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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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der Chromeria, drei Stockwerke unter der Erde. Im hinteren Teil eines der Räume befand sich ein schlichter Schrank, und in der Rückseite dieses Schrankes gab es eine versteckte Tür. Gavin nahm sich eine Laterne von einem Haken, drehte deren Feuerstein und war dankbar, als sofort eine Flamme zum Leben erwachte. Er ließ das Luxin los, das er gehalten hatte; es bildete auf dem Boden zwei Pfützen, die sich schnell auflösten. Dann schlüpfte er vom Gang in den Schrank.
    Die versteckte Tür schloss sich hinter ihm. Er öffnete die Schranktür. Eine Handbreit, dann blockierte sie. Da das Licht der Laterne nur durch den kleinen Spalt fiel, konnte er nicht erkennen, wo das Problem lag. Er griff durch den Spalt in die Dunkelheit. Seine Fingerspitzen trafen auf poliertes Holz, glatt und gerade, dann mehr davon, direkt darüber. Stühle.
    Nun, das war das Problem einer supergeheimen Tür, die in einem nicht mehr benutzten Lagerraum versteckt war, nicht wahr? Manchmal sahen Menschen einen nicht mehr benutzten Lagerraum und dachten, er solle ruhig benutzt werden, um dort Dinge zu lagern.
    Seufzend stellte Gavin die Lampe ab und stemmte die Schultern gegen die Tür. Er drückte, fest, fester. Die Tür schob sich noch einmal ein oder zwei Handbreit auf, während die übereinandergestapelten Stühle sich bewegten, bevor sie erneut blockierten. Er betrachtete die Laterne, wandelte einen grünen Stab und klebte einen Klecks roten Luxins ans Ende. Dann entzündete er das Rot mit Infrarot, schob die schmale Fackel durch die Lücke und steckte den Kopf durch den Spalt.
    Der ganze Raum war vollgestellt mit Möbeln, als seien ein halbes Dutzend Vorlesungssäle und Speiseräume ausgeräumt und alle Möbel hier eingelagert worden. Lieber Orholam. Gavin fluchte leise. Der einzig mögliche Durchgang befand sich auf Bodenhöhe. Er würde zwischen den Beinen der Stühle und Tische hindurchkriechen müssen.
    Wunderbar. Er ließ die Luxin-Fackel zerfallen und kroch los.
    Zehn Minuten später stand er auf, um sich den Staub von der Kleidung zu klopfen. Dann lauschte er eine geschlagene Minute lang an der Tür und hörte nichts. Schließlich trat er wie selbstverständlich in den Flur hinaus und schloss die Tür hinter sich. Er blies die Laterne aus; die Flure waren hell erleuchtet. Selbst drei Stockwerke unter dem Meer wurde von den Kirschaugen (den Rotwandlern unter den Schülern des zweiten, dritten und vierten Jahres) erwartet, dass sie die Lampen zu jeder Zeit mit rotem Luxin versorgten. Der Lagerraum befand sich klugerweise beinahe am Ende eines der langen Flure. Der Lift war nur einige Schritt entfernt.
    Da die Aufzüge für jeden in der Chromeria benutzbar sein mussten, also auch für Sklaven oder die Trüben, wie die Erstklässler genannt wurden, funktionierten sie rein mechanisch. Wenn jemand in den Aufzug trat, zeigte eine Skala an, wie viele Gegengewichte benötigt wurden. Wenn ein Wandler sich dafür entschied, weniger Gegengewicht zu benutzen, musste er an dem Seil diese Gewichtsdifferenz zusätzlich hinaufziehen. Sonst hatte er lediglich den Reibungswiderstand der Mechanik zu überwinden. Wenn er zu viele Gegengewichte benutzte, konnte es schwierig sein, im richtigen Stockwerk Halt zu machen. Für die schweren Frachten oder ganze Klassen gab es eigens einen großen, zentralen Aufzug, während diese Seitenlifts für kleinere Frachten gedacht waren. Und jeder Aufzugschacht verfügte über eine ganze Reihe von Liftplätzen und Seilen, damit zum Beispiel ein Botschafter nicht warten musste, bis ein paar Dutzend Erstklässler sich zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde begeben hatten.
    Gavin griff nach dem vorletzten Seil. Heimlichtuerei bedeutete, dass er nicht das Letzte nehmen konnte, obwohl jemand, der ihn sah und erkannte, sich fragen würde, warum er nicht den für einen Mann seines Ranges reservierten Aufzug nahm. Also stand es wahrscheinlich fünfzig zu fünfzig, welche Methode diskreter war. Er wandelte eine Bremse, legte den Hebel um, um sein eigenes Gewicht als Kontergewicht zu verdoppeln, und löste die Bremse.
    Er flog mit großer Geschwindigkeit nach oben. Obwohl er tief unter der Erde eingestiegen war, waren die Aufzüge hell erleuchtet. Am oberen Ende jedes Aufzugschachtes befanden sich Fenster, hinter denen stark polierte Spiegel aus Atash angebracht waren, die, solange die Sonne sie mit ihren Strahlen erreichte, natürliches Licht in den Schacht warfen. Die Einstellung der Spiegel alle paar Minuten war eine weitere

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