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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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alt war, und was noch fehlte, war meine Unterschrift.
    Es gab Tage, da bewunderte ich meine Töchter dafür, wie elegant sie mich um ihre zarten Finger wickelten. Meine zukünftigen Schwiegersöhne hatten schon jetzt mein Mitgefühl.
    Dann musste sofort telefoniert werden, Bachmaier schien fast auf meinen Anruf gewartet zu haben, hatte auf einmal jede Menge Zeit, und noch vor dem Mittagessen war ich mit ziemlich gemischten Gefühlen Besitzer eines Reitpferds. Da Bachmaier die ganze nächste Woche in China sein würde und meine Töchter keine Sekunde Aufschub mehr ertrugen, zog Bruno noch am selben Nachmittag um: aus seiner geräumigen Box in Weinheim in eine etwas kärglichere in Handschuhsheim, die merkwürdigerweise schon bereitstand.
    Auch Frau Herzberger, deren Funktion bei diesem Reiterverein mir noch immer nicht klar war, war offenbar ebenfalls schon auf Brunos Ankunft vorbereitet gewesen. Die ganze Zeit wurde ich das Gefühl nicht los, eine Nebenrolle in einem Film zu spielen, dessen Drehbuch ich nicht gelesen hatte.
    Am frühen Nachmittag, mitten im Pferdeumzugstrubel, kam die niederschmetternde SMS: Sie hatten nichts gefunden. Das Labor hatte auf meine Anweisung hin die Nacht durchgearbeitet und auch den ganzen Samstagvormittag, und das Ergebnis war und blieb negativ. An Rick Ehrenfrids Kleidung und Schuhen war nicht die winzigste Spur von etwas zu finden, was sich Rafael Nunda zuordnen ließ. Kein Blut, keine Textilspuren, keine sonstigen Anhaftungen, einfach nichts. Ich rief Balke an, und wir verabredeten uns für den späten Nachmittag in meinem Büro zu einer Krisensitzung unter vier Augen. Jetzt wurde es wirklich eng. Sollte Ehrenfrids nächster Anwalt ein wenig engagierter sein als sein Vorgänger, dann würden wir unseren Verdächtigen spätestens am Montag nach Rostock überstellen müssen, und wir standen im Fall Nunda wieder am Anfang. Trotz der Dollarnoten, die ja unbestreitbar aus Nundas Besitz stammten. Die Staatsanwaltschaft würde nicht einmal Anklage wegen Taschendiebstahls erheben, da sie damit ohne Zeugen vor Gericht keine Chance hatte. Ehrenfrid würde vermutlich einfach behaupten, Nunda habe ihm das Geld geschenkt.
     
    »Nach allem, was ich über ihn weiß, schätze ich Nunda nicht als jemanden ein, dem man mal eben so das Portemonnaie klaut.« Balke war nicht weniger deprimiert als ich.
    »Vielleicht hat er es ihm mit Gewalt abgenommen?«
    »Sie meinen, beraubt, aber nicht umgebracht?« Balke hob die Achseln und starrte auf seine Hände. Er war noch nachlässiger rasiert als sonst. Ringe unter den Augen kündeten von zu wenig Schlaf.
    »Sie sehen ganz schön fertig aus«, sagte ich mitleidig. »Gestern Abend gefeiert?«
    »Ganz im Gegenteil«, seufzte er. »Diese Mannheimer Nervensäge. Seit gestern ruft sie nun auch noch bei mir zu Hause auf dem Festnetz an. Dummerweise hat beim zweiten Mal Nicky abgenommen, und jetzt ist Krieg. Sie will mir einfach nicht glauben, dass nichts läuft mit dieser Verrückten.«
    Ich stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch.
    »Was halten Sie von einer Gegenüberstellung?«, schlug ich vor. »Ich nehme an, wenn Nicole die Frau sieht …«
    »Einen Versuch wäre es wert«, erwiderte er lahm. »Schlimmer kann’s jetzt sowieso nicht mehr werden.«
    Ich kam zum Thema zurück: »Verschenkt wird Nunda sein Geld jedenfalls nicht haben.«
    »Vielleicht war er schwul?«, grübelte Balke. »Und hat sich von Rick einen blasen lassen?«
    »Für dreihundert Dollar? So hübsch ist der Bursche nun wirklich nicht.«
    »Oder Rick hat ihm irgendwas verkauft?«
    »Was soll der denn zu verkaufen haben, das so viel wert war?«
    Die Augen meines Mitarbeiters wurden größer und größer. »Natürlich!«, platzte er heraus. »Der hat mitgekriegt, dass Nunda eine Pistole kaufen wollte!«
    Ich begriff sofort, worauf er hinauswollte.
    »Kein Mensch ist so bescheuert, eine heiße Waffe zu verkaufen, auf der womöglich die eigenen Fingerabdrücke sind.«
    »Doch.« Balke sah plötzlich wieder viel frischer aus. »Rick schon.«

19
    Schon mit meiner ersten Aktion in der neuen Woche hatte ich Pech. Sönnchen hatte auf meine Bitte hin die Nummer von Fahlenberg herausgefunden. Das war nicht ganz einfach gewesen, da dieser nicht in Heidelberg wohnte, sondern in der Nähe von Weinheim. Es war Montagmorgen, zwanzig nach acht. Ich hoffte, dass Donnas Besitzer kein Langschläfer war.
    »Hier bei Fahlenberg«, sagte eine derbe Männerstimme. »Schlindwein am Apparat.«
    »Ich würde gerne

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