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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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durchkommt. Ich habe ihm gesagt, dass man noch nichts sagen kann. Als ich ihn gefragt habe, ob er etwas weiß über die Patientin, wer sie ist, wie sie heißt, da hat er einfach aufgelegt.«
    »Wie hat er gesprochen? Mit ausländischem Akzent zum Beispiel?«
    »Nee. Der war von hier. Echt Kurpfalz, Marke ultrabreit.«
    »Könnte Ihre Telefonzentrale eventuell seine Nummer herausfinden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Welche Uhrzeit war das ungefähr?«
    »Morgens, kurz nach acht. Moment mal …«
    Der Arzt mit der hellen Stimme sprach kurz und hastig mit jemandem im Hintergrund.
    »Muss Schluss machen«, keuchte er dann. »Sorry, hier brummt der Laden mal wieder. Wir kriegen zurzeit jede Menge Kopfverletzungen rein. Radfahrer ohne Helm, Motorradfahrer, Kopfsprünge in zu flaches Wasser. Das Übliche im Hochsommer.«
    »Kümmel war Ihr Name?«
    »Genau«, meinte er lachend, »wie der Türke.«

5
    Am nächsten Morgen bestellte ich Runkel zu mir und bat ihn, sich eine Liste aller Nummern zu besorgen, von denen aus vor zwei Wochen die neurologische Abteilung des Uniklinikums angerufen wurde.
    »Besonders groß sind unsere Chancen nicht«, gab ich zu. »Aber einen Versuch ist es wert. Wir wissen ja ziemlich exakt die Uhrzeit.«
    Mein Untergebener sah mich eine Weile unglücklich an, schien aber zu dem Schluss zu kommen, dass sich diese Aufgabe im Sitzen erledigen ließ und deshalb nicht allzu schweißtreibend sein würde.
    »Also, ich würd ja in dem Fall von einer Zelle aus anrufen«, meinte er.
    »Dann wüssten wir immerhin, wo diese Zelle steht. Das kann auch schon eine wertvolle Information sein.«
    »Obwohl, vielleicht ist er von der Hitze so blöd geworden, dass er nicht dran gedacht hat, wie leicht man heutzutage Anrufe zurückverfolgen kann.«
    »Möglich.« Ich nickte ihm aufmunternd zu in der Hoffnung, er würde sich an die Arbeit machen.
    »Wenn ich nur denke, was das früher immer für ein Theater gewesen ist mit Fangschaltungen und allem«, stöhnte er. »Da ist es schon ein Segen mit der ganzen Elektronik heutzutage. Muss man sagen.«
    »Allerdings. Da haben Sie recht.«
    Runkel gehörte zu den Mitarbeitern, bei denen man manchmal etwas deutlich werden musste, bis sie begriffen, dass die Audienz zu Ende war. So blickte ich demonstrativ auf die Uhr. Aber Runkel bemerkte es nicht einmal, weil er gerade sorgenvoll zur Decke sah.
    »Dafür hat man dann wieder andere Probleme«, überlegte er. »Vorhin, zum Beispiel, da ruft mich einer an und will wissen, ob man eine private Radarfalle betreiben darf. Ob das legal ist. So was hat’s doch früher nicht gegeben, oder?«
    Ich gab auf und beschloss, den leutseligen Vorgesetzten zu geben. Im Grunde hatte ich nicht mehr Lust zum Arbeiten als mein Mitarbeiter. Nebenbei schaltete ich den Laptop ein. Vielleicht hatte Theresa es ja doch geschafft, mir eine kurze E-Mail zu schicken?
    »Eine private Radarfalle? Wer kommt denn auf so eine verrückte Idee?«
    »Sein Nachbar, sagt er, von schräg gegenüber. In der Straße ist nämlich Tempo dreißig. Und weil die meisten sich nicht dran halten, hat dieser Nachbar eine Schaufensterpuppe als Polizisten verkleidet und ihr eine Art selbstgebastelte Radarpistole an die Hand geklebt. Und die hat er an den Straßenrand gestellt, und natürlich ist sofort Ruhe gewesen. Aber dann hat die Gemeinde ihm das mit der Puppe verboten, weil’s Amtsanmaßung ist oder irgendwas. Und seither macht der selber Messungen und fotografiert jeden, der zu schnell ist, und zeigt ihn an.«
    »Und darüber regt sich sein Nachbar auf?«
    »Dabei könnt er doch eigentlich froh sein, finden Sie nicht auch? Ist doch schließlich die gleiche Straße, wo er selber auch wohnt.«
    »Vielleicht hat er ihn auch schon mal erwischt?«
    Runkel wischte sich ein paar dicke Tropfen von der zerfurchten Stirn. Obwohl es gerade erst halb neun war, zeigte das Thermometer auf meinem Schreibtisch schon wieder neunundzwanzig Grad.
    Irgendwann verdrückte sich Runkel mit einem gemurmelten Gruß, um sich hinter seine neue, wichtige Aufgabe zu klemmen, wie er erklärte.
    Nun konnte ich endlich die Füße auf den Schreibtisch legen. Ich platzierte den Laptop auf meinem Schoß und öffnete meinen elektronischen Briefkasten. Wieder nichts von Theresa. Dabei gab es doch bestimmt auch in Thailand öffentliche PCs, Internetshops, irgendwelche Möglichkeiten, eine kleine E-Mail zu schreiben? Auch in Thailand funktionierten europäische Handys, hatte ich inzwischen recherchiert, und mit etwas

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