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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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zufällig aus Angola angerufen?«
    Machatscheck sah mich alarmiert an. »Wer ist die Frau?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Nach diesem merkwürdigen Anruf habe ich mich natürlich schlaugemacht. Man spürt das, wenn eine Sache heiß ist. Und zufällig kenne ich jemanden in Metz. Der gute alte Gustav, wir waren mal ein paar Jahre zusammen in Manila. Gustav konnte einen Kerl auftreiben, der damals in eben dieser Entsorgungsfirma für Sonderabfälle einen Gabelstapler gefahren hat. Er wurde später gefeuert und ist nicht besonders gut zu sprechen auf seinen ehemaligen Arbeitgeber. Und dieser Mann schwört nun Stein und Bein, die Blutkonserven seien damals nicht im Ofen gelandet, sondern spätnachts auf zwei Achtunddreißigtonner mit deutschen Kennzeichen verladen worden. Über die Farbe kann er nur noch ›hell‹ sagen. Es war ja finsterste Nacht. Und an den Namen der Spedition kann er sich leider auch nicht mehr erinnern.«
    »Wie ich Sie inzwischen einschätze, ist das noch nicht das Ende der Geschichte.«
    Er zog den linken Mundwinkel hoch. Es sah fast aus wie ein eitles Lächeln.
    »Da überschätzen Sie leider meine Möglichkeiten. Woher diese Laster kamen und wohin sie fuhren, konnte ich nicht herausfinden.«
    Der Wein ging zur Neige, und Machatschecks Gesichtsfarbe wurde rot und röter. Er winkte dem Wirt und deutete auf sein Glas. Dann starrte er für einige Sekunden gedankenverloren auf die Tür.
    »Aber man kann ja mal ein wenig spekulieren. Am Morgen des übernächsten Tages gingen in Marseille zwei Kühllastzüge auf eine Fähre nach Marokko. Empfänger war eine gewisse Firma in der Nähe von Casablanca, die darauf spezialisiert war, medizinischen Bedarf in die afrikanischen Krisengebiete zu befördern. Hauptsächlich im Auftrag der UNICEF, aber auch für andere NGOs. Laut Ladeliste der Reederei kamen diese Laster von einer Spedition in Schwetzingen. Sie hatten Heidelberger Kennzeichen und waren weiß lackiert.«
    »Sie sagten, diese marokkanische Firma war spezialisiert?«
    »Ein Jahr später wurde sie liquidiert. Es sind ein paar eklige Sachen vorgefallen. Geld ist verschwunden und eine Menge Material dazu. UNICEF hat mächtig Druck gemacht, und dann waren sie ziemlich schnell aus dem Geschäft.« Er sah eine Weile in sein Glas. »Dass diese Trucks dieselben waren, die dreißig Stunden zuvor in Metz beladen worden waren, kann ich natürlich nur vermuten. Dass es Kühllaster waren, zeigt immerhin, dass sie etwas Verderbliches geladen hatten. Und dass sie einer Spedition gehörten, die nur wenige Kilometer von der ehemaligen Firma Ihres Doktor Fahlenberg sitzt, kann einen schon ein wenig ins Grübeln bringen.«
    »Was war in den Papieren als Fracht angegeben?«
    »Lebensmittelspenden aus Deutschland für Angola.«
    »Und wie findet man so etwas heraus? Nach all den Jahren?«
    »Drei Dinge braucht der gute Journalist.« Machatscheck grinste breit. »Kontakte, Kontakte und Kontakte. Nach dem Anruf dieser Frau war mir klar, dass da irgendwas Spannendes im Busch sein könnte. Und nachdem Gustav mir von seinem Gespräch mit dem Gabelstaplerfahrer erzählt hatte, war ich zuversichtlich, dass mein Einkommen für die nächsten Monate gesichert ist.«
    »Wie geht es nach Casablanca weiter?«
    »Überhaupt nicht. Da die Firma seit Ewigkeiten nicht mehr existiert, war da nichts mehr zu holen. Ich wollte eigentlich schon aufgeben und den Ordner in den Keller tragen, und da rufen Sie mich an.« Machatscheck sah mir ins Gesicht. »Und nun lassen Sie uns mal sehen, wie Ihre Teile des Puzzles zu meinen passen.«
    Ich erzählte ihm das Wenige, das ich wusste oder vermutete. Machatscheck hörte konzentriert zu, nickte hin und wieder und leerte nebenher zügig sein zweites Glas.
    »Und was haben Sie nun vor?«, fragte er am Ende.
    »Erstens, diesen Schlindwein überführen. Das wird mir gelingen, eher früher als später. Und zweitens, seinen Chef drankriegen, diesen Doktor Fahlenberg, der ja ein ganz ausgekochtes Früchtchen sein muss. Der ist mir natürlich tausendmal wichtiger, denn er hat ja offenbar tausendmal mehr Menschenleben auf dem Gewissen. Aber das dürfte wohl der schwierigere Teil des Jobs sein.«
    »Wo steckt der Herr zurzeit?«
    »Irgendwo auf Sardinien. Wenn mich sein Angestellter nicht auch in diesem Punkt belogen hat.«
    »Er wollte nicht riskieren, seiner potenziellen Mörderin über den Weg zu laufen.«
    »Seiner …« Ich verschluckte mich. »Was?«
    Machatscheck schmunzelte. »Haben Sie etwa

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