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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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überfahren hatte.
    Seit geraumer Zeit war Pounds still. Er war wie ein Fisch, der um den Köder schwamm, den Bosch geworfen hatte. Er schien zu wissen, daß ein Haken daran war, schien aber auch zu glauben, daß es eine Möglichkeit gäbe, den Köder ohne den Haken zu schnappen. Schließlich forderte er Bosch auf, die bisherigen Ermittlungen für ihn zusammenzufassen. Er hing am Haken. Bosch berichtete von der vergangenen Woche, und obwohl Pounds während der folgenden zwanzig Minuten kein Wort sagte, sah Bosch an den Achterbahn-Augenbrauen, wann er etwas sagte, das Rourke für sich behalten hatte.
    Als die Geschichte zu Ende war, erwähnte Pounds mit keinem Wort mehr, daß Bosch der Fall entzogen werden sollte. Trotzdem war Bosch der ganzen Sache überdrüssig. Er wollte schlafen, aber Pounds hatte immer noch Fragen.
    »Wenn das FBI keine Leute in die Tunnel schicken will, wieso machen wir es dann nicht?« fragte er.
    Bosch merkte, daß Pounds an der Festnahme teilhaben wollte, falls es eine geben sollte. Wenn er LAPD-Leute in die Abwassertunnel schickte, würde das FBI das Department nicht außen vor lassen können, wenn es um die Ehrungen für die Festnahme ging. Der Chief würde Pounds auf die Schulter klopfen, sollte es dazu kommen.
    Nur war Bosch zu der Überzeugung gekommen, daß Rourkes Argumente stimmig und korrekt waren. Ein Suchtrupp lief im Tunnel Gefahr, auf die Diebe zu stoßen und dabei getötet zu werden.
    »Nein«, sagte Bosch zu Pounds. »Lassen Sie uns erst sehen, ob wir Tran und sein Diamantenversteck finden können. Es könnte sein, daß es diesmal gar nicht um eine Bank geht.«
    Pounds stand auf, hatte genug gehört. Er sagte, Bosch könne gehen. Während der Lieutenant die Tür ansteuerte, sagte er: »Bosch, ich glaube nicht, daß Sie irgendwelche Probleme wegen dieser Sache heute haben dürften. Für mich klingt es, als hätten Sie getan, was Sie konnten. Der Anwalt hat ein paar Federn gelassen, aber die werden schon wieder nachwachsen.«
    Bosch sagte nichts und lächelte auch nicht über den lauen Scherz.
    »Eins noch«, fuhr Pounds fort. »Die Tatsache, daß es vor Agent Wishs Haustür passiert ist, macht mir etwas Sorge, weil es unschicklich wirkt. Sie haben sie nur zur Haustür begleitet, hab’ ich recht?«
    »Eigentlich ist es mir egal, wie es wirkt, Lieutenant«, antwortete Bosch. »Ich hatte dienstfrei.«
    Pounds sah Bosch einen Moment lang an, schüttelte den Kopf, als hätte Bosch seine ausgestreckte Hand ignoriert, dann verschwand er durch die Tür des kleines Raumes.
    Bosch fand Eleanor allein in einem Vernehmungszimmer neben seinem. Sie hatte die Augen geschlossen und den Kopf auf die Hände gestützt, die Ellbogen auf einen zerkratzten Holztisch gelegt. Als er hereinkam, öffnete sie ihre Augen und lächelte. Augenblicklich waren Erschöpfung, Enttäuschung und Wut wie weggeblasen. So lächeln sich Kinder an, die unter einer Decke stecken.
    »Fertig?« sagte sie.
    »Ja. Und du?«
    »Bin schon seit über einer Stunde fertig. Dich wollten sie grillen, nicht mich.«
    »Wie üblich. Rourke ist weg?«
    »Ja, er ist los. Hat gesagt, ich soll ihn morgen alle zwei Stunden anrufen. Nach dem, was heute abend passiert ist, meint er, er hätte die Zügel bei dieser Sache nicht fest genug in der Hand.«
    »Oder dich.«
    »Ja. Sieht so aus, als wenn das dazukäme. Er wollte wissen, was wir in meiner Wohnung wollten. Ich habe ihm gesagt, du hättest mich nur zur Tür bringen wollen.«
    Bosch setzte sich müde auf die andere Seite des Tisches und schob, auf der Suche nach der letzten Zigarette, einen Finger in die Packung. Er steckte die Zigarette in den Mund, zündete sie aber nicht an.
    »Abgesehen davon, daß das, was wir gemacht haben könnten, ihn erregt oder eifersüchtig macht, was glaubt Rourke, wer uns überfahren wollte?« fragte er. »Ein Betrunkener, wie meine Leute zu glauben scheinen?«
    »Er hat die Theorie mit dem Betrunkenen nicht erwähnt. Dafür hat er gefragt, ob ich einen eifersüchtigen Liebhaber hätte. Abgesehen davon scheint er keine große Sorge zu haben, daß es etwas mit unserem Fall zu tun haben könnte.«
    »An den Ex-Liebhaber hatte ich noch gar nicht gedacht. Was hast du ihm erzählt?«
    »Du bist genauso hinterhältig wie er«, sagte sie und strahlte ihn an. »Ich habe ihm gesagt, daß es ihn nichts anginge.«
    »Gut gegeben. Geht es mich was an?«
    »Die Antwort lautet nein.« Sie ließ ihn ein paar Sekunden hängen, dann fügte sie hinzu: »Das heißt: nein,

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