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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gebucht.« Vangelis hatte sich offenbar in Windeseile in den Fall eingearbeitet. »Ich vermute, er wollte mit dem Wagen über die Grenze, sobald sein Job erledigt war.«
    »Der Pass ist nicht seiner«, sagte Balke, »Das Bild sieht ihm kaum ähnlich, wenn man ein bisschen genauer hinschaut. Aber es dürfte kein Problem sein, seinen wirklichen Namen rauszufinden. Die Ukrainer haben schon ein Fax mit allem, was sie brauchen.«
    Wir saßen in unserem Besprechungszimmer, da mein Büro für diesen Andrang zu klein war.
    »Eines möchte ich noch loswerden«, sagte ich, als jeder wusste, was er zu tun hatte. »Etwas sehr Unerfreuliches. Es muss in diesem Haus eine undichte Stelle geben. Nur ganz wenige Menschen haben gewusst, in welchem Krankenhaus Frau de Santos liegt. Und ich werde denjenigen kriegen, der das herumerzählt hat, verlassen Sie sich darauf. Und er kann sich schon mal auf eine sehr ungemütliche Zeit einstellen.«
    Das allgemeine Stühlerücken begann, man ging an die Arbeit. Balke blieb sitzen. Die ganze Zeit hatte er eine Telefonnotiz in der Hand gehalten.
    »Es geht noch mal um Rick«, sagte er, als endlich Ruhe eingekehrt war. »Ich habe heute Mittag mit einer Kollegin in Rostock telefoniert. Die haben da oben eine ziemlich dicke Akte über das Bürschchen. Er heißt Richard Ehrenfrid, aber Nomen ist hier eindeutig nicht Omen.«
    »Was hat er angestellt?«
    »Die klassische Karriere: Von der Schule geflogen – er stammt übrigens aus der Nähe von Hannover und war erst zwei Jahre in Rostock –, die meiste Zeit arbeitslos, häufiger Wechsel des Aufenthaltsorts. Immer wieder Festnahmen wegen Störung der öffentlichen Ordnung und Prügeleien. In der Skinhead-Szene ist er schon aufgefallen, lange bevor er in Rostock war. Später kamen dann tätliche Angriffe auf Ausländer und Menschen anderer Hautfarbe dazu. Bis heute war er dreimal in U-Haft, ist aber nie verurteilt worden. Letztes Jahr stand er sogar eine Weile im Verdacht, eine Vietnamesin auf offener Straße halb totgetreten zu haben. Aber da hat sich dann leider rausgestellt, dass es ihr eifersüchtiger Ehemann war.«
    »Wie alt ist der Bursche?«
    »Gerade mal zwanzig. Der wird’s noch weit bringen, wenn er so weitermacht.« Balke kam zum Wesentlichen. »Die Rostocker suchen ihn, weil vor fünf Wochen da oben ein Schwarzer aus Mosambik angeschossen wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchtem Totschlag. Beim Opfer handelt es sich um einen ehemaligen Werftarbeiter, Aufenthaltserlaubnis seit Ewigkeiten abgelaufen. Es hat Zoff gegeben in einer Hafenkneipe. Sämtliche Beteiligten waren sternhagelvoll, und unser Rick natürlich mittendrin. Worum es ging, kann keiner mehr sagen. Einiges an Mobiliar ist zu Bruch gegangen, und irgendwann ist ein Schuss gefallen. Gesehen hat natürlich niemand was, nicht mal der Wirt. Gegen Rick spricht eigentlich nur, dass er nachweislich am Tatort war und am nächsten Tag spurlos verschwunden ist. Die Rostocker haben einen internationalen Haftbefehl gegen ihn laufen.«
    »Dann war er vermutlich auf der Flucht«, überlegte ich, »und ist mehr oder weniger zufällig hier gelandet.«
    »Und ich nehme an, er hat dringend Geld gebraucht.«
    »Er hat vielleicht beobachtet, dass Nunda eine hübsche Menge Dollars in der Tasche hatte …«
    »Und da konnte er einfach nicht widerstehen.« Balke nickte und faltete seine Telefonnotiz zusammen.
    »Da ist nur eines, was mich an der Sache stört«, sagte ich. »Würde jemand, der halbwegs bei Verstand ist, in seiner Situation nicht alles daransetzen, nicht aufzufallen? Ich würde ja verstehen, wenn er stiehlt, um an Geld zu kommen. Dass er in einen Kiosk einbricht. Aber ausgerechnet Mord …?«
    »Das Wort Verstand kennt der nicht.« Balke erhob sich. »Und zum Stehlen ist er vermutlich zu dämlich.«
     
    Es war Viertel vor acht, als ich endlich nach Hause kam, und die Zwillinge erwarteten mich mit eisigem Schweigen. Mir war sofort klar, ich hatte etwas vergessen.
    Etwas Wichtiges.
    Das Pferd.
    Um sechs hatten wir fahren wollen, spätestens halb sieben. Und ich hatte nicht einmal angerufen.
    »Es hat wohl keinen Sinn, wenn ich euch erkläre …«
    »Nein«, erwiderten sie, ohne mich anzusehen.
    »Ich habe vergessen, mein Handy wieder einzuschalten, und es war wirklich …«
    »Ist uns egal«, schnitt mir Louise das Wort ab.
    »Versprochen ist versprochen«, ergänzte Sarah mit furchterregender Emotionslosigkeit.
    »Und wenn wir vielleicht jetzt gleich …?«
    »Viel zu

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