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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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fest im Mundwinkel.
    Anders gehorchte. Er zog den schweren Fisch hinter sich her
zu dem Sandfleck, auf dem sich die kleinen Wellen kräuselten. Kleine
Sandkörner blieben an dem schleimigen Hechtkörper hängen. Anders watete
hinaus, bis ihm das Wasser zu den Knien reichte, dann ließ er den Fisch ins
Wasser sinken und löste den Haken. Der Hecht drehte sich im Wasser, erst
einmal, dann noch einmal. Einige Sekunden trieb er mit seinem verletzbaren
gelb-weißen Bauch nach oben, als sammelte er Kräfte, dann schlug er mit dem
Schwanz und verschwand.
    »Is’ er geschwommen?«
    Anders nickte.
    Martin fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase. Er nahm
einen weiteren Felchen aus dem Eimer und schabte ihn mit dem Messer ab. Die
Schuppen legten sich wie nasses Silber auf die Schneide, und schon bald war der
fette Fischkörper schwarz und matt und schuppenfrei. Dann drehte Martin den
hellen Bauch nach oben, stach ein kleines Loch hinein und öffnete ihn mit
einem einzigen Schnitt. Es sah ganz einfach aus, wenn Martin einen Fisch
ausnahm.
    »Wie sollte man Hechte am besten töten?«, fragte
Anders.
    Martin kratzte den Blutrand mit dem Daumennagel weg, beugte
sich vor und spülte den Fisch im Wasser ab.
    »Ist fast unmöglich, sie umzubringen«, murmelte Martin.
»Am einfachsten ist es noch, ihnen den Kopf abzuschneiden.«
    »Warum lässt du sie wieder frei?«
    Martin warf den Fisch in den Eimer. Er schaute verträumt
über das Wasser. Die Muskeln in seinen braunen Unterarmen spielten. Martins
Finger waren dick und meistens leicht gebogen, die Nägel in der Mitte fast
gelb. Die scharfen Falten im gebräunten Gesicht, die Sehnen am Hals und die
Muskeln, die sich unter dem grauen Hemd abzeichneten, ließen Martin derb
aussehen. Er hatte Ähnlichkeit mit einem Cowboy, und Anders träumte davon, so
auszusehen wie Martin, wenn er alt war.
    »Tja, Anders, da fragst du was«, murmelte Martin, schaute
unzufrieden auf den kurzen Zigarettenstummel und warf ihn fort.
    »Seid ihr heute angekommen?«
    »Nur ich und mein Bruder«, sagte Anders. »Ich lasse die
Hechte nie frei«, fügte er hinzu.
    Martin legte den Kopf schräg und holte das Tabakpäckchen
aus seiner Brusttasche. Schnell drehten seine kräftigen Finger eine Zigarette.
Er leckte die Klebefläche des Blättchens an. »Du hast eine Mutter, die
Hechtfrikadellen machen kann. Wie geht es deinen Eltern?«
    Anders zuckte die Achseln. »Sie sind auf einer
Hochzeit.«
    »Jemand, den ich kenne?«
    »Glaub ich nicht. Erling Sachs. Er arbeitet mit meinem Vater
bei der Bank.
    »Ist die Braut hübsch?«
    Anders antwortete nicht. Er dachte an Bette Line, wenn sie
sich auf der Sonnenliege ausstreckte. Er sah sich selbst mit einem riesigen
Hecht in einem Eimer über die Wiese zur Terrasse gehen, wo Bette Line
Spenning, die bald Bette Line Sachs heißen würde, lag und sich sonnte. Und er
sah einen Hecht vor sich, der mit klaffendem Maul über den Rasen zappelte.
Anders musste grinsen.
    »Ist er nett, dieser Sachs?« Martin wischte die Schuppen
vom Messer auf seine abgetragene Hose, die voller Farb- und Dieselflecken war.
Anders betrachtete seine eigenen Beine. Neben Martin wirkten seine Schenkel
kindlich und dünn. Unwillkürlich bewegte er sich und stand auf. Er dachte
über die Frage nach. War Erling Sachs nett? Dieser große, magere Erling Sachs
mit dem scharfen Blick.
    »Er sieht aus wie ein Hecht«, sagte Anders, ein bisschen
geniert. Es wurde viel zu viel über Erling Sachs geredet, einen Mann, den er
nicht mal kannte. »Er hat sauviele Zähne im Mund.«
    »Und dein Bruder?«
    »Ist oben und liest.« Anders hielt das Gesicht in den Wind
und entdeckte in der Kurve einen Jungen in seinem Alter. Es war Freddy.
    Anders mochte Freddy, trotzdem ärgerte er sich, dass Freddy
auftauchte und seine wichtige Unterhaltung mit Martin unterbrach. Freddy
begriff nicht, dass Fischen wichtig war. Freddy mochte Lastwagen, Bulldozer und
Trecker – Dinge, die absolut nicht wichtig waren.
    Aus Freddys Brusttasche schaute heute ein Päckchen
Petterøes-Tabak hervor. Er klopfte sich auf die Brust und feixte. Anders
verabschiedete sich von Martin.
    »Hast du angefangen zu rauchen?«, fragte Anders, als sie
den Weg zum Laden hinaufschlenderten.
    Freddy sah zu ihm herüber, zog das Tabakpäckchen heraus und
öffnete es. Es war leer, nichts als ein weißes Stück Plastik war darin. Ein
Werbepäckchen. »Willst du Tabak?«, fragte Freddy mit

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