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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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aus dem Morddezernat, und wenn Harry Bosch nicht mehr die Mordfälle kriegt, packt er ein und geht. Und wieder eine Kerbe in unserem Knauf.«
    Lewis dachte über die Idee seines Partners nach. Sie war nicht schlecht. Es konnte klappen. Aber ohne Irvings Anweisung wollte er die Observation nicht abbrechen.
    »Bleib an ihm dran«, sagte er. »Wenn er irgendwo hält, werf ich einen Quarter ein und frag’ mal nach, was Irving vorhat. Als er mich heute morgen wegen dem Jungen angerufen hat, machte er einen ganz zufriedenen Eindruck. Als würde alles prima laufen. Ohne seine Order will ich nicht abbrechen.«
    »Wie auch immer. Woher wußte Irving überhaupt so schnell, daß jemand den Jungen umgelegt hat?«
    »Ich weiß nicht. Paß auf da vorne. Er nimmt die 10.«
    Sie folgten dem grauen Caprice auf den Santa Monica Freeway. Sie ließen den Innenstadtbereich hinter sich und bewegten sich in weniger dichtem Verkehr. Aber Bosch hatte es nicht mehr eilig. Er fuhr an den Ausfahrten Clover Field und Lincoln vorbei, die zu Eleanor Wishs Wohnung führten, blieb auf dem Freeway, der durch einen Tunnel führte und unterhalb des Kliffs am Strand als Pacific Coast Highway wieder auftauchte. Er fuhr an der Küste entlang Richtung Norden, die Sonne grell am Himmel und die Berge von Malibu als trübe Andeutung im Dunst voraus.
    »Und jetzt?« sagte Clarke.
    »Ich weiß nicht. Laß dich etwas zurückfallen.«
    Es herrschte nicht viel Verkehr auf dem Pacific Coast Highway, und es fiel ihnen schwer, immer mindestens einen Wagen zwischen sich und Bosch zu bringen. Wenn Lewis auch glaubte, daß die meisten Cops sich die Mühe sparten, nachzusehen, ob ihnen jemand folgte, machte er heute mit seiner Theorie bei Bosch eine Ausnahme. Sein Zeuge war ermordet worden. Vielleicht nahm er instinktiv wahr, daß ihm jemand gefolgt war oder immer noch folgte.
    »Ja, laß dich einfach zurückfallen. Wir haben den ganzen Tag Zeit, genau wie er.«
    Bosch hielt seine Geschwindigkeit über die nächsten sechs Kilometer, bis er auf einen Parkplatz neben dem Alice’s am Malibu Pier einbog. Lewis und Clarke fuhren vorbei. Nach einem Kilometer wendete Clarke verbotenerweise und fuhr zurück. Als sie auf den Parkplatz einscherten, war Boschs Wagen noch immer da, aber von ihm selbst war nichts zu sehen.
    »Wieder dieses Restaurant?« sagte Clarke. »Er muß ja ganz verrückt sein nach dem Laden.«
    »So früh ist da gar nicht geöffnet.«
    Beide fingen an, sich in alle Richtungen umzusehen. Vier weitere Wagen standen am Ende des Parkplatzes, und die Dachgepäckträger deuteten darauf hin, daß sie dem Pulk von Surfern gehörten, die südlich des Piers auf den Wellen ritten. Endlich entdeckte Lewis Bosch und deutete auf ihn. Er befand sich in der Mitte des Piers, lief mit gesenktem Kopf, und sein Haar wehte in alle Richtungen. Lewis drehte sich nach der Kamera um und merkte, daß sie noch im Kofferraum lag. Er nahm einen Feldstecher aus dem Handschuhfach und richtete ihn auf Boschs kleiner werdende Gestalt, Er beobachtete ihn, bis Bosch das Ende der Holzplanken erreicht hatte und seine Ellbogen auf das Geländer stützte.
    »Was macht er?« fragte Clarke. »Laß mich sehen.«
    »Du fährst. Ich beobachte. Er macht überhaupt nichts. Steht nur so da.«
    »Er muß doch irgendwas machen.«
    »Er denkt nach. Okay? … Da. Er steckt sich eine Zigarette an. Zufrieden? Er macht was … Warte mal.«
    »Was?«
    »Mist. Wir hätten die Kamera bereit haben sollen.«
    »Was soll diese ›wir‹-Scheiße? Das ist heute dein Job. Ich bin der Fahrer. Was macht er?«
    »Er hat was fallen lassen. Ins Wasser.«
    Durch den Feldstecher sah Lewis, wie Bosch entspannt am Geländer lehnte. Er starrte hinunter ins Wasser. Soweit Lewis sehen konnte, war sonst niemand auf dem Pier.
    »Was hat er fallen lassen? Kannst du es sehen?«
    »Woher soll ich wohl wissen, was er fallen lassen hat? Ich kann es von hier aus nicht sehen. Möchtest du vielleicht, daß ich da rübergehe und einen von den Surfern überrede, hinzupaddeln und nachzusehen? Ich weiß nicht, was er fallen lassen hat.«
    »Immer mit der Ruhe. Ich frag’ ja nur. Also, kannst du dich an die Farbe des Objekts erinnern, das er fallen lassen hat?«
    »Es sah weiß aus, wie ein Ball. Aber es driftete oder taumelte irgendwie.«
    »Ich dachte, du kannst das Wasser nicht sehen.«
    »Ich meine, es driftete oder taumelte nach unten. Ich glaube, es war ein Taschentuch oder eine Art Papier.«
    »Was macht er jetzt?«
    »Steht nur am

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