Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
Herrn Fahlenberg persönlich sprechen. Gerlach ist mein Name. Meine Töchter pflegen sein Pferd.«
    »Der Herr Doktor ist aber außer Haus.«
    Der Mann sprach wie jemand, der erst spät begonnen hat, sich seinen kurpfälzischen Dialekt abzugewöhnen, und sich noch viel später einen halbwegs gehobenen Wortschatz zugelegt hat.
    »Wann wird er denn wieder zu erreichen sein?«
    »Kann ich nicht sagen. Er ist im Ausland.«
    »Aber er hat doch bestimmt ein Handy dabei.«
    »Selbstverständlich hat der Herr Doktor ein Handy dabei. Aber es ist mir nicht erlaubt, die Nummer rauszurücken.«
    Dann würde der geschätzte Herr Fahlenberg eben noch eine Weile auf sein Geld verzichten müssen. Er würde es verschmerzen.
    Sönnchen stand in der Tür und wartete ungeduldig darauf, dass ich endlich auflegte.
    »Der Herr Hecker ist auf der anderen Leitung«, erklärte sie leicht pikiert. »Er ist ziemlich unfreundlich heute, und es sei ganz furchtbar dringend.«
    Ich fragte mich, ob Hecker auch noch etwas anderes zu tun hatte, als für die Heidelberger Polizeidirektion den Hilfssheriff zu spielen.
    »Sie glauben ja nicht, was eben passiert ist«, sprudelte er los, bevor ich auch nur Guten Morgen sagen konnte. Ich fand nicht, dass er besonders unfreundlich klang. »Ich sichte hier gerade die Einreisemeldungen von Deutschen, die nach Angola kommen, und da flattert mir ein Formular von einem gewissen Bruder Georg auf den Tisch, das ist ein Ordensbruder aus Basel, der …«
    »Was hat denn ein Mönch mit unserer Sache zu tun?«
    Hecker schaltete einen Gang zurück, und zwei Minuten später stand Folgendes auf meinem Zettel: Bruder Georg hatte bis Mitte der Neunzigerjahre im Dienst eines schweizerischen Ordens mit französisch klingendem Namen in Angola gewirkt. Die Missionsstation lag im Hochland einige hundert Kilometer östlich von Huambo. Unweit von Matumbo hatten die Mönche damals eine kleine Schule unterhalten und sich um die medizinische Versorgung der einheimischen Bevölkerung gekümmert. Von Beginn an war es nicht leicht gewesen, die Station zu betreiben, und über die Jahre war es immer schwieriger geworden. Als der Bürgerkrieg die Gegend erreichte, hatte man die Station schließlich aufgeben müssen, und die letzten noch verbliebenen fünf Brüder, damals alle schon in gesetztem Alter, waren geflüchtet. Und nun hatte das Heimatkloster in der Nähe von Basel den rüstigsten dieser fünf zurück nach Angola geschickt, wo er nachsehen sollte, ob noch etwas zu retten war und sich eventuell ein Wiederaufbau lohnen würde.
    Was aber die Sensation bei all dem war und der Grund für Heckers Aufregung, erzählte er mir zum Schluss: Bruder Georg hatte die Familie Ribeiro bestens gekannt. Deren Farm lag nur fünfzig Kilometer von der Missionsstation entfernt, und mehr als einmal war eines der Familienmitglieder bei den Mönchen zur medizinischen Behandlung gewesen. Und im Augenblick saß Bruder Georg meinem Doktor Watson gegenüber und brannte darauf, mit mir zu sprechen.
    Der Mönch erzählte mir mit dröhnendem Bass, starkem alemannischen Einschlag und enormer Ausführlichkeit von damals, als die Welt auch in Angola noch halbwegs in Ordnung gewesen war. Und er schilderte, wie vor zwanzig Jahren alles immer komplizierter wurde, bis man schließlich vor zehn Jahren in heilloser Flucht sein Leben zu retten versuchte. Und natürlich kannte er Rosana. Die »kchlaine« Rosana.
    »Sie ist immer so lustig gewesen. Wir haben sie alle gern gehabt. Ein Mädel, mit dem Sie Pferde stehlen können, hätte man zu meiner Zeit gesagt. Und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Die konnte nämlich reiten und schießen wie der Teufel. Den jüngeren Bruder, den Manuel, den haben wir ja leider öfter bei uns gesehen. Der ist immer schon ein bisschen kränklich gewesen. Mal hat er eine Blutvergiftung gehabt, mal so einen merkwürdigen Infekt, bei dem nur unsere besten Antibiotika angeschlagen haben. Erst haben wir an Typhus gedacht oder die Malaria. Aber das war es dann zum Glück doch nicht. Die kleine Rosana, die ist ja immer kerngesund gewesen. Sie ist immer bei ihrem Bruder geblieben, wenn er bei uns sein musste, und hat auf ihn aufgepasst. Nur ein einziges Mal war sie selber Patientin bei uns. Das ist dann aber auch eine böse Geschichte gewesen. Vom Pferd war sie gefallen. Schwere innere Blutungen. Es hat bei Gott nicht viel gefehlt, damals.«
    Daher vermutlich Rosanas große Operationsnarbe. Und ist es ein Wunder, dass ich bei seinen Worten an meine

Weitere Kostenlose Bücher