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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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vermuten. Und wenn Sie genau hinsehen, dann stellen Sie fest, dass ein Stück von der Wurzel abgebrochen ist. Wir haben gehört, dass dieses merkwürdige Faktotum von Fahlenberg … nun ja, im Verdacht steht …« Er warf einen nervösen Blick auf sein inzwischen wieder verstummtes Söhnchen. »Ich möchte das jetzt bitte nicht näher ausführen.«
    Nun erhob sich plötzlich im Vorzimmer Geschrei. Sönnchen versuchte offenbar, meine Tür gegen einen außerordentlich energischen Eindringling zu verteidigen. Leider ohne Erfolg, denn Augenblicke später stand Stella Bergen mit hochrotem Kopf vor mir, packte Ralfis Hand, zog ihn schützend an sich.
    »Was haben Sie mit meinem Kind angestellt?«
    »Gar nichts hat er angestellt«, zischte ihr Mann, ohne sie anzusehen. »Dein Kind hat sich hier absolut unmöglich aufgeführt!«
    Um nun nicht auch noch Zeuge eines handfesten Ehekrachs oder tiefschürfender Erziehungsdiskussionen zu werden, bat ich Mutter und Sohn mit zähneknirschender Liebenswürdigkeit, kurz im Flur zu warten.
    Zobel-Bergen seufzte abgrundtief, als die Tür zu war, und fiel in sich zusammen.
    »Wo genau hat Ihr Hund den Zahn denn nun gefunden?«
    »Das weiß ich leider nicht so genau. Erst haben wir ja gar nicht mitgekriegt, dass Ralfi das Ding hatte. Aber Ruth inspiziert seit Neuestem jeden Abend heimlich seine Dose, seit er mal ein plattgefahrenes und bestialisch stinkendes Igelbaby drin hatte. Sie hat Ralfi dann vorsichtig ausgehorcht, und da hat er erzählt, dass Che den Zahn im Wald gefunden hat.«
    »In der Nähe des Grundstücks von Doktor Fahlenberg.«
    Zobel-Bergen nickte. »Erst haben wir uns nichts weiter dabei gedacht. Stella hat Zahnmedizin studiert, deshalb war klar, dass das Ding von einem Menschen stammt. Erst als wir hörten, dieser Schläger vom Fahlenberg sei in Haft, da habe ich gesagt, das muss die Polizei doch wissen.« Er beugte sich vor und ergriff den Backenzahn mit spitzen Fingern. »Sehen Sie, wie kariös der ist. Der Besitzer ist lange nicht beim Zahnarzt gewesen.«
    Den Obduktionsbericht von Nundas Leichnam fand ich in einem der Stapel auf meinem Schreibtisch. Seite sieben, Zahnbefund.
    »Der linke Unterkiefer war durch einen heftigen Fußtritt mehrfach gebrochen. Mindestens drei Zähne fehlen.« Ich klappte die Akte zu. »Der da dürfte wohl einer dieser drei sein.«
    Noch am selben Abend ließ ich das Waldgebiet zwischen Doktor Fahlenbergs Anwesen und dem Zobel-Bergenschen Gärtchen von einer Hundestaffel durchsuchen, und tatsächlich wurden ein weiterer Zahn sowie einige eingetrocknete Blutspuren gefunden. Aber das erfuhr ich erst am nächsten Morgen, denn zu diesem Zeitpunkt war ich längst nicht mehr im Büro.
     
    Dieses Mal hatte ich an alles gedacht. Dünn geschnittene Baguettescheibchen mit echtem Kaviar, eine gute und vor allem schweineteure Flasche Champagner, Lachskanapees, eine kleine Käseplatte, alles vom Feinsten. Ich hatte das Gefühl, einiges gutmachen zu müssen. Und vor allem: Ich hatte mich wirklich auf Theresa gefreut.
    »Sie heißt Rosana«, sagte ich, als wir mit gefüllten Sektkelchen nebeneinander auf dem Bett saßen. Der erste Sturm der Leidenschaft war schon vorüber, vom Büfett noch reichlich da. »Und bevor du anfängst zu schreien, sie ist jetzt ungefähr achttausend Kilometer von hier entfernt, und ich werde sie nie wiedersehen, und ich habe mich nicht in sie verliebt.«
    »Rosana«, wiederholte Theresa und legte die noch nicht angesteckte Zigarette zur Seite. »Hat sie dich verführt? Hast du sie verführt? Wie alt ist sie?«
    Ich erzählte ihr die ganze Geschichte. Theresa hörte mit undurchsichtiger Miene zu und schwieg die ganze Zeit.
    »Und ich habe mich nicht in sie verliebt«, wiederholte ich sicherheitshalber. »Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein. Ich habe sie eher – ich weiß nicht – adoptiert.«
    »Adoptiert!« Ihr Lachen klang kalt, und es tat mir weh. »Hast du sie geküsst?«
    »Nein.«
    »Hat sie dich geküsst?«
    »Ich habe ihr das Leben gerettet. Es war …« Wie sollte ich es sagen? Was wollte ich eigentlich sagen? Das Wort »adoptiert« war mir ganz spontan eingefallen. »Sie war so verdammt hilflos.«
    Sie stellte ihr Glas beiseite, erhob sich und begann, sich anzukleiden.
    »Theresa, bitte sei jetzt nicht albern!«
    »Wir sind nicht verheiratet«, entgegnete sie ruhig, während sie in die knapp sitzenden Jeans schlüpfte. »Du bist mir keine Rechenschaft schuldig.« Nun war sie fertig angezogen. »Und ich schulde dir

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