Schwarzes Echo
da kamen die Schilder für die Auffahrt, und der Wagen schlingerte mit einem weiten Bogen nach rechts auf die Rampe. Der Reifen hielt. Sie rasten die Rampe hinunter mitten in den Verkehr.
»Wie sollen wir ihn erkennen?« rief Eleanor. Der Lärm vom Reifen war jetzt sehr laut, ein fast konstantes Wummern.
»Ich weiß nicht. Such’ nach viereckigen Scheinwerfern.«
Eine Minute später kamen sie zur Ausfahrt Bundy, aber Bosch hatte keine Ahnung, ob sie den anderen Wagen überholt hatten oder ob er schon weit vor ihnen war. Ein Wagen kam die Rampe herauf und fuhr auf die Beschleunigungsspur. Er war weiß und ausländisch.
»Ich glaube nicht«, rief Eleanor.
Bosch trat wieder durch und raste voran. Sein Herz hämmerte fast so schnell wie der Reifen, halb vor Aufregung über die Jagd, halb vor Aufregung darüber, daß er noch am Leben war und nicht zerquetscht auf der Straße vor Eleanors Wohnung lag. Er prügelte den Wagen voran, als hielte er die Zügel eines galoppierenden Pferdes. Sie fuhren mit hundertfünfzig durch den spärlichen Verkehr, sahen sich beide die Frontpartien der Wagen an, die sie überholten, suchten nach viereckigen Scheinwerfern oder einer verbeulten rechten Seite.
Eine halbe Minute später – Boschs Knöchel waren weiß, so sehr klammerte er sich am Lenkrad fest – kamen sie zu einem dunkelbraunen Ford, der mindestens hundertzwanzig auf der rechten Spur fuhr. Bosch scherte hinter ihm aus und fuhr an ihm vorbei. Eleanor hielt ihre Waffe in Händen, ließ sie aber unter der Scheibe, damit sie von außen nicht zu sehen war. Der Weiße am Steuer sah nicht herüber. Als sie ihn überholt hatten, rief Eleanor: »Eckige Lampen, nebeneinander.«
»Ist das der Wagen?« rief Bosch ihr aufgeregt zu.
»Ich kann nicht … ich weiß nicht. Ich kann nicht sehen, ob die rechte Seite beschädigt ist. Könnte sein. Der Kerl läßt sich nichts anmerken.«
Sie waren jetzt eine knappe Wagenlänge voraus. Bosch nahm das Warnlicht und schwang es durchs Fenster aufs Dach. Er schaltete das Blaulicht ein und drängte den Ford langsam auf den Seitenstreifen. Eleanor streckte eine Hand aus dem Fenster und winkte den Wagen ab. Der Fahrer fügte sich. Bosch bremste scharf und schob ihn auf den Seitenstreifen, dann brachte er seinen Wagen dahinter zum Stehen. Als sie an der Lärmschutzwand parkten, merkte Bosch, daß er ein großes Problem hatte. Er machte das Fernlicht an, aber immer noch reagierte nur der Scheinwerfer auf der Beifahrerseite. Der Wagen vor ihm stand so nah an der Mauer, daß Bosch und Wish nicht sehen konnten, ob die rechte Seite beschädigt war. Währenddessen saß der Fahrer in seinem Wagen, in der Dunkelheit fast nicht zu sehen.
»Scheiße«, sagte Bosch. »Okay. Komm erst nach vorn, wenn ich sage, daß alles klar ist, okay?«
»Verstanden«, sagte sie.
Bosch mußte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür werfen, um sie zu öffnen. Er stieg aus, die Waffe in einer Hand, die Taschenlampe in der anderen. Er hielt die Lampe weit von sich und richtete den Lichtstrahl auf den Fahrer des Wagens. Bosch wollte gegen den brüllenden Verkehrslärm anschreien, aber ein Dieselhorn übertönte ihn, und ein Windstoß, verursacht von einem vorbeifahrenden Sattelschlepper, schob ihn voran.
Bosch versuchte es noch einmal, rief dem Fahrer zu, beide Hände aus dem Fenster zu strecken, damit Bosch sie sehen konnte. Nichts. Er rief dasselbe noch mal. Sekunden später, als Bosch schon sprungbereit am hinteren Kotflügel lauerte, fügte sich der Fahrer endlich. Bosch leuchtete durch die Heckscheibe und sah keine weiteren Insassen. Er lief nach vorn, hielt die Lampe auf den Fahrer gerichtet und wies ihn an, langsam auszusteigen.
»Was soll das?« protestierte der Mann. Er war klein, hatte blasse Haut, rötliches Haar und ein durchsichtiges Oberlippenbärtchen. Er öffnete die Fahrertür und stieg mit erhobenen Händen aus. Er trug ein weißes Hemd mit geknöpftem Kragen und sandfarbene Hosen. Er sah flehend zu den vorüberfahrenden Autos, als suchte er nach einem Zeugen für diesen Alptraum eines jeden Pendlers.
»Kann ich Ihre Marke sehen?« stammelte er. Bosch machte einen Satz nach vorn, riß ihn herum und knallte ihn an die Seite des Wagens, Kopf und Schultern auf das Dach. Eine Hand hielt ihn am Rücken fest, die andere drückte die Waffe an sein Ohr, und Bosch rief Eleanor zu, daß alles klar sei.
»Sieh dir den Wagen an.«
Der Mann unter Bosch stöhnte wie ein verängstigtes Tier, und Bosch spürte,
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