrscheinlich nimmt er sie sogar mit, wenn er abends auf die Jagd geht.
    Aus einer Telefonzelle rufe ich Sally Diedrich an. Ich hatte mir ihre Büronummer und ihre Privatnummer notiert, bevor ich aus dem Leichenschauhaus wieder raus war. Auf ein Schwätzchen habe ich momentan keine Lust, also komme ich gleich zur Sache: War Eddie Eisverkäufer, bevor er sich um eisige Leichen kümmerte? Ja, war er, antwortet Sally. Er hatte zusammen mit seiner Mama ein kleines Eiswagen-Geschäft in Los Angeles. Das ist alles, was ich wissen wollte.
    Dann rufe ich Pat McQueen an, die frühere Freundin von Ray.
Und warum? Ich weiß es nicht. Sie ist niemand, mit dem ich meine Sorgen teilen könnte, und ich finde eigentlich auch gar nicht, daß so etwas geteilt werden sollte. Doch in dieser dunkelsten aller Nächte empfinde ich etwas wie Seelenverwandtschaft mit ihr. Ich habe ihr den Liebsten geraubt, und jetzt hat das Schicksal mit mir das gleiche getan. Vielleicht ist das ausgleichende Gerechtigkeit. Während ich noch ihre Nummer wähle, überlege ich, ob ich mich bei ihr entschuldigen oder sie gegen mich aufbringen will. Mir fällt ein, daß sie noch immer glauben muß, daß Ray vor sechs Wochen ums Leben gekommen ist. Willkommen wird mein Anruf nicht gerade sein. Wahrscheinlich reiße ich nur Wunden auf, die gerade dabei sind, endlich zu verheilen. Trotzdem lege ich nicht auf, als sie nach kurzem Läuten den Hörer abnimmt.
»Hallo?«
»Hallo, Pat? Hier ist Alisa. Du weißt, wer ich bin?«
Sie holt tief Luft. Dann verfällt sie in mißtrauisches Schweigen. Ich weiß, daß sie mich haßt und auflegen will. Aber sie ist auch neugierig. »Was willst du?« fragt sie.
»Ich weiß nicht. Ich frag’ mich das auch. Wahrscheinlich wollte ich bloß mit jemandem reden, der Ray gut gekannt hat.«
Am anderen Ende bleibt es lange still. »Ich dachte, du wärst tot.«
»Dachte ich auch.«
Wieder Schweigen, dieses Mal noch länger. Ich weiß, was sie nun fragen wird. »Er ist es aber, nicht wahr?«
Ich senke den Kopf. »Ja. Aber es war kein normaler Unfall. Er ist tapfer gestorben, aus eigenem Willen. Er wollte das verteidigen, an was er glaubte.«
Jetzt muß sie weinen. »Hat er an dich geglaubt?« stößt sie bitter hervor.
»Ja, ich denke schon. An dich hat er auch geglaubt. Seine Gefühle für dich gingen sehr tief.

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