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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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was zu tun ist.‹ Einzelheiten will man nicht hören, und auch Müller wird sich die Hände nicht schmutzig gemacht haben. Ihr Doktor Fahlenberg wird vermutlich versuchen, Ihnen einzureden, er hätte eine gute Tat getan.«
    Eine leiernde Lautsprecherstimme kündigte eine Verspätung an. Machatscheck ließ endlich meine Hand los.
    »Und das Interessante dabei ist: Er wird sogar glauben, was er sagt.«
     
    Es war schon später Nachmittag, als ich die Treppe zu meinem Büro hinaufstieg. Oben knallten Türen, Balke und Vangelis stürmten mir entgegen.
    »Wir haben ihn!«, rief Balke im Vorbeirennen. »Die Samenkörner!«
    Eine gute halbe Stunde später blickte ich erneut in das heute etwas verschlafene Gesicht von Doktor Fahlenbergs Chauffeur und Hausangestelltem.
    »Wir haben jetzt eindeutige Beweise dafür, dass Sie Rafael Nunda ermordet haben.«
    Gar so eindeutig waren unsere Beweise nicht. Aber das brauchte er nicht zu wissen. Schlindwein glotzte auf den Tisch und tat, als hörte er mich nicht. Aber ich spürte es sofort: Er wusste, dass sich die Lage für ihn dramatisch verschlechtert hatte.
    »Nunda? Kenn ich nicht«, sagte er schließlich.
    »Der Schwarze aus Angola.«
    »Angola?«
    »Das liegt in Afrika.«
    »Ich bin nicht blöd.«
    »Letztes Mal sagten Sie, Sie seien in Erdkunde nie besonders gut gewesen.« Ich wartete einige Sekunden. »Was sagen Sie nun zu den Anschuldigungen?«
    »Gar nichts ohne meinen Anwalt.«
    Ich schob ihm das Telefon hin. Die Nummer hatte er auf einem Zettel notiert, den er umständlich aus seinem dicken Geldbeutel kramte. Während seines Telefonats gewann ich den Eindruck, dass sein Anwalt den Anruf erwartet hatte. Dann schlug ich den Laborbericht auf.
    »Wir haben in einer Kopfwunde des Toten, die von einem Tritt mit einem schweren Schuh oder Stiefel herrührt, Samenkörner von einer seltenen Pflanze gefunden. Leider hat es ein Weilchen gedauert, bis unser Labor endlich wusste, um welche Pflanze es sich handelt.« Ich beobachtete Schlindweins breites Gesicht. Er zeigte keinerlei Reaktion, als ich weitersprach. »Es ist die so genannte Meerkirsche. Ich selbst habe genau einmal in meinem Leben einen solchen Busch gesehen, so eine Meerkirsche. Und nun raten Sie mal, wo.«
    »Ich sag nichts ohne meinen Anwalt.«
    »Auf dem Grundstück Ihres Chefs.«
    »Das Zeug wird nicht nur bei uns wachsen.«
    »Fachleute sagen, die Meerkirsche gedeiht in unseren Breiten nur bei sehr guter Pflege. Und nur an sonnigen Südwesthängen. An der Bergstraße zum Beispiel.«
    Achselzucken zu mürrischer Miene. Unser Angeklagter hockte da wie einer, der eine lästige Pflicht zu überstehen hat. Etwas Unvermeidliches auszuhalten, das früher oder später wieder aufhören wird. Balke rutschte neben mir auf seinem Stuhl herum und freute sich darauf, endlich zu Wort zu kommen.
    Wir nahmen Schlindwein ins Kreuzverhör, bombardierten ihn mit Fragen. Aber er schwieg. Er schwieg auch weiterhin, nachdem er sich eine halbe Stunde später mit seinem Anwalt beraten hatte.
     
    Als ich abends nach Hause radelte, war ich nur halb zufrieden mit mir. Die Samenkörner waren ein Indiz. Ein Beweis waren sie nicht. Es gab mit Sicherheit noch andere Stellen an der Bergstraße, wo die Meerkirsche gedieh. Falls Schlindwein weiterhin schwieg und wir keine weiteren Indizien fanden, dann würde ich ihn früher oder später ein zweites Mal laufen lassen müssen. Noch jemand war an diesem Abend unzufrieden. Meine Töchter wollten nicht recht mit der Sprache heraus, aber es war offensichtlich, dass sie mit Bruno nicht glücklich wurden. Seine Nervosität wollte sich einfach nicht legen, so viele Leckerli sie ihm auch spendierten. Aber sie weigerten sich aufzugeben.
    »Wir haben noch zwei Wochen Ferien«, erklärte Sarah. »Das wird schon.«
    »Ganz bestimmt«, sekundierte Louise. »Man muss eben Geduld haben.«
    Das galt wohl auch für mich. Aber mein Vorrat an Geduld war allmählich erschöpft. Ich fürchtete mich ein bisschen vor dem morgigen Gespräch mit der Staatsanwaltschaft. Man würde vermutlich wieder einmal nicht entzückt sein.

26
    Den ersehnten Beweis gegen Sebastian Schlindwein und damit die Auflösung des Falles Rafael Nunda verdankte ich Ralfi und Che Guevara. Nach ebenso zähen wie ergebnislosen Verhören, die fast den ganzen Freitag angedauert hatten, erschien am späten Nachmittag ein nervöser junger Vater in Begleitung seines Söhnchens in meinem Büro. Ralfi, drei Jahre und sieben Monate alt, war erkennbar nicht

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