Schwarzes Echo
Feingefühl. Sie lächelte über seine Verlegenheit.
»Ich war es. Aber das ist lange her.«
Bosch nickte. »Sie haben keinen … was ist mit Rourke? Sie beide machten den Eindruck …«
»Was? Machen Sie Witze?«
»Tut mir leid.«
Dann lachten sie gemeinsam und ließen darauf ein Lächeln und ein langes, zufriedenes Schweigen folgen.
Nach dem Essen gingen sie auf den Pier hinaus zu der Stelle, an der Bosch früher mit seiner Angel gestanden hatte. Niemand fischte. Einige der Gebäude am Ende des Piers waren verfallen. In der Nähe eines der Pfeiler glitzerte das Wasser wie ein Regenbogen. Außerdem fiel Bosch auf, daß die Surfer nicht mehr da waren. Vielleicht sind die Kids alle in der Schule, dachte Bosch. Oder vielleicht angeln sie hier gar nicht mehr. Vielleicht schafft es kein Fisch mehr so weit in die vergiftete Bay.
»Ich war schon lange nicht mehr hier«, sagte er zu Eleanor. Er lehnte sich auf das Geländer des Piers, die Ellbogen auf dem Holz, das von unzähligen Angelmessern vernarbt war. »Alles ändert sich.«
Es war Nachmittag, als sie wieder im Federal Building waren. Wish schickte die Namen und Häftlingsnummern, die Scales ihnen gegeben hatte, durch die Computer des NCIC und des Justizministeriums und bestellte Lichtbilder per Foto-Fax aus verschiedenen Staatsgefängnissen. Bosch nahm die Liste der Namen, rief im US-Militärarchiv von St. Louis an und fragte nach Jessie St. John, derselben Mitarbeiterin, mit der er schon am Montag telefoniert hatte. Sie sagte, die Akte William Meadows, um die Bosch gebeten hatte, sei schon auf dem Weg. Bosch erzählte ihr nicht, daß er die FBI-Kopie davon längst gesehen hatte. Statt dessen überredete er sie dazu, die neuen Namen im Computer aufzurufen und ihm die Hauptpunkte in der Militärlaufbahn jedes einzelnen zu nennen. Es würde sie bis nach Ende ihrer Schicht um fünf Uhr St. Louis-Zeit beschäftigen, aber sie sagte, sie wolle ihm helfen.
Um fünf Uhr L. A.-Zeit hielten Bosch und Wish vierundzwanzig Fotos und Kurzbeschreibungen der Verbrechens- und Militärlaufbahnen der Männer in Händen. Nichts davon schien ihnen auffällig. Fünfzehn der Männer hatten in Vietnam gedient, als Meadows dort gewesen war. Elf davon hatten der US-Army angehört. Keiner war bei den Tunnelratten gewesen, wenn auch vier zusammen mit Meadows während seiner ersten Dienstzeit bei der Ersten Infantriedivision gedient hatten. Es gab noch zwei andere, die in Saigon bei der Militärpolizei gewesen waren.
Sie konzentrierten sich auf die NCIC-Register der sechs Soldaten, die der Ersten Division oder der Militärpolizei angehört hatten. Nur die Militärpolizisten besaßen Vorstrafen wegen Bankraubs. Bosch blätterte die Fotos durch und zog zwei davon heraus. Er starrte die Gesichter an, erwartete fast, eine Bestätigung von den verstockten, desinteressierten Blicken zu bekommen, mit denen sie in die Kamera schauten. »Die beiden gefallen mir«, sagte er.
Ihre Namen waren Art Franklin und Gene Delgado. Beide besaßen Adressen in Los Angeles. In Vietnam hatten sie ihre Dienstzeiten bei verschiedenen Einheiten der MP in Saigon abgedient. Nicht in der Botschaftseinheit, der Meadows angehört hatte. Aber trotzdem, sie waren in der Stadt gewesen. Beide waren 1973 entlassen worden. Aber wie Meadows blieben sie als zivile Militärberater in Vietnam. Bis zum Ende. Für Bosch war es keine Frage. Alle drei Männer – Meadows, Franklin und Delgado – hatten sich gekannt, bevor sie in der Charlie Company im Ventura County zusammentrafen.
In den Staaten wurde Franklin nach 1975 bei einer Reihe von Raubüberfällen gefaßt und saß fünf Jahre ein. 1984 wurde er bei einem Bankraub, ein Bundesverbrechen, in Oakland gefaßt und war zur selben Zeit wie Meadows auf TI. Zur Bewährung wurde er der Charlie Company überstellt, zwei Monate, bevor Meadows das Programm abschließen sollte. Delgado hatte ausschließlich gegen kalifornische Gesetze verstoßen. Drei Verurteilungen wegen Einbrüchen in L. A., für die er in Staatsgefängnissen einsaß, dann ein versuchter Bankraub in Santa Ana 1985. Nach Zustimmung der Bundesanwälte konnte sein Fall vor einem kalifornischen Gericht verhandelt werden. Er kam nach Soledad, wurde 1988 entlassen und traf drei Monate vor Meadows in der Charlie Company ein. Er verließ Charlie Company einen Tag, nachdem Franklin eingetroffen war.
»Einen Tag«, sagte Wish. »Es bedeutet, daß die drei nur einen Tag zusammen in der Charlie Company waren.«
Bosch sah
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