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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und wäre groß genug, daß ein Lastwagen hindurchfahren könne. Mit dem Finger verfolgte der DWP-Mann den Wilshire-Kanal zehn Blocks ostwärts zur Robertson, einer Ost-West-Hauptleitung. Von dieser Kreuzung, sagte er, sei es nur eine Meile südwärts zu einem Abwasserkanal neben dem Santa Monica Freeway. Der Eingang zu diesem Abwasserkanal war groß wie ein Garagentor und nur mit einem Vorhängeschloß gesichert.
    »Ich würde sagen, da könnten sie reingekommen sein«, sagte Gearson. »Wenn sie den Straßen gefolgt sind. Man nimmt den Robertson-Kanal zum Wilshire, biegt links ab und ist praktisch da an der gelben Linie. Beim Tresor. Aber ich glaube kaum, daß sie einen Tunnel vom Wilshire-Kanal aus bauen würden.«
    »Nein?« sagte Rourke. »Wieso das?«
    »Weil da zuviel los ist«, sagte Gearson, der spürte, daß er der Mann mit den Antworten war, während ihn neun Augenpaare anstarrten. »In diesen Hauptleitungen haben wir ständig DWP-Leute. Die suchen nach Rissen, Verstopfungen, Problemen aller Art. Und der Wilshire ist da unten die Hauptstraße von Ost nach West. Genau wie oben. Wenn jemand ein Loch in die Wand schlägt, würde man es merken. Verstehen Sie?«
    »Was wäre, wenn sie das Loch verbergen könnten?«
    »Sie meinen wie vor gut einem Jahr bei diesem Einbruch in der Stadt? Ja, das könnte gehen, irgendwo anders vielleicht, aber am Wilshire-Kanal wären die Chancen, entdeckt zu werden, zu groß. Wir halten inzwischen nach so was Ausschau. Und, wie ich sagte, da unten am Wilshire-Kanal ist eine Menge los.«
    Es herrschte Schweigen, während sie darüber nachdachten. Die Motoren der Wagen knackten, kühlten ab.
    »Wo könnten sie sonst graben, Mr. Gearson, wenn sie in den Tresor wollen?« sagte Rourke schließlich.
    »Es gibt alle möglichen Verbindungen da unten. Glauben Sie nicht, wir würden nicht selbst von Zeit zu Zeit daran denken, wenn wir da unten arbeiten. Sie wissen schon, das perfekte Verbrechen und so. Ich habe das hin und her überlegt, besonders, nachdem ich in der Zeitung von dem letzten Ding gelesen hatte. Wenn das tatsächlich der Tresor ist, in den sie reinwollen, würden sie es immer noch so machen, wie ich gesagt habe: die Robertson raufkommen und dann durch den Wilshire-Kanal. Aber dann, glaube ich, würden sie einen der Servicetunnel nehmen, um etwas aus der Schußlinie zu kommen. Die Servicetunnel sind einen bis zwei Meter breit. Sie sind rund. Platz genug zum Arbeiten und um Ausrüstung mitzubringen. Da unten laufen die Hauptkanäle mit den Straßenabflußrohren und den Versorgungsleitungen der Gebäude zusammen.«
    Er schob seine Hand ins Licht und zeigte diese schmaleren Kanäle auf dem DWP-Plan.
    »Wenn sie es richtig gemacht haben«, sagte er, »sind sie unten beim Freeway durch das Tor gefahren, haben ihre Ausrüstung bis rauf zum Wilshire gebracht und dann rüber in ihr Zielgebiet Sie laden ihr Zeug aus, verstecken es in einem dieser Servicetunnel und bringen ihr Fahrzeug wieder raus. Sie laufen zu Fuß zurück und machen sich im Servicetunnel an die Arbeit. Sie könnten bestimmt fünf, sechs Wochen arbeiten, bis wir zufällig mal in diesen bestimmten Kanal kommen.«
    Für Bosch hörte sich das alles noch immer zu einfach an.
    »Was ist mit diesen anderen Hochwasserkanälen?« fragte er und deutete auf Olympic und Pico. Ein Schachbrettmuster aus kleineren Servicetunneln war zu sehen, die von diesen Leitungen aus nordwärts zum Tresor verliefen. »Wie wäre es, wenn man einen davon benutzen würde und hinter dem Tresor hochkäme?«
    Gearson kratzte sich mit einem Finger an der Unterlippe und sagte: »Das wäre prima. Das ginge auch. Aber die Sache ist, daß diese Leitungen einen nicht so nah an den Tresor bringen wie die Abzweigungen vom Wilshire. Verstehen Sie, was ich meine? Wieso sollten sie einen hundert Meter langen Tunnel graben, wenn sie mit dreißig auskommen könnten?«
    Es gefiel Gearson hofzuhalten, das Bewußtsein, mehr zu wissen als die Seidenanzüge und Uniformen um ihn herum. Nachdem er seine Rede beendet hatte, richtete er sich auf, ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht. Bosch wußte, daß der Mann wahrscheinlich mit jedem Detail recht hatte.
    »Was ist mit der Abraumbeseitigung?« fragte Bosch. »Diese Typen graben einen Tunnel durch Erde und Stein, Beton. Wohin schaffen sie das alles? Und wie?«
    »Bosch, Mr. Gearson ist kein Detective«, sagte Rourke. »Ich möchte bezweifeln, daß er jede Einzelheit dieser …«
    »Kein Problem«, sagte Gearson.

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