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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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schwarzer, kleiner BMW am Straßenrand drei Mal aufgeregt.
    »Bingo.« Balke zückte das Handy, um nach der Spurensicherung zu telefonieren. Ich ging zurück zur Rohrbacher Straße.
    »Sie sehen aber gar nicht gut aus«, sagte eine Stimme neben mir, die ich hier und jetzt nicht erwartet hatte – Klara Vangelis. Sollte die nicht in Griechenland im Urlaub sein? Oder hatte ich etwas durcheinandergebracht? Noch immer war ich ein wenig betäubt.
    »Geht schon, danke«, murmelte ich. »Ich bin die Rennerei einfach nicht mehr gewöhnt.«
    Das rechte Vorderrad des Busses war inzwischen angehoben. Ein silbergrauer, überlanger Kombi parkte in der Nähe. Zwei Männer in dunklen Anzügen halfen ziehen. Der Verkehr auf der Rohrbacher Straße ruhte immer noch.
    Balke kam dahergeschlendert.
    »War ja zu befürchten«, sagte er, »ein Mietwagen. Heute Vormittag am Flughafen Stuttgart übernommen. Der Pass des Typs lag praktischerweise im Handschuhfach. Name: Wiktor Rada. Wohnort, Moment … Dni-pro-petr-owsk«, buchstabierte er mit hochgezogenen Brauen. »Das liegt in der Ukraine.«
    »Ein Auftragskiller vermutlich«, meinte Vangelis sachlich.
    »Aber wir sind doch hier nicht in Chicago!«, entgegnete ich.
    Vangelis zuckte die Achseln. »Was nicht ist …«
    »Sind Sie nicht eigentlich im Urlaub?«
    Sie zog eine Grimasse und legte offensichtlich keinen Wert darauf, dieses Thema zu diskutieren.
    Gemeinsam beobachteten wir, wie ein bemitleidenswert schwitzender Notarzt in seiner viel zu warmen Kluft an dem blutigen Bündel herumzupfte. Balke wagte sich hinaus ins grelle Licht, um den Tascheninhalt des Toten an sich zu nehmen. Viel war es nicht. Ein flaches Portemonnaie aus vermutlich echtem Krokodilleder, ein Röllchen aus siebenundzwanzig Hundert-Euro-Scheinen, ein versilbertes Taschenmesserchen, ein frisch gebügeltes Seidentuch.
    »Nobel, nobel«, sagte Balke. »Wir arbeiten eben doch auf der falschen Seite.«
    »Sehen Sie sich an, was von dem Mann übrig ist«, versetzte ich, »und dann sagen Sie das noch mal.«
     
    Als ich Frau de Santos wiedersah, war schon später Nachmittag. Meine Kopfschmerzen hatten sich inzwischen ohne Tablette verzogen. Sie schlief.
    »Wir haben ihr eine Spritze gegeben«, erklärte mir eine Schwester, die ich hier noch nicht gesehen hatte. Mit einer gemurmelten Entschuldigung ließ sie mich mit der schlafenden Frau allein. Mir war es recht so. Ich setzte mich auf den Stuhl neben dem Bett, schaltete das Handy aus und stützte das Kinn in die Hände. Vom Flur drangen geschäftige Geräusche durch die dicke Tür. Geschirr klapperte, eilige Schritte huschten hin und her. Ich brauchte jetzt ein paar Minuten Ruhe. Und Zeit zum Nachdenken.
    Was war ihr Plan gewesen? Was hatte sie hierher geführt? Ihr Gesicht wirkte so unschuldig, wie sie da lag und kaum merklich atmete. Für wen war diese Frau eine solche Bedrohung, dass er ihr so hartnäckig nach dem Leben trachtete?
    Irgendjemand auf dem Flur lachte gern und viel. Das Zimmer war angenehm kühl. Hier ahnte man nichts von den Temperaturen draußen.
    Solange ich das blasse, entspannte Gesicht auch anstarrte, es entstand in mir kein Gefühl dafür, in welche Richtung ich meine Gedanken lenken sollte. Frau de Santos war nach unseren bisherigen Recherchen offenbar niemals zuvor in Europa gewesen. Und nun setzte sie sich plötzlich in ein Flugzeug, reiste nach Heidelberg, ohne zu wissen, dass man ihren Freund oder Helfer dort bereits ermordet hatte. Und wenige Tage später entging sie selbst nur knapp einem Mordanschlag. Was machte diese kleine Frau so gefährlich? Und vor allem: für wen?
    Nunda schien geahnt oder gewusst zu haben, dass Gefahr drohte. Er hatte noch versucht, sich eine Waffe zu besorgen, was ihm aber offenbar nicht mehr gelungen war. Sein Mörder war schneller gewesen. Auch Frau de Santos zu warnen, war ihm nicht mehr gelungen. Wem waren die beiden in die Quere gekommen?
    Ich blieb ungefähr zehn Minuten. Dann rückte ich den Stuhl zurecht und ging, kein bisschen klüger als zuvor. Engracia de Santos hatte sich nicht ein einziges Mal bewegt. Morgen. Morgen würde sie hoffentlich reden.
    Im Büro zurück, berief ich eine Krisensitzung ein. Klara Vangelis hatte bereits eine Sonderkommission zusammengestellt. Als Erstes galt es nun, die Identität des neuen Toten zu überprüfen. Sein Pass war vermutlich falsch. Wussten wir erst, wer der Mann war, dann gelang es uns vielleicht auch, seinen Auftraggeber zu ermitteln.
    »Einen Rückflug hat er nicht

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