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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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unbekannt.
    »Blödsinn, Blödsinn, Blödsinn«, brüllte Ehrenfrid und schlug auf den Tisch. »Das stimmt überhaupt nicht. Es war keine russische, es war …«
    »Na, was?«, fragte Balke freundlich.
    »Moment mal jetzt, ja?«, zeterte der Anwalt. »So geht das doch nicht!«
    »Eine tschechische.«
    »So eine alte CP 52, nicht wahr?«, fragte Balke.
    »Genau.« Rick aus Rostock nickte befriedigt.
    »Und was haben Sie Nunda für die alte Knarre abgeknöpft?«
    »Sechshundert. Dollar. War noch ’ne halbe Packung Munition dabei.«
    Als der Anwalt Luft holte, um endlich richtig loszulegen, begriff er, dass schon alles vorbei war.

20
    Auf meinem Schreibtisch lag immer noch der Zettel mit der Nummer der Bibliothek in Huambo. Aber ich verspürte wenig Lust, unseren ohnehin chronisch knappen Haushalt mit einem weiteren Ferngespräch nach Afrika zu belasten. Was war interessant daran, dass Rosana sich nach dem Tod ihres Bruders hin und wieder fromme Bücher ausgeliehen hatte? Andererseits bedeutet Verbrechen aufzuklären, Informationen zu sammeln, von denen sich neunundneunzig Prozent am Ende als belanglos erweisen. Wenn man nur im Voraus wüsste, welches das richtige Prozent ist. Seufzend nahm ich den Hörer in die Hand.
    Der Name auf meinem Zettel lautete Margret Hillary Scheffler, die ungewöhnlich lange Nummer gehörte zu einem Satellitentelefon, und es dauerte Ewigkeiten, bis das Gespräch zustande kam. Frau Scheffler sprach ein breites Südstaatenplatt, das ich kaum verstand. Dennoch merkte ich schon nach drei Sätzen, dass sie von uns Deutschen keine hohe Meinung hatte und zudem nicht einsah, warum sie mir Auskünfte über private Angelegenheiten ihrer Kundschaft geben sollte.
    »You know Mrs Ribeiro? Have you talked to her?«
    »Of course I know Rosana. And of course we talked to each other. But there is nothing the German police should know«, erwiderte sie spitz.
    Ich wünschte ihr für den kommenden Abend eine Schlange ins Bett und startete einen Versuchsballon.
    »Her brother died of Aids.«
    »I know.«
    »So maybe she was interested in kinds of therapy?«
    War es nicht naheliegend, dass Rosana sich mit der tödlichen Krankheit ihres Bruders beschäftigt hatte? Und mit möglichen Therapien dagegen?
    »She wasn’t at all.«
    Die Antwort war eine Spur zu zögerlich gekommen. Offenbar hatte ich nicht allzu weit danebengeschossen. Kurz krachte und rauschte es in der Leitung, dann hörte ich wieder Mrs Schefflers aufgebrachten Atem.
    »Was she more interested in ways of infection?«
    Nun war sie ganz verstummt.
    »You get Aids mostly by sexual activities.«
    Schon die Andeutung von etwas, was mit Sexualität zu tun hatte, versetzte Mrs Scheffler in geifernde Empörung. Im nächsten Satz betonte sie jedes einzelne Wort.
    »You’re a real horrible person!« Einige Male atmete sie tief durch, und ich fürchtete schon, sie würde auflegen. »There are many other ways of getting infected.«
    Selbstverständlich wusste auch ich, dass man sich Aids nicht nur im Bett holte.
    »For example?«, fragte ich unschuldig, und endlich hatte ich sie da, wo ich sie haben wollte. Sie konnte mich an ihrem Wissen teilhaben lassen. Sie erklärte mir, dass Junkies sich das Virus holen konnten, wenn sie die Nadel teilten und dass Ärzte sich bisweilen infizierten, wenn sie sich versehentlich mit einem blutigen Skalpell schnitten.
    »Where is Rosana?«, fragte Mrs Scheffler mit plötzlich dünner Stimme. »Haven’t seen her for weeks.«
    »She’s in Germany.«
    Ihr nun folgendes »What?« klang, als hätte ich erzählt, Rosana sei im Bordell gelandet.
    »Where in Germany?«
    »Heidelberg.«
    »Oh!« Sie schwieg eine Weile. »My husband was there for a few months. Before he was sent to Iraq …«
    Manchmal kommt einem die Weltpolitik so verteufelt nah. Manchmal schlagen die Bomben, die man sonst nur aus dem Fernseher kennt, unerwartet in nächster Nähe ein.
    Frau Schefflers Stimme hatte sich verändert, als sie weitersprach. »What a drama«, murmelte sie. »First the poor little baby, now her dear brother. What does God punish this poor little woman for?«
    Rosana hatte ein Kind gehabt?
    Wieder musste ich lange auf die Antwort warten. Dann erzählte sie mir, dass Rosanas Baby, das sie vor langer Zeit geboren habe, nur wenige Wochen gelebt habe, ehe Gott es zu sich geholt habe.
    Wieder war die Verbindung kurz unterbrochen, sodass ich die erste Hälfte des nächsten Satzes nicht mitbekam.
    »… internet here. It was quite a mess to

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