Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition)
mir zu helfen. Ich wollte dich nicht unnötig belasten. Aber du hast gefragt, und ich möchte dich nicht anlügen. Und etwas zu verschweigen ist auch eine Form des Lügens.“
„Kadence“, seufzte er, dann schüttelte er den Kopf. Er konnte nicht glauben, dass das hier wirklich passierte. Dass er sie verlieren könnte – und keine Möglichkeit hätte, ihren Tod abzuwenden. „Ich hätte allein durch das Tor gehen sollen, dort auf die nächste Attacke der Hohen Herren warten und sie allesamt abschlachten. Jetzt ist die Barriere vollkommen ungeschützt, und du bist in größerer Gefahr, als du es sonst je gewesen wärst.“
„Nein. Sie hätten dich gesehen und sich nicht dicht genug herangewagt. Oberhalb des Trichters gibt es keine Versteckmöglichkeiten, sie hätten sich nicht anschleichen können.“
„Und das wäre für mich völlig in Ordnung gewesen. Sie hätten die Mauer in Ruhe gelassen und könnten dir so nichts anhaben.“
„Mag sein, aber was wäre das für ein Leben für dich? Ständig auf der Lauer liegen, für alle Ewigkeit?“
„Genau das Leben, an das ich gewöhnt bin.“ Wohl wahr. Der einzige Unterschied bestünde darin, dass er es für sie täte. Und er konnte sich keinen wichtigeren Beweggrund vorstellen, keinen, der ihn glücklicher gemacht hätte.
„Du verdienst mehr als das!“ Sie wandte ihm den Rücken zu und fuhr mit der Fingerspitze über den Kratzer, den er im Holz hinterlassen hatte. „Wir mussten das hier tun. Oder vielmehr, ich musste es. Aber es gibt noch etwas, das ich dir sagen will. Sollte ich fallen, wird es keine Auswirkungen auf die Barriere haben, sie ist nicht an mich gebunden, nur umgekehrt. Ich bin mir deshalb so sicher, weil ich über die Jahrhunderte oft verletzt wurde, ohne dass die Mauer irgendwelche Anzeichen der Beschädigung gezeigt hätte.“
„Die verfluchte Mauer ist mir egal!“ Ebenfalls wahr.
Ihre Augen weiteten sich. Dann schluckte sie und fuhr fort, als hätte er nichts gesagt. Oder gebrüllt.
„Wenn ich nicht mehr da bin, gibt es allerdings auch niemanden, der frühzeitig spürt, wenn etwas nicht stimmt. Die Götter werden jemand anderen an meinen Platz setzen müssen. Ich weiß, du bist jetzt frei, aber würdest du mir den Gefallen tun, so lange zu bleiben, bis sie einen geeigneten Ersatz gefunden haben? Selbst falls Luzifer bereits einen neuen Wächter verpflichtet hat?“
„Hör auf mit diesem Gerede. Du wirst nicht sterben, verstanden? Und jetzt erklär mir, wie du Luzifer dazu überredet hast, dich auf diese Seite zu lassen. Nach dem, was du mir erzählt hast, geht er damit ein ziemlich großes Risiko ein, oder?“
Sie wurde rot. Aus Verlegenheit? Schuldgefühl?
„Für ihn steht auch einiges auf dem Spiel, und er will die Mauer um jeden Preis schützen.“
Schuldgefühl, ganz eindeutig. Es schwang in jedem ihrer Worte mit, hallte von den Wänden wider.
„Er hätte die Hohen Herren einfach selbst vernichten oder sie mit einem Bann belegen können.“
„Nur dass er sie dazu erst einmal in die Finger bekommen müsste.“
Widerwillig nickte Geryon. „Der Punkt geht an dich.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf den Boden, durchdachte die Situation.
„Wie auch immer, Luzifer gibt nicht einfach so seine Erlaubnis. Nicht einmal zu etwas, das ihm einen Vorteil einbrächte. Er verlangt immer eine Gegenleistung.“ Was bedeutete, Kadence hatte ihn in irgendeiner Form bezahlt. „Was musstest du ihm geben? Warum hat er auf meine Seele verzichtet? Und wenn sie nicht länger in seinem Besitz ist, wo ist sie dann?“ Noch während er sie mit diesen Fragen bombardierte, formten sich in seinem Geist einige der unschönen Antworten darauf. „Du hast mich ihm abgekauft .“
Die Röte ihrer Wangen verstärkte sich. „Geryon, ich …“
„Ja oder nein?“
„Ja“, flüsterte sie. Ihre Lider flatterten, und sie schloss die Augen, die langen Wimpern warfen tiefe Schatten auf ihr Gesicht. Eine ihrer Hände wanderte zu dem Amethysten hinunter, der an einer Kette zwischen ihren Brüsten hing. „Und ich bereue es nicht.“
Befand sich seine Seele in diesem Edelstein?
„Hast du meine Freiheit etwa … mit deinem Körper erkauft?“ Falls ja, würde er diesen Mistkerl eigenhändig in Stücke reißen, ehe er zuließe, dass der auch nur einen einzigen seiner dreckigen Finger an sie legte.
Eine kurze Pause, dann öffnete sie langsam die Augen. „Nein. Und ich möchte jetzt wirklich nicht weiter darüber
Weitere Kostenlose Bücher