Schwarzes Gold und rote Locken
und diskret vorzugehen.
Cade überlegte. Zum Teufel mit der Vorsicht! Es wurde Zeit für ihn, seinen Instinkten zu vertrauen. Er würde Angelicas Bluff platzen lassen.
Entweder lieferte sie ihm einen Beweis dafür, dass diese mündliche Vereinbarung existierte, oder er würde sie vor die Tür setzen und die Sache der Rechtsabteilung von Landon Enterprises überantworten. Sollten sich doch die Juristen darum kümmern. Er war ein Ölfachmann und hatte anderes zu tun, als Detektiv zu spielen. Bisher hatte er stets darauf geachtet, sich weder an einen Ort noch an eine Frau zu lange zu binden, und nun war er hier, gefesselt an diese Stadt und Angelica Gordon! Und beide waren ihm herzlich egal.
Auf ihn warteten London und Dumai, wo ... Cade runzelte die Stirn. Wie hieß diese kleine Tänzerin doch gleich? Er konnte sich nicht erinnern. Er wusste nicht einmal mehr, wie sie aussah.
Aber sie wartete auf ihn, und das allein war wichtig.
In der Ferne tauchten die Positionslampen des Flugfeldes auf. Zufrieden leitete Cade die Landung ein. Sein Plan stand fest: Zuerst wollte er die schlafende Frau neben sich nach Hause und ins Bett bringen, dann ...
Ins Bett bringen ... Der bloße Gedanke daran ließ das Blut schneller durch seine Adern strömen. Er malte sich aus, wie er sie in die Arme nahm, die Treppe hinauftrug, sie langsam auszog ...
Niederträchtig, dachte er. Nein, flüsterte ihm eine leise innere Stimme zu, nicht niederträchtig. Verrückt. Es war der reine Irrsinn, in dieser Stadt zu bleiben und sich weiter mit Angelica abzugeben.
Goodbye, Dallas, dachte Cade. Goodbye, Angelica Gordon. Willkommen, Vernunft.
Angelica erwachte, rekelte sich - und hielt den Atem an. Ihr Arm schmerzte höllisch.
Stirnrunzelnd versuchte sie, sich zu orientieren. Sie saß in einem Wagen, dem Pick-up, der vom Helden der Ölfelder, Mr. Cade Landon, gesteuert wurde. Demnach mussten sie wieder in Dallas sein.
Vage erinnerte sie sich, wie er sie vom Krankenhaus zum Truck getragen, in seinen Armen gehalten und geküsst hatte, ohne auf ihren Protest zu achten. Ihre Reaktion darauf war ihm allerdings nicht entgangen.
Angelica erschauerte vor Scham. Wie hatte sie nur derart leidenschaftlich auf den Kuss dieses widerwärtigen Mannes reagieren können? Cade Landon war das arroganteste, egoistischste männliche Wesen, dem sie im gesamten Staat Texas begegnet war - und das wollte etwas heißen! Er hatte sie vor ihrem Bankier und ihren Geschäftspartnern blamiert, vor ihrer eigenen Crew gedemütigt und sie im Krankenhaus wie eine Schwachsinnige behandelt, und warum? Weil sie eine Frau und somit ein Geschöpf zweiter Klasse war.
Ihr Vater hatte sich ihrer Mutter gegenüber ähnlich verhalten. Oh, natürlich hatte er behauptet, sie zu lieben und nur beschützen zu wollen, aber Angelica erinnerte sich allzu deutlich daran, wie ihre Mutter sich darüber geärgert hatte. Keine intelligente Frau schätzte es, wenn man sie wie ein dressiertes Schoßhündchen behandelte.
Angelica seufzte. Heute war sie zwar nicht in der Verfassung, sich auf eine Konfrontation mit Cade einzulassen, aber morgen würde sie ihm unverblümt erklären, dass er sie entweder als Chefin von Gordon Oil akzeptierte, oder ..."
Oder was? Oder man würde sich vor Gericht wiedersehen? Landon Enterprises beschäftigte vermutlich Dutzende von Juristen und konnte problemlos einen Prozess durchstehen, der Millionen verschlang.
Sie hingegen hatte keinen Anwalt, nicht einmal einen Reinigungsservice, wie Cade taktloserweise bemerkt hatte. Auf ihrem Bankkonto befanden sich exakt dreiundfünfzig Dollar und achtundvierzig Cent.
„Bist du wach?"
Angelica schaute Cade an. Er hatte den Blick unverwandt auf die Straße gerichtet.
„Natürlich bin ich wach", erwiderte sie so würdevoll wie möglich. „Warum?"
„Ich wollte mich lediglich vergewissern. Du hast immerhin den ganzen Flug von Notrees bis Dallas verschlafen."
„Ich habe nur so getan", behauptete sie und strich sich das Haar aus der Stirn. „Das erschien mir reizvoller, als mich mit dir zu unterhalten."
„Du hast mich also reingelegt, Süße. Hätte ich das gewusst, hätte ich dich nicht zum Auto getragen."
Angelica errötete, sagte aber nichts. Er hatte sie getragen? So musste es wohl gewesen sein, sonst würde sie jetzt nicht im Pick-up sitzen. Während sie darüber nachdachte, erinnerte sie sich plötzlich, dass seine Hand ihre Brüste gestreift hatte, als er den Sicherheitsgurt öffnete. Dann hatte er die Arme um sie
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