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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Mann – ja, die war echt gut drauf. Als hätte sie gekriegt, was sie braucht.«
    »Hat sie sich gar nicht gewundert, dass Nunda nicht hier war?«
    »Doch. Sie hat sogar nach ihm gefragt. Und ich hab ihr dasselbe gesagt wie Ihnen. Dass ich den lange nicht gesehen hab.«
    »Und wie hat sie reagiert?«
    »Das Komische war …« Er atmete einige Male tief ein und aus. »Ich hatte nicht das Gefühl, dass die sich um den Typ groß Sorgen macht. Der ging’s um was anderes. Dieser Nunda, der war ihr scheißegal.«
     
    »Welche Tütchen?«, fragte ich, und Balke blieb auf dem Treppenabsatz stehen, als hätte ich ihm ein Brett gegen die Stirn geschlagen.
    »Fünfundzwanzig Gramm! Hochreines Kokain!«, stieß er hervor.
    Ich packte ihn am Oberarm und zog ihn weiter. Vor wenigen Minuten hatte ich Pierre Duval gezwungen, sein Rauschgift vor meinen Augen in den Abfluss der Küchenspüle zu schütten. Es war ihm sehr, sehr schwer gefallen, und ich hatte bei der Vorstellung grinsen müssen, dass manche Heidelberger Kanalratte nun vermutlich einen beschwingten Nachmittag haben würde.
    »Das Kokain hätten wir vor Gericht sowieso nicht verwenden dürfen, weil Sie es ohne Durchsuchungsbefehl gefunden haben«, sagte ich zu Balke, der immer noch empört schnaufte. »Und Duval wird sich hier nie wieder mit irgendwas Verbotenem erwischen lassen. Sonst ist er dran. Das hat er begriffen.«
    »Dieser … dieser Mistkerl! Wir hatten hieb- und stichfeste Beweise, wir hätten ihn auf der Stelle festnehmen können. Das ist doch …«
    Er wagte nicht auszusprechen, was er von meiner Vorgehensweise hielt.
    »Und außerdem«, fuhr ich fort, »wird er in ein paar Wochen sein Examen machen und in den Senegal zurückfliegen. Was er dort treibt, kann uns egal sein. Aber ich hoffe, als Richter wird er es nicht mehr nötig haben zu dealen.«
    »Richter?« Balke blieb schon wieder stehen und riss die Augen noch weiter auf als zuvor. »Ich hör wohl nicht richtig! Sagten Sie Richter?«
    »Und jetzt überlegen Sie mal, was passiert wäre, wenn ich ihn festgenommen hätte: ein Vierteljahr U-Haft, sagen wir, pro Tag hundert Euro zu Lasten der Staatskasse. Der Prozess weitere fünftausend. Dann vermutlich Verurteilung auf Bewährung und Ausweisung, gegen die er natürlich sämtliche Rechtsmittel einlegt. Bis das Verfahren mit allem Drum und Dran abgeschlossen wäre, hätten sich mindestens fünfundzwanzigtausend Euro Steuergelder in Luft aufgelöst. Zudem hätte unser Freund sein Studium nicht abgeschlossen, und in einem Jahr wäre er wieder in Europa gewesen. Jetzt aber als illegaler Einwanderer, der genau weiß, wie man ohne Arbeit zu Geld kommt.«
    Balke schnaufte immer noch. Im Erdgeschoss roch es nach Sauerkraut und Bratwürsten. Als wir auf die Gasse traten, schlug uns die Hitze wieder entgegen. Unsere Räder standen beide noch da, Balkes funkelndes Mountainbike vermutlich fünfzig Mal so viel wert wie mein altes Rennrad. Nur sehr allmählich entspannte er sich. Hin und wieder schüttelte er noch den Kopf und murmelte Worte vor sich hin, die ich lieber nicht hörte.

17
    Der Nachmittag war furchtbar. Ich saß in meinem Büro, versuchte zu arbeiten, und es ging einfach nicht. Mehrfach nickte ich sogar vor dem Bildschirm meines Laptops ein, und Sönnchen erschreckte mich sehr, als sie klopfte.
    »Da ist wer am Telefon«, sagte sie besorgt. »Ich wollte Sie nicht wecken, aber er meinte, es sei dringend.«
    Offenbar hatte ich länger geschlafen, als ich dachte.
    »Sie ist weg«, sagte eine mir unbekannte Männerstimme mit schwäbischem Akzent.
    »Wer?«
    »Sie sind doch der Dings … Der Leiter K?«
    »Bin ich. Wer ist weg?«
    »Na, die Frau. Ich steh hier mit dem Kollegen Kohler vor ihrem Zimmer, und auf einmal ist sie weg.«
    Rosanas Zimmer lag im zweiten Obergeschoss. Es war also nicht anzunehmen, dass sie aus dem Fenster gesprungen war. Irgendwie musste es ihr gelungen sein, die beiden Beamten vor ihrer Tür zu überlisten, die wegen der Hitze vermutlich ebenso schläfrig waren wie ich. Ich legte die fünfhundert Meter bis zum Krankenhaus im Rekordtempo zurück. Als ich ankam, lag sie jedoch schon wieder in ihrem Bett.
    »Sie hat sich in einem der Nachbarzimmer ein Kleid und Schuhe geklaut«, berichtete mir der schwäbelnde Uniformierte, mit dem ich telefoniert hatte. »Nehme an, gestern schon. Dann …« Hilflos wies er irgendwohin. »Wie sie aufs Klo ist, war sie noch im Nachhemd, und … Ich meine, keiner hat gesagt, dass sie nicht aufs Klo

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