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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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keine eifersüchtigen Ex-Liebhaber. So, können wir jetzt gehen und da weitermachen, wo wir« – sie sah auf ihre Uhr – »vor gut vier Stunden aufgehört hatten?«

    Bosch lag wach in Eleanor Wishs Bett, lange bevor das Morgengrauen um die Gardinen kroch. Unfähig, der Schlaflosigkeit zu entkommen, stand er schließlich auf und duschte im Badezimmer im Erdgeschoß. Danach sah er sich in ihren Küchenschränken und dem Kühlschrank um und stellte sich ein Frühstück aus Kaffee, Eiern und Zimt-Rosinen-Brötchen zusammen. Schinken konnte er nicht finden.
    Als er hörte, wie die Dusche oben anging, brachte er ein Glas Orangensaft hinauf und fand sie vor dem Badezimmerspiegel. Sie war nackt und bürstete ihr Haar, das sie in drei dicke Büschel aufgeteilt hatte. Sie ließ ihn herein und beobachtete ihn, während sie ihr Haar gekonnt zu einem dicken Zopf flocht. Dann nahm sie den Saft und einen langen Kuß von Bosch entgegen. Sie zog ihren kurzen Mantel an, und sie gingen nach unten, um zu essen.
    Danach öffnete Harry die Küchentür, stellte sich nach draußen und rauchte eine Zigarette.
    »Weißt du«, sagte er. »Ich bin nur froh, daß nichts passiert ist.«
    »Du meinst, gestern abend auf der Straße?«
    »Ja. Dir. Ich weiß nicht, wie ich damit fertig geworden wäre. Ich weiß, wir haben uns gerade erst kennengelernt und so, aber … du bist mir sehr nah. Weißt du das?«
    »Du mir auch.«
    Bosch hatte geduscht, aber seine Sachen waren so frisch wie der Aschenbecher in einem Gebrauchtwagen. Nach einer Weile sagte er, er müsse nach Hause, sich umziehen. Eleanor sagte, sie würde zum FBI fahren, nachsehen, ob sich wegen des gestrigen Abends etwas ergeben hatte und was sie über Binh in den Akten finden konnte. Sie verabredeten sich in der Hollywood Station an der Wilcox, weil sie dort Binhs Geschäft am nächsten waren und Bosch ohnehin seinen demolierten Wagen abgeben mußte. Sie brachte ihn zur Tür, und sie küßten sich, als ginge ihr Mann zur Arbeit ins Büro.
    Als Bosch zu Hause ankam, fand er weder Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter noch Anzeichen dafür, daß jemand in die Wohnung eingedrungen war. Er rasierte sich, zog sich um und fuhr dann den Hügel hinunter durch den Nichols Canyon rüber zur Wilcox. Er saß an seinem Schreibtisch und brachte seinen Ermittlungsbericht auf den neuesten Stand, als Eleanor um zehn Uhr eintraf. Der Einsatzraum war voll, und die meisten männlichen Detectives sahen von ihrer Arbeit hoch, um sie zu begutachten. Sie lächelte unbehaglich, als sie sich auf einen Metallstuhl neben den Tisch für die Mordfälle setzte.
    »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Ich glaube, ich würde lieber durch Biscailuz laufen«, sagte sie und meinte das Gefängnis des Sheriffs.
    »Oh, ja, diese Jungs können sich besser zur Schau stellen als die meisten Exhibitionisten. Möchtest du ein Glas Wasser?«
    »Nein. Nicht nötig. Bist du soweit?«
    »Gehen wir.«
    Sie nahmen Boschs neuen Wagen, der mindestens drei Jahre älter war und hundertzwanzigtausend Kilometer drauf hatte. Der Fahrdienstleiter, der nur noch Innendienst machte, seit er bei dem Versuch, an Halloween eine Rohrbombe aufzusammeln, vier Finger verloren hatte, sagte, was Besseres habe er nicht auf Lager. Haushaltskürzungen verhinderten den Ankauf neuer Wagen, obwohl die Reparatur der alten das Department eigentlich mehr kostete. Bosch stellte fest, daß wenigstens die Klimaanlage einigermaßen arbeitete. Leichte Santa-Ana-Winde wehten, und in der Vorhersage war die Rede von einem ungewöhnlich warmen, langen Wochenende.
    Eleanors Ermittlungen bezüglich Binh zeigten, daß er ein Büro und ein Geschäft an der Vermont nahe dem Wilshire besaß. Es gab mehr koreanisch geführte Läden in dieser Gegend als vietnamesische, aber sie bestanden problemlos nebeneinander. Soweit Wish herausfand, kontrollierte Binh eine Reihe von Läden, die billige Kleidung, Elektro- und Videogeräte aus dem Orient importierten und dann über Südkalifornien nach Mexiko ausführten. Viele Dinge, von denen »turistas« meinten, sie könnten sie in Mexiko billig bekommen und mit in die Staaten bringen, waren schon einmal dort gewesen. Auf Papier hörte sich das alles ganz erfolgreich an, wenn auch im kleinen Stil. Trotzdem fragte sich Bosch, ob Binh die Diamanten eigentlich brauchte. Oder überhaupt je besessen hatte.
    Das Gebäude, in dem Binhs Büro und der Discount-Video-Laden untergebracht waren, gehörte ihm. In den 30er Jahren war es ein Ausstellungsraum für

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