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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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durch den Wilshire-Kanal machen und nach der Eingangsstelle suchen. Gearson gibt uns ein paar DWP-Uniformen. Dann richten wir uns ein und warten an der geeignetsten Stelle, dort, wo es für uns am sichersten ist.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, nur unterbrochen von einer Hupe auf der Straße. Dann protestierte Orozco.
    »Augenblick mal.« Er wartete, bis alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Alle außer Rourkes. Der würdigte Orozco keines Blickes.
    »Wir können nicht hier rumsitzen, in der Nase bohren und warten, bis sich diese Typen den Weg in den Tresor freisprengen«, sagte Orozco. »Bis sie reingehen, ein paar hundert Fächer aufbohren und dann abhauen. Meine Aufgabe ist es, das Eigentum der Bürger von Beverly Hills zu schützen, die wahrscheinlich neunzig Prozent der Kunden dieses Unternehmens stellen. Da spiel’ ich nicht mit.«
    Rourke schob seinen Zeigestock zusammen, steckte ihn in die Innentasche seines Jacketts und fing an zu sprechen. Orozco sah er dabei nicht an.
    »Orozco, Ihren Einwand können wir in den Akten vermerken, aber niemand bittet Sie, mitzuspielen«, sagte Rourke. Bosch fiel auf, daß Rourke Orozco nicht nur ohne jede Rangbezeichnung ansprach, sondern sich auch jede falsche Höflichkeit ersparte.
    »Dies ist eine Bundesangelegenheit«, fuhr Rourke fort. »Sie sind lediglich der Form halber hier. Außerdem – wenn ich richtig liege – werden die nur ein einziges Fach aufbohren. Da dies leer ist, werden sie das ganze Unternehmen abblasen und den Tresor wieder verlassen.«
    Orozco wußte nicht weiter. Es war ihm anzusehen. Bosch merkte, daß man ihm offensichtlich nicht viele Details der Nachforschungen mitgeteilt hatte. Er tat ihm leid, denn Rourke führte ihn vor.
    »Es gibt Dinge, die wir an dieser Stelle nicht besprechen können«, sagte Rourke. »Aber wir glauben, daß sie es nur auf eine bestimmte Box abgesehen haben. Und wir haben Grund zu der Annahme, daß die inzwischen leer ist. Wenn die Täter in den Tresor einbrechen, diese bestimmte Box öffnen und nichts drin ist, glauben wir, daß sie sich schnellstens zurückziehen werden. Unser Job ist es, darauf vorbereitet zu sein.«
    Bosch wunderte sich über Rourkes Vermutung. Würden sich die Diebe zurückziehen? Oder würden sie glauben, sie hätten die falsche Box und weiterbohren, auf der Suche nach den Diamanten? Oder würden sie die anderen Boxen ausräumen, in der Hoffnung, genug Wertgegenstände zu finden, damit sich der Tunnelbau lohnte? Bosch wußte es nicht. Keinesfalls aber war er so sicher wie Rourke. Allerdings konnte es auch sein, daß der FBI-Agent nur so tat als ob, um Orozco aus dem Weg zu schaffen.
    »Was ist, wenn sie sich nicht zurückziehen?« fragte Bosch. »Was ist, wenn sie weiterbohren?«
    »Dann haben wir alle ein langes Wochenende vor uns«, sagte Rourke, »denn wir werden auf sie warten.«
    »In jedem Fall werden Sie dem Geschäft die Existenzgrundlage nehmen«, sagte Orozco und deutete auf das Stock Building. »Wenn bekannt wird, daß jemand ein Loch in den Tresor gesprengt hat, den sie da draußen in dem großen Fenster stehen haben, wird die Öffentlichkeit kein Vertrauen mehr haben. Niemand wird seine Wertsachen mehr da unterbringen.«
    Rourke starrte ihn nur an. Der Appell des Captain stieß auf taube Ohren.
    »Wenn Sie sie nach dem Einbruch erwischen können, wieso dann nicht vorher?« sagte Orozco. »Wieso gehen wir nicht da rein, lassen eine Sirene aufheulen, machen ein bißchen Lärm, postieren einen Streifenwagen vor der Tür? Tun was, damit sie merken, daß wir da sind und über sie Bescheid wissen. Das wird sie rausscheuchen, bevor sie einbrechen. Wir fassen sie und retten die Firma. Wenn nicht, retten wir die Firma trotzdem und erwischen sie ein andermal.«
    »Captain«, sagte Rourke mit gespielter Freundlichkeit, »wenn Sie denen zeigen, daß wir da sind, nehmen Sie uns unseren Vorteil – die Überraschung – und provozieren eine Schießerei in den Tunneln und vielleicht oben auf der Straße. Dabei dürfte es denen egal sein, wer getroffen wird, wer sterben muß. Sie selbst oder unschuldige Passanten. Wie rechtfertigen wir dann vor der Öffentlichkeit und vor uns selbst, daß wir es so gemacht haben, nur weil wir ein Geschäft retten wollten?«
    Rourke wartete kurz, um seine Worte wirken zu lassen, dann fuhr er fort: »Sehen Sie, Captain, ich möchte bei dieser Operation nicht die Sicherheit aus den Augen verlieren. Ich darf es nicht. Diese Männer da unten, die wollen nicht

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