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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Über einem der Stühle hing eine sandfarbene Jeans mit schmutzigen Hosenbeinen, daneben lag ein Paar ebenfalls verdreckter Sportschuhe der Marke Reebok. Auf dem Tisch ein altertümlicher, mittelgroßer Koffer aus dunklem Leder mit geschlossenem Deckel. Balke öffnete eine Tür des Schranks und entging um Haaresbreite einer Katastrophe, als der halbe Inhalt auf ihn herabstürzte. Offenbar hatte Joshua, der eigentliche Bewohner des Zimmers, seine gesamten Habseligkeiten in den Schrank gestopft, bevor er es seinem Untermieter überließ. Balke hatte nun eine Weile zu räumen und zu fluchen, um den Krempel wieder hineinzustopfen.
    »Das ist der Koffer des Mannes?«, fragte ich die junge Frau.
    Gleichmütig zuckte sie die eckigen Schultern. Die Brüste unter dem T-Shirt hüpften. »Kann sein.«
    »Können Sie uns sonst noch etwas über ihn erzählen?«
    Wieder Schulterzucken und Brüstehüpfen. »Er hat Rafael geheißen und kaum was geredet und war die meiste Zeit unterwegs. Ich weiß nicht mal, woher er eigentlich kommt.«
    »Welche Sprache hat er denn gesprochen?«
    »Na, Deutsch. Nicht so richtig Deutsch, aber, Sie wissen schon.«
    »Gibt es jemanden hier, der mehr über ihn weiß?«
    Sie überlegte. »Joshua kennt ihn nur vom Telefon, das weiß ich. Beim Studentenwerk gibt es nämlich eine Vermittlungsbörse für Leute, die ihre Zimmer vorübergehend nicht brauchen.« Sie wies mit dem Daumen über die Schulter. »Drüben, Selma, die kommt aus Norwegen. Die müsste ein paar Tage mit ihm zusammengewohnt haben, bevor sie heimgeflogen ist. Und im hintersten Zimmer wohnt Pierre. Wo der gerade wieder steckt, keine Ahnung. Eigentlich wollte er ja die ganze Zeit hier bleiben und aufs Examen pauken. Aber bei der Hitze …«
    Draußen knatterte ein Hubschrauber in. geringer Höhe über die Dächer.
    »Aus welchem Land stammt denn dieser Pierre?«, fragte ich, als der Geräuschpegel ein Gespräch wieder zuließ. Balke war immer noch mit Aufräumen beschäftigt.
    »Senegal.«
    »Dann ist er auch schwarz?«, fragte Balke und balancierte vorsichtig einen schweren Karton voller Bücher in den Schrank. Endlich ließ die Tür sich schließen. Das Schloss knackte, Balke atmete auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Klaro«, erwiderte die Frau erstaunt, deren Namen ich vergessen oder noch gar nicht erfahren hatte. »Wieso?«
    »Was studieren Sie, wenn man fragen darf?«, wollte Balke wissen.
    »Nichts. Ich jobbe als Kellnerin«, antwortete sie freimütig. »Ich bin nur immatrikuliert, weil ich sonst keine Aufenthalts …«
    Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund, als könnte sie ihre letzten Worte dorthin zurückbefördern.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Dafür sind wir nicht zuständig.«
    »Ich komme aus Marokko«, fügte sie in einem Ton hinzu, als wäre das ein mildernder Umstand.
    Ich nahm ein Papiertaschentuch zur Hand, um am Koffer keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, und wenig später schnappten die Schlösser des Koffers auf. Ich klappte den Deckel hoch und begann, den Inhalt herauszunehmen und auf den Tisch zu packen. Viel war es nicht. T-Shirts, zwei fast weiße Hemden mit langen Ärmeln, eine gefütterte schwarze Jacke, die der Besitzer hier ganz gewiss niemals getragen hatte, ein Paar abgetretene Halbschuhe, vier Paar vor langer Zeit einmal weiße Tennissocken, ein bisschen Unterwäsche. Und endlich in einem Seitenfach das Wesentliche: Pass, Flugtickets, ein dünnes Bündel Hundertdollarnoten. Balke trug inzwischen Latexhandschuhe und fischte das Ticket aus der Hülle. »Air Portugal« stand darauf.
    »Rafael Nunda«, las Balke. »Luanda-Frankfurt und zurück, via Lissabon. Angekommen ist er am dritten Juli, der Rückflug ist für den fünfzehnten August gebucht.«
    »Also morgen.«
    »Er hat wirklich ganz gut Deutsch gesprochen«, sagte die Frau mit plötzlichem Eifer. Vielleicht dachte sie, dass es in ihrer Lage nicht schaden konnte, uns ein wenig zu unterstützen. »Er hat deutsche Vorfahren, und darauf hat er sich komischerweise schwer was eingebildet. Zu einem Viertel sei er Deutscher, hat er mir mindestens dreimal erzählt. Vielleicht hat er gedacht, dass ihm dann hier nicht so leicht was zustößt. Hat ja aber nichts geholfen, wie es scheint.«
    Balke blätterte den Pass durch.
    »Touristenvisum für zwölf Wochen«, sagte er halblaut. »Der Einzige, der uns möglicherweise mehr über Herrn Nunda sagen kann, wäre demnach Pierre aus Senegal?«
    »Was möchten Sie denn eigentlich wissen?«,

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