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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Liste, lasse Sie einen Blick in die Akte werfen. Aber zerstören Sie nicht das, was wir hier haben. Sie beide hegen ein natürliches Mißtrauen dem gegenüber, was hier geschieht, und das ist in Ordnung so. Es ist nur verständlich für Leute in Ihrer Position. Aber gehen Sie vorsichtig mit dem um, was hier gut und richtig ist. Detective Bosch, Sie sehen aus, als wären Sie in dem Alter. Waren Sie jemals da drüben?«
    Bosch nickte, und Scales sagte: »Dann wissen Sie ja Bescheid.« Er machte sich wieder an seine Liste. Ohne aufzusehen, sagte er: »Sie beide bleiben zum Essen? Das frischeste Gemüse weit und breit.«
    Sie lehnten ab und standen auf, nachdem Scales die Liste mit den vierundzwanzig Namen, auf die er gestoßen war, an Bosch weitergereicht hatte. Als Bosch sich umdrehen wollte, zögerte er und sagte: »Colonel, würden Sie mir wohl sagen, was für Fahrzeuge es hier auf der Farm noch gibt? Den Pick-up habe ich schon gesehen.«
    »Es macht mir nichts aus, daß Sie fragen, denn wir haben nichts zu verbergen. Wir haben noch zwei solche Pick-ups, zwei John Deeres und einen Wagen mit Vierradantrieb.«
    »Was für einen Wagen mit Vierradantrieb?«
    »Einen Jeep.«
    »Und welche Farbe?«
    »Er ist weiß. Was soll das?«
    »Ich versuche nur, etwas herauszufinden. Aber ich nehme an, der Jeep hat sicher das Charlie-Company-Siegel auf der Tür, genau wie der Pick-up, stimmt’s?«
    »Das stimmt. Unsere Fahrzeuge sind gekennzeichnet. Wenn wir nach Ventura fahren, sind wir stolz auf das, was wir erreicht haben. Wir wollen, daß die Leute wissen, woher das Gemüse kommt.«
    Bosch sah sich die Namen auf der Liste erst an, als er im Wagen saß. Er kannte keinen davon, aber er merkte, daß Scales hinter acht der vierundzwanzig Namen die Buchstaben PH geschrieben hatte.
    »Was bedeutet das?« fragte Wish, als sie sich vorbeugte und ebenfalls in die Liste sah.
    »Purple Heart, das Verwundetenabzeichen«, sagte Bosch. »Ein weiterer Hinweis darauf, vorsichtig zu sein, nehme ich an.«
    »Was ist mit dem Jeep?« sagte er. »Er hat gesagt, er wäre weiß. Er hat ein Siegel an der Seite.«
    »Sie haben gesehen, wie dreckig der Pick-up war. Ein schmutzig weißer Jeep könnte beige gewirkt haben. Falls es der richtige Jeep ist.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Scales. Er scheint okay zu sein.«
    »Vielleicht ist er es auch. Vielleicht sind es die Leute, denen er den Jeep geliehen hat. Ich wollte ihn nicht weiter bedrängen, bis wir mehr wissen.«
    Er ließ den Wagen an, und sie fuhren über den Kiesweg zum Tor. Bosch kurbelte sein Fenster herunter. Der Himmel hatte die Farbe ausgewaschener Jeans, und die Luft war klar und sauber und roch nach frischem, grünem Paprika. Nicht mehr lange, dachte Bosch. Jetzt geht es wieder zurück in die stinkende Stadt.

    Auf dem Rückweg bog Bosch vom Ventura Freeway ab und fuhr südlich durch den Malibu Canyon zum Pazifik. Es dauerte länger, aber die frische Luft machte süchtig. Er wollte sie so lange wie möglich genießen.
    »Ich möchte die Liste der Verdächtigen sehen«, sagte er, nachdem sie sich durch den gewundenen Canyon gequält hatten und die blaßblaue Oberfläche des Meeres zu sehen war. »Dieser Pädophile, den Sie vorhin erwähnt haben. Irgendwas an dieser Geschichte hat mich gestört. Wieso sollten sie seine Kinderporno-Sammlung mitgenommen haben?«
    »Harry, kommen Sie, Sie wollen doch wohl nicht andeuten, das wäre der Grund gewesen. Diese Typen graben wochenlang einen Tunnel und sprengen einen Banktresor, um eine Sammlung von Kinderpornos zu stehlen?«
    »Natürlich nicht. Aber genau das wirft doch die Frage auf. Wieso haben sie das Zeug mitgenommen?«
    »Na, vielleicht wollten sie es einfach haben. Vielleicht war einer pädophil, und dem hat es gefallen. Wer weiß?«
    »Oder vielleicht gehörte das alles zu ihrer Tarnung. Alles aus jedem Fach mitzunehmen, das sie aufgebohrt haben, um zu verbergen, daß sie eigentlich hinter einer ganz bestimmten Box her waren. Wissen Sie, als wollte man das Bild verzerren, indem man Dutzende von Fächern aufbrach. Aber die ganze Zeit über hatten sie nur ein einziges Fach im Auge. Dasselbe Prinzip wie bei dem Einbruch in die Pfandleihe: Nimm einen Haufen Schmuck mit, auch wenn du nur ein Armband willst.
    Nur wollten sie aus dem Tresor etwas haben, das später niemand als ges tohlen melden würde. Irgendwas, das nicht gemeldet werden konnte, weil es den Besitzer in Schwierigkeiten bringen würde. Wie bei dem Pädophilen. Als seine

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