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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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er unbedingt mit ihm reden muss. Un-be-dingt. Und dass der Herr Doktor mir sehr dankbar wär, wenn ich ihn zu ihm lass. Bloß für fünf Minuten, hat er gesagt. Bloß für fünf Minuten.«
    Das alles klang glaubhaft. Wir fühlten ihm noch ein wenig auf den Zahn, versuchten, ihn zu verwirren. Aber Schlindwein blieb dabei. Er hatte Nunda lediglich eine Lektion erteilen wollen und die Lage später falsch eingeschätzt.
    »Kommen wir zu der Frau«, sagte ich irgendwann.
    »Von der Frau weiß ich nichts«, brummte er.
    Und dabei blieb er.
    Später unterschrieb er mit ungelenker Hand und trotziger Miene sein Geständnis. Damit war der Fall Rafael Nunda aufgeklärt. Und dennoch war ich sicher, dass er uns etwas Entscheidendes verschwieg. Ich war überzeugt, dass er auch den Mordversuch an Rosana auf dem Gewissen hatte. Solche Zufälle gab es einfach nicht.
    Ich ließ unseren überführten Verdächtigen abführen, Vangelis brachte seinen Rechtsbeistand hinaus, der kaum etwas gesagt hatte. Ich räumte meine Unterlagen zusammen, steckte die winzige Kassette aus dem digitalen Aufzeichnungsgerät ein und machte mich auf den Weg zu meinem Büro.
     
    »Bachmaier?« Die Stimme des Geschäftsführers klang verschlafen.
    »Gerlach hier. Es geht um Ihren Bruno.«
    »Deshalb klingeln Sie mich am Wochenende aus dem Bett?«
    Es war halb zwölf.
    Louise hatte wirklich Glück gehabt bei ihrem Sturz. Als ich ins Uniklinikum kam, hatten die drei mich bereits sichtlich erleichtert erwartet. Nichts war gebrochen. Das linke Ellbogengelenk der Patientin war nun mit einer hübschen, blauen Kunststoffschiene ruhiggestellt. Ansonsten hatte sie nur einige Prellungen erlitten und einen ziemlichen Schrecken bekommen.
    »Ich möchte vom Kauf zurücktreten«, sagte ich ins Telefon. »Bruno ist psychisch gestört. Außerdem kann er Kinder nicht ausstehen.«
    »Ihre Töchter sind ja wohl keine Kinder mehr. Und Bruno ist prima in Ordnung. Ich bin jahrelang selbst auf ihm geritten.«
    »Ich will mich nicht mit Ihnen herumstreiten. Wir sind erwachsene und, wie ich hoffe, vernünftige Menschen. Meinetwegen können Sie einen Teil des Kaufpreises behalten als Ausgleich für Ihre Umstände.«
    »Wenn Sie meinen, Bruno tickt nicht richtig, dann spendieren Sie ihm eine Therapie. Er ist Ihr Pferd und damit Ihr Problem. Sie haben einen Vertrag unterschrieben. Gekauft wie besehen, schon vergessen?«
    Ich nahm den Hörer ans andere Ohr.
    »Herr Bachmaier, Sie wissen, dass ich Beamter bin.«
    »Kommen Sie mir bloß nicht wieder mit der Leier! Wollen Sie etwa nachträglich den Preis drücken? Da läuft nichts. Absolut nichts läuft da.«
    »Sie wissen nicht, welche Art Beamter ich bin.«
    Die Tatsache, dass ich Leiter der Heidelberger Kripo war, machte keinerlei Eindruck auf ihn.
    »Das deutsche Zivilrecht gilt auch für Polizisten«, meinte er nur und gähnte. »Oder sollte mir da irgendwas entgangen sein?«
    Wenn es etwas gibt, was ich noch weniger leiden kann als arrogante Angeber, dann sind es arrogante Angeber, die auch noch recht haben.
    »Das sehen Sie natürlich vollkommen richtig.«
    Das Gespräch begann, mir Spaß zu machen.
    »Also, was wollen Sie dann noch?«, fragte er ungeduldig. »Ich würd mich gern noch mal bisschen hinlegen. War ’ne heftige Woche.«
    Und gestern vermutlich ein lustiger Abend.
    »Ich hatte vorhin ein interessantes Gespräch mit meinem Leiter des Dezernats für Wirtschaftsdelikte.«
    Jetzt war er still.
    Seine Firma beschäftigte sich mit dem Import und Export von Industriebedarf, hatte ich erfahren. Im Wesentlichen ging es dabei um den Verkauf von Werkzeugmaschinen und ganzen Produktionsanlagen aus den Konkursmassen pleitegegangener Betriebe. Irgendetwas Illegales oder auch nur Verdächtiges hatte bisher weder das Finanzamt noch der Zoll daran finden können.
    »Wird das jetzt so ’ne Art Erpressung?«, fragte Bachmaier sehr langsam.
    »Ich bitte Sie, was für ein schreckliches Wort!«
    »Und wenn ich damit zur Zeitung gehe?«
    »Das steht Ihnen selbstverständlich frei. Die Herrschaften dort würden sich bestimmt freuen über die Geschichte. Sie würden sich aber auch freuen über das, was ich zu erzählen habe.«
    »Sie sind mir ja vielleicht einer …«
    Zum ersten Mal schien Bachmaier mich als gleichrangigen Partner anzusehen. Wir sprachen jetzt sozusagen von Schlitzohr zu Schlitzohr.
    »Okay«, sagte er nach fünf Sekunden Bedenkzeit. »Wie? Wann?«
    »Am liebsten heute noch. Ich muss demnächst verreisen.«
    »In bar?«
    Balke

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