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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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keine Nachsicht.« Sie schwang die große Handtasche über die Schulter und ging.
    Erst war ich verblüfft, dann gekränkt und schließlich wütend.
    Der Lachs war zu fett, das Weißbrot an den Rändern schon ein bisschen angetrocknet, und ich kam zum Schluss, dass Frauen und Männer einfach nicht zusammenpassen. Ab einem bestimmten Punkt gibt es keine gemeinsame Basis mehr für ein Gespräch. Das war schon bei Vera so gewesen. Das Problem war nur: Man wusste im Voraus nie, wo dieser Punkt war.
    Die italienische Fenchelsalami schmeckte mir am besten. Und der Champagner war nicht übel, auch wenn mir mancher deutscher Sekt besser schmeckte und allein Champagner zu trinken irgendwie nicht funktioniert.
    Hätte ich besser den Mund halten sollen? Während ich Glas um Glas die Flasche leerte, überlegte ich, wie viele Beziehungen wohl nicht an zu vielen Lügen kaputtgingen, sondern an zu viel Ehrlichkeit.
    Als die letzten Tropfen aus der schweren Flasche in mein Glas fielen, öffnete sich leise die Tür. Theresa kam herein, stellte die Handtasche ab, begann wortlos, sich zu entkleiden, leerte nebenbei ihr Glas, dessen Inhalt längst warm sein musste, legte sich aufs Bett, öffnete die Arme und sagte: »Komm!«
    Ich ließ mich nicht zweimal bitten.
    »Ich liebe dich doch, du dämliche Dumpfbacke«, seufzte ich, als wir später atemlos und ineinander verknotet dalagen. »Aber frage mich jetzt bitte nicht, warum.«
    Plötzlich lachte sie. Nach einer Anstandsfrist stimmte ich ein, und dann lachten wir beide. Und plötzlich, wirklich von einer Sekunde zur nächsten, war alles wie früher. Alles, was sich zwischen uns gedrängt hatte, war wie weggeblasen, wie nie gewesen, und ich könnte bis heute nicht sagen, was es eigentlich gewesen war. Im Kühlschrank stand noch Sekt, weil dort immer Sekt stand, seit wir Inges Wohnung so schamlos missbrauchten. Wir füllten die Gläser neu, ich wurde langsam betrunken, wir stießen an, ohne zu sagen, worauf, denn wir wussten es beide.
    Theresa trank tüchtig, und als die zweite Flasche leer war, warf sie das Glas hinter sich an die Wand und rückte mit diesem unzweideutigen Schimmern in den Augen näher.
    Sie hatte noch nicht genug.
    Theresa war eine Frau, die im Grunde nie genug hatte.
    In diesem Augenblick trillerte mein Handy. Das Licht in Theresas Augen verglomm.
    »Moment«, sagte ich. »Tut mir leid. Ich hab vergessen, es auszuschalten. Tut mir wirklich leid.« Als ich das Gespräch wegdrücken wollte, las ich den Namen: Sarah.
    Meine Älteste schluchzte. Etwas war passiert. Es dauerte eine Weile, bis ich ihr Gestammel endlich verstand. Die beiden waren auf dem Weg ins Krankenhaus. Louise war vom Pferd gefallen.
    Inzwischen hatte auch Theresa mitbekommen, dass der gemütliche Teil des Abends zu Ende war. Ich lächelte sie entschuldigend an, sie lächelte zurück und streichelte meinen Rücken.
    Sarah reichte ihr Handy an Frau Herzberger weiter, die den Wagen fuhr.
    »Es ist nur zur Sicherheit. Vermutlich hat Louise sich lediglich den Ellbogen geprellt und die Schulter ein wenig gezerrt«, sagte sie. »Aber das geht so nicht weiter, Herr Gerlach. Ihr Bruno ist schwer gestört. Vermutlich ist er in der Vergangenheit misshandelt worden. Und zudem mag er keine Kinder. Das Tier braucht eine starke Hand. Sie riskieren die Gesundheit Ihrer Töchter, wenn Sie das weiter zulassen.«
    Die ganze Woche über hatte es immer wieder Probleme mit dem Wallach gegeben, erfuhr ich erst jetzt. Meine Mädchen hatten mir nichts davon erzählt. Vielleicht, um mich nicht zu beunruhigen, vielleicht, weil sie nicht wahrhaben wollten, dass nichts so lief, wie sie es sich erträumt hatten.
    »Man hat Sie betrogen«, meinte Frau Herzberger sachlich. »Reden Sie mit dem Verkäufer. Verklagen Sie ihn, wenn er nicht mit sich reden lässt. Louise hat einen guten Schutzengel. Es hätte schlimmer ausgehen können.«
    »Ich komme«, sagte ich.
    Theresa hörte auf, mich zu streicheln. Aber sie lächelte immer noch.
    Am Samstagmorgen gestand Sebastian Schlindwein in Anwesenheit seines Anwalts, Rafael Nunda getötet zu haben.
    »Stimmt, ja, ich hab den Blödmann plattgemacht. Aber ich wollt ihn nicht umbringen. Es ist ein Unfall gewesen.«
    Ich faltete die Hände auf dem Tisch. »Dann erzählen Sie mal.«
    »Er hat angerufen und wollt unbedingt mit dem Herrn Doktor reden. Irgendein Geschäft wollt er ihm vorschlagen. Aber ich hab dem Herrn Doktor gar nichts davon gesagt. Der macht keine Geschäfte mehr und ist froh, wenn

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