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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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spät.«
    »Bis wir da sind, wird’s ja schon dunkel.«
    »Bruno steht in einem Stall. Da gibt es vermutlich elektrisches Licht.«
    »Aber man muss doch sehen, wie er sich bewegt!«, stöhnte Louise im Ton eines Menschen, der versucht, einem Kind die Thermodynamik zu erklären.
    »Ich hätte ihn immerhin mal gesehen, und ihr könntet ihm Guten Tag sagen.«
    »Wenn schon, dann Gute Nacht«, brummte Sarah.
    Was mich wirklich beunruhigte, war die Tatsache, dass sie nicht herumschrien, dass sie mich nicht beschimpften. Dass sie mich offenbar als hoffnungslosen Fall betrachteten.
    »Herr Bachmaier hat bis halb acht auf uns gewartet.«
    »Wir haben ihn nämlich angerufen, weil man dich ja nicht erreichen konnte.«
    »Und jetzt hat er keine Zeit mehr.«
    »Morgen fliegt er nach China. Bis Ende der Woche.«
    »Er ist total sauer auf dich.«
    Sie wollten nichts hören von Mordanschlägen und überfahrenen Killern. Sie interessierten sich nicht für Heldentaten. Sie akzeptierten keine Entschuldigung und keine Erklärungen.
    »Du hattest es versprochen«, war alles, was ich zur Antwort erhielt.
    Zerknirscht wählte ich Bachmaiers Handynummer, die sie sich schlauerweise hatten geben lassen. Zu meiner Erleichterung nahm er sofort ab. Seine Reise nach Shanghai hatte sich kurzfristig um zwei Tage verschoben. Mürrisch bot er an, es in Gottes Namen morgen Abend noch einmal mit einer Besichtigung zu versuchen.
    Die Zwillinge nahmen die frohe Botschaft teilnahmslos zur Kenntnis.
    Könnten Töchter sich von ihren Vätern scheiden lassen, dann hätte ich demnächst wohl Post von ihrem Anwalt bekommen.

14
    Am nächsten Morgen leuchteten mir die Schlagzeilen entgegen.
    »Kripochef stellt Mafiakiller!«
    Was leider höchstens ein Viertel der Wahrheit war.
    »Zivildienstleistender rettet Kripochef das Leben!«
    Das stimmte schon eher.
    »Auftragsmörder von Bus zerquetscht! Passagiere geschockt!«
    Meine Töchter waren immer noch beleidigt, stellte ich beim hastigen Frühstück fest. Aber das würde sich heute Abend hoffentlich legen.
    Als ich um kurz nach acht mein Vorzimmer betrat, saß dort zu meiner Verblüffung Sönnchen. Gut gelaunt und in einem ebenso bunten wie altmodischen Sommerkleid bastelte sie an ihrem Drucker.
    »Ich hab’s im Radio gehört«, begrüßte sie mich fröhlich.
    »Und da haben Sie gedacht, Sie können mich nicht allein lassen, sonst mache ich womöglich noch mehr Dummheiten?«
    »Unsinn!« Sie lachte geschmeichelt. »Mir ist nur so furchtbar langweilig gewesen. Die ganze Zeit hänge ich bloß daheim rum.« Sie ließ vom Drucker ab und wandte sich der Kaffeemaschine zu. »Ich hab nichts im Garten gemacht und nichts im Haus, und dabei hatte ich mir doch so viel vorgenommen. Sogar zum Zeitunglesen war ich zu faul.«
    Die Telefone unserer Presseabteilung kamen seit gestern nicht mehr zur Ruhe, erfuhr ich in den nächsten Minuten, und ab sofort würde ich nicht nur vonseiten der Staatsanwaltschaft unter Druck stehen. Die übrigens auch schon angerufen hatte, wie mir Sönnchen beim ersten gemeinsamen Kaffee eröffnete.
    »Und außerdem hat vorhin ein Herr Hecker angerufen.« Sie schob mir eines ihrer kleinen, gelben Zettelchen über den Tisch. »Sie sollen sich bei ihm melden, Herr Kriminalrat.«
    »Sie sollen doch nicht immer ›Herr Kriminalrat‹ zu mir sagen, Frau Walldorf.«
    »Wieso? Sind Sie befördert worden, und ich hab’s nicht mitgekriegt?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber jetzt arbeiten wir schon ein Jahr zusammen, und Sie sind jedes Mal beleidigt, wenn ich Sie nicht ›Sönnchen‹ nenne. Da könnten Sie mich doch zum Ausgleich mit meinem Vornamen ansprechen.« Ich streckte meine Rechte über den Tisch. »Alexander. Aber das wissen Sie ja.«
    Sie ergriff meine Hand nicht.
    »Das geht doch nicht, Herr Kriminalrat.«
    »Wieso denn nicht? Andere Sekretärinnen duzen ihre Chefs auch.«
    »Das gehört sich einfach nicht.«
    »Und wenn ich nun wirklich irgendwann befördert werde? Werden Sie mich dann mit ›Herr Kriminaloberrat‹ anreden?«
    Sie dachte eine Weile nach. »Dann werde ich Sie einfach ›Herr Ober‹ nennen«, sagte sie dann ernsthaft und sprang auf. »Jetzt mach ich mal eine Runde durchs Haus. Eine halbe Stunde werden Sie es noch ohne mich schaffen.«
    Als Erstes, noch vor der Oberstaatsanwältin, war der Laptop an der Reihe. Eine neue Mail von Theresa: Liebekind ging es von Tag zu Tag besser, und vermutlich würde er pünktlich zum Ende seines vierwöchigen Urlaubs reisefähig sein. Außerdem

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